Vorschrift gefährde Gesundheitsversorgung

Lohnerhöhung für Pflegende? Luzerner Regierung winkt ab

In mehreren Luzerner Vorstössen werden bessere Arbeitsbedingungen für Pflegende verlangt. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Mehrere Luzerner Parlamentarier haben Vorstösse zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals eingereicht. Vorschriften für höhere Löhne will die Luzerner Regierung nicht erlassen. Doch die Forderung nach besseren Arbeitszeitmodellen findet Anklang.

Die Pflege soll attraktiver werden. Gerade die Pandemie hat die Bevölkerung für die unattraktiven Arbeitsbedingungen des Gesundheitspersonals sensibilisiert. In zahlreichen Kundgebungen gingen sie deshalb auf die Strasse mit dem Motto «Klatschen reicht nicht» (zentralplus berichtete). Deshalb wurden Luzerner Politiker aktiv. So zum Beispiel David Roth (SP). Mit einer Motion fordert er fünf Prozent mehr Lohn für Pflegende (zentralplus berichtete).

Löhne liegen in der Verantwortung der Spitäler

Bei der Luzerner Regierung findet der Vorstoss jedoch keinen Anklang. Der Hauptgrund: Eine entsprechende Vorschrift gefährde die Versorgungssicherheit. Luzern sei nämlich auch auf die Dienste ausserkantonaler Spitäler – wie zum Beispiel des Universitätsspitals Zürich – angewiesen. Der Regierungsrat befürchtet, dass diese Spitäler nicht mehr länger auf der Luzerner Spitalliste bleiben wollen, wenn sie vom Kanton Luzern zu höheren Löhnen verpflichtet werden.

Zudem liege das Festlegen der Löhne in der alleinigen Verantwortung der Spitäler. Da diese bereits mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen haben, geht die Regierung davon aus, dass diese bereits den ihnen möglichen Rahmen ausschöpfen. Die finanziellen Mittel für eine Lohnerhöhung müssten so durch höhere Krankenkassentarife oder kantonale Zuschüsse bereitgestellt werden. Der Luzerner Regierungsrat beantragt deshalb, die Motion abzulehnen. Stattdessen hofft er auf die Umsetzung der angenommenen Pflegeinitiative, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Kanton Luzern will für höhere Ausbildungslöhne sensibilisieren

Ein ähnlicher Wind weht bei der Antwort auf ein Postulat von Daniel Piazza (Mitte). Er setzt sich in seinem Vorstoss für höhere Löhne von HF-Studierenden in Gesundheitsberufen ein. Doch auch hier verweist der Luzerner Regierungsrat darauf, dass die Kompetenz zur Festlegung der Löhne allein bei den jeweiligen Unternehmen liege.

Zudem zeigen aktuelle Ausbildungszahlen, dass Gesundheitsberufe nach wie vor beliebt sind (zentralplus berichtete). Um das Anliegen der Postulanten dennoch aufzunehmen, will die Luzerner Regierung die entsprechenden Institutionen für die Thematik sensibilisieren. Deshalb beantragt er, das Postulat als teilweise erheblich zu erklären.

Ja zu besseren Arbeitszeiten

Ganz entgegennehmen will die Luzerner Regierung das Postulat von Stephan Schärli (Mitte). Er hat die Regierung aufgefordert, die Arbeitszeitmodelle des Luzerner Kantonsspitals und der Luzerner Psychiatrie zu überprüfen. Wie der Regierungsrat in seiner Antwort beschreibt, arbeiten das Luks und das Lups bereits heute daran, neue Lösungen für attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen. Unter anderem soll ein «Think Tank» mit vorwiegend jungen Mitarbeitern geschaffen werden.

Da es jedoch nach wie vor «intensive Anstrengungen» brauche, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, beantragt die Regierung, das Postulat als erheblich zu erklären. Man setze bei der Umsetzung entsprechender Massnahmen – gerade im Hinblick auf die angenommene Pflegeinitiative – jedoch auf eine gesamtschweizerische Koordination.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
    Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 03.03.2022, 11:06 Uhr

    Ich bin auch für bessere Arbeitsbedingungen bei den Pflegenden. Doch bei all dem müssen wir uns bewusst sein: Das alles zahlt der einfache Bürger. Das Geld für bessere Arbeitsbedingungen der Pflegenden muss ja von irgendwoher kommen. Für diejenigen die es noch nicht wissen: Geld fällt nicht wie Manna vom Himmel. Geld muss immer zuerst verdient werden, bevor es ausgegeben werden kann. Der einfache Bürger wird bessere Arbeitsbedingungen für Pflegende über kurz oder lang über höhere Krankenkassenprämien, höhere Pflegetaxen für Pflegeheime, höhere Steuern, usw. bezahlen. Man sieht es im Moment sehr gut in den USA, was passiert, wenn die Arbeitsbedingungen von Arbeitenden verbessert werden: Präsident Biden trat im Januar 2021 an mit der Aufforderung an die Bundesstaaten, den gesetzlich festgelegten Minimallohn auf 15 Dollar pro Stunde zu erhöhen. In einzelnen Bundesstaaten wurden die Minimallöhne z.B. schrittweise von 8.60 auf 15 Dollar erhöht. Auch hier: Jemand muss das bezahlen. Die Arbeitgeber haben die höheren Lohnkosten auf die Preise überwälzen müssen. Das Resultat ist eine Jahresinflation von 7.5% für den Monat Januar 2022. Diese Inflation trifft die unteresten Einkommensschichten am härtesten weil sie notgedrungen ihren Grundbedarf fürs Leben decken müssen. Zu jetzt höheren Preisen. Ja, sie erhalten mehr Lohn, aber das wird ihnen mit höheren Preisen gleich wieder weggenommen. Noch einmal: Ich bin auch für bessere Arbeitsbedingungen für Pflegende. Aber wir müssen uns alle bewusst sein, dass der einfache Bürger dafür bezahlen wird.

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