Standortdiskussion um die Salle Modulable

Weg mit dem alten Theater!

Steht an Stelle des Luzerner Theaters in einigen Jahren die Neue Theaterinfrastruktur alias Salle Modulable? (Bild: Carl Griot/AURA)

Während die Arbeit an der Studie zur Salle Modulable erst begonnen hat, wird der Standort bereits heiss diskutiert. Denn viele sind überzeugt: Der Standort wird für eine erfolgreiche Abstimmung zum Projekt entscheidend sein. Die Frage ist nur, will das Volk auf die Grünfläche beim Inseli oder das alte Theatergebäude verzichten? Und eigentlich war da ja noch ein dritter Standort.

Der jahrelange, internationale Rechtsstreit um die Salle Modulable ist beigelegt. Nun fängt ein anderer an – der Streit um den Standort der künftigen Neuen Theaterinfrastruktur (NTI). Und jeder weiss es besser. Auch politisch werden bereits Vorstösse gemacht.

In einem Postulat vom 12.12.2014 von Sandra Felder-Estermann im Namen der FDP-Fraktion, fordert diese den Stadtrat auf, sich dafür einzusetzen, dass der Standort Theaterplatz klar priorisiert wird. Mit der Beilegung des Rechtsstreits rund um die Salle Modulable habe die Kulturstadt Luzern eine zweite Chance erhalten, eine neue Theaterinfrastruktur zu verwirklichen, heisst es im Postulat.

Doch man müsse sich überlegen, dass das Projekt mindestens bei einer Volksabstimmung zu bestehen habe. «Die Bevölkerung muss hinter diesem grossen Projekt stehen», so Felder-Estermann im Postulat. Die FDP-Fraktion ist klar der Meinung, dass die grösste Akzeptanz vom Standort abhängig sein wird. «Ein gutes Bauprojekt am falschen Ort ist zum Scheitern verurteilt.»

FDP und JUSO sind sich einig

Es sei davon auszugehen, dass ein möglicher Standort für die NTI beim Inseli auf enormen Widerstand stossen werde, nur schon, weil das Bauen am See aus landschaftsschützerischen und ökologischen Gründen problematisch ist, so Felder-Estermann. «Bei der Abstimmung zur Zentral- und Hochschulbibliothek hat die Stadtbevölkerung zudem ein klares Bekenntnis zu den noch vorhandenen Grünflächen gegeben. Das Inseli ist eine solche, beliebte Grünfläche. »

Hier bläst auch die JUSO Stadt Luzern ins selbe Horn. Diese sammelt nämlich derzeit Unterschriften für die Initiative «Grüne Lunge statt Blechlawine», in welcher es um die Aufwertung des Inseli geht. Zur Standortdiskussion allgemein wolle man sich nicht äussern. «Sicher ist aber, dass wir die Salle Modulable nicht auf dem Inseli haben möchten», sagt Nik Rigert, Präsident JUSO Stadt Luzern.

Zwei oder drei Standorte?

Nun hat der Stadtrat in einer Stellungnahme auf das Postulat der FDP-Fraktion geantwortet. Diese fällt kurz aus. Die Studie laufe und solle bis im Herbst 2015 vorliegen. Der Stadtrat will dem nicht vorgreifen und alle drei Standorte gleich behandeln.

«Es gibt zwei Standorte: Der schönste am Theaterplatz und der optimale beim Inseli.»
Philipp Zingg, Präsident Theaterclub Luzern

Auch die Stiftung Salle Modulable will der Studie nicht vorgreifen und die Ergebnisse abwarten, bevor sie sich dazu äussert. Das Luzerner Theater gibt ebenfalls keine offizielle Stellungnahme ab. Patrizia Hort, Leiterin Kommunikation und Medien, sagt: «Das Luzerner Theater freut sich, dass es drei valable und zentrumsnahe Standorte gibt, die jetzt vertieft überprüft werden.»

Stadtrat und Luzerner Theater sprechen alle drei Standorte an. Allgemein ist der Standort Alpenquai jedoch kaum Thema. Auch im Postulat der FDP wird er in keinem Wort erwähnt.

Philipp Zingg, Präsident des Theaterclubs Luzern, sagt sogar: «Es gibt zwei Standorte: Der schönste am Theaterplatz, weil er im Herzen der Stadt und damit den Luzernern am Herzen liegt und der optimale beim Inseli, weil er durch die Nähe zum KKL organisatorische Synergien schafft.» Zum Glück jedoch, sei eine hochqualifizierte Firma mit der Erarbeitung der relevanten Grundlagen beauftragt. «Sie wird uns auf Ende 2015 die notwendigen Fakten und ein nüchternes, sachbezogenes Resultat liefern.»

«Auch der Alpenquai könnte eine Variante sein, wenn die Stadt nur ein klein bisschen grösser gedacht wird.»
Ruedi Meier, ehemaliger Sozialdirektor Stadt Luzern

Ruedi Meier, Historiker und ehemaliger Sozialdirektor der Stadt Luzern, ist hingegen der Meinung, man dürfe den dritten Standort nicht leichtfertig übergehen. «Auch der Alpenquai könnte eine Variante sein, wenn die Stadt nur ein klein bisschen grösser gedacht wird», so Meier und ergänzt: «Die Musikhochschule kommt an den Standort Südpol, ein Teil des Departements für Kunst und Gestaltung der Hochschule Luzern kommt in die Nähe des Seetalplatzes, ins Viscose-Areal. Auch das ist Stadt.»

Felder-Estermann von der FDP betont auf Nachfrage, dass der Alpenquai im Postulat nicht deswegen unerwähnt bleibe, weil sie ihn kategorisch auschliessen würden. Sie gingen jedoch davon aus, dass eine Überbauung der Grünfläche Alpenquai bei der Bevölkerung auf eine ähnliche Ablehnung stossen könnte, wie beim Inseli beziehungsweise in der Vergangenheit bereits bei der ZHB und dem Vögeligärtli.

Aufwertung des linken Reussufers

Ruedi Meier weiss jedoch auch: «Es besteht das Bestreben, die Salle Modulable nicht weit vom KKL zu bauen und das absolute Zentrum der Stadt als eine Kulturmeile der kurzen Distanzen zu erhalten.» Vor diesem Hintergrund könne er sich vorstellen, dass ein Abriss des alten Gebäudes akzeptiert werde, da es auch immer wieder ergänzt und umgebaut worden sei. Daher sei es baulich nicht sehr wertvoll. Zwei Bedingungen müssten aber beim Neubau eingehalten werden. «Man möchte weiterhin einen Platz am heutigen Ort, der Begegnungen ermöglicht und für verschiedene Nutzungen zur Verfügung steht.» Und als zweite Bedingung sieht Meier, dass das neue Gebäude kein Klotz sein dürfe und die Aussicht auf die andere Reusseite gewährleisten müsse.

Würde dies eingehalten, «dann kann das Ganze, mit dem Brückenkopf der Kapellbrücke und der autofreien Bahnhof- und unteren Theaterstrasse, ein enorm attraktiver Stadtraum werden.»

«Was das Inseli angeht, so müsste ein Projekt aufzeigen, wie es mit den Natur- und Tierfragen umgeht. Zudem wäre zu klären, wie das Inseli und der dortige Strassen- und Parkraum zu einem umfassenden, attraktiven Platz gestaltet werden kann.» Doch dieser Standort sei so oder so sehr umstritten. «Ich bin da skeptisch», so Meier.

Was, wenn das Theater bleibt?

Im Postulat fordert die FDP ebenfalls kritisch: «Falls der Theaterplatz trotz aller Vorteile nicht der gewählte Standort sein wird, fordern wir den Stadtrat auf, dies frühzeitig, vor Bekanntgabe des fertigen Gesamtkonzeptes zu kommunizieren. Gleichzeitig soll der Stadtrat auch aufzeigen, was mit dem alten Theater geschehen soll.»

Hier würde sich jedoch bestimmt eine Lösung finden. Die «Interessensgemeinschaft Kulturraum Boa» fordert in einem Grundlagenpapier die Umnutzung des derzeitigen Theatergebäudes an der Reuss in ein Luzerner «Volkshaus». Mit einem Volkshaus, einem neuen kulturellen Freiraum, solle das Gleichgewicht zwischen etablierter und alternativer Kunst wieder austariert werden (zentral+ berichtete). Ob die FDP diese Nutzung aktzeptieren würde, ist jedoch fraglich.

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