Seine Arbeit prägt die Krienser Fasnacht

Kultureller Verlust: Toni Meier schnitzt keine Masken mehr

Er hat weit über 3000 Masken angefertigt. Jetzt bleibt Toni Meier's Atelier für immer geschlossen. (Bild: ida)

Normalerweise freut sich das Umfeld einer Person, wenn diese kürzertreten kann. Im Falle von Toni Meier löst seine Pensionierung eher Trauer aus. Fast 60 Jahre lang kreierte er in seinem Atelier in Kriens Masken. Seine Werke haben die Fasnacht geprägt und haben es sogar bis in ein amerikanisches Museum geschafft.

Wer an die Kultur der Krienser Fasnacht denkt, hat automatisch bald auch die Krienser Masken vor seinem geistigen Auge. Diese haben schon lange Tradition, so tauchten die ersten Holzmasken in Kriens vor über 200 Jahren auf. Wer selbst ein stolzer Besitzer einer originalen Krienser Maske sein wollte, kam an Toni Meier nicht vorbei. Die letzten 57 Jahre lang schnitzte der Künstler unzählige Holzmasken und prägte damit massgeblich die Fasnacht in Kriens, Luzern und sogar Deutschland mit.

Toni Meier schliesst sein Atelier für immer

Am 1. November schrieb Toni Meier nun auf Facebook, dass er ab jetzt seinen wohlverdienten Ruhestand geniessen wird. «Aus gesundheitlichen Gründen und altershalber, habe ich nach 57 Jahren mein Holzbildhauer-Atelier am 31.10.2022 geschlossen.» Die letzten drei Masken, welche der Künstler in seiner Werkstatt produziert hat, zieren seine Meldung.

Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. So schreibt beispielsweise Willi: «Danke vielmal für die viele viele Maske wo du gmacht hesch, lueg dir guet.» Harry ehrt den Künstler mit folgenden Worten: «Für mich warst du ein, wenn nicht der kreativste Schnitzer in der Summe der Gesichtsausdrücke.»

Eine Gruppe, welche besonders auf die Schnitzkunst angewiesen ist, ist die «Original Krienser Maske». Jedes Mitglied hat mehrere Holzmasken zu Hause und trägt diese an der Fasnacht auch mit Stolz. Präsident Daniel Röthlisberger sagt gegenüber zentralplus, dass aus seiner Sicht nun der Beste seiner Zunft abtritt. «Ein grossartiger Künstler geht in den wohlverdienten Ruhestand.» Es gäbe einige kleinere Maskenschnitzer, allerdings sei das Niveau von Toni Meier schwer zu erreichen.

Die Gesundheit geht nun für Toni Meier vor

Auf Nachfrage von zentralplus, wie es dem Künstler geht, will Toni Meier nicht klagen. «Aber es ist schon so. Die letzten zwei Jahre habe ich sehr viel Zeit im Spital verbracht.» Durch seine Ausfälle im Atelier hatte sich auch Arbeit angestaut. Jetzt kann er sich endlich auf seine eigene Gesundheit konzentrieren.

Die Nachricht, dass es das Atelier an der Klösterlistrasse wohl nicht mehr lange geben wird, ging schon vor einigen Wochen durch die Szene. «Ich hatte jahrelang nicht mehr so viel Besuch im Atelier wie in den letzten Monaten», sagt Meier gut gelaunt. Von allen Seiten hagelt es jetzt Gratulationen zu seinem Lebenswerk. Mit dem Atelier schliesst ein Epizentrum der Krienser Fasnachtskultur. «Es ist halt so, wie es ist», sagt der Künstler. Bleiben wird auf jeden Fall seine Kunst. Und von seinen Masken gibt es nicht wenige. Weit über 3000 Fasnachts-«Grende» hat er in seinem ganzen Leben gestaltet.

Meiers Kunst ist von Deutschland bis New York vertreten

Viele von ihnen werden auch im Ausland getragen. «In Süddeutschland habe ich 70 Masken für eine Gruppe gestaltet», erzählt Meier stolz. Und nicht nur für die Fasnacht war er im Einsatz. So hat er eine Bandbreite an Holzfiguren hergestellt und auch historische Figuren kopiert. In Brasilien wurde beispielsweise ein historisches Kreuz gestohlen. Dieses hat der Krienser nachgebaut.

Seine Kundschaft kam aus der ganzen Welt: Brasilien, Argentinien, Indien, Kanada, Japan – selbst Theatermasken für New York hat er angefertigt. «In einem Museum in Amerika sind vier von meinen Masken ausgestellt.»

Bei unserem Besuch vor rund vier Jahren zeigte Toni Meier sein Können.

Verschwindet nun die Krienser Fasnachtskultur?

Kriens hatte zwei wichtige Künstler im Bereich des Schnitzens. Alois Blättler und eben Toni Meier. Blättler kam 1903 in Kriens auf die Welt. Sein künstlerisches Talent zeigte sich früh. So legte er eine von seinen Masken an der Kunstgewerbeschule Professor Mattmann als Probestück zur Aufnahme vor. Der Professor war so begeistert, dass Blättler darauf ein Semester kostenlos besuchen durfte. Alois Blättler verstarb 1978.

Toni Meier hat das Erbe von Alois Blättler weitergetragen. Wie geht es jetzt weiter? Das grosse Nachwuchstalent ist zwar nicht wirklich in Sicht, der Künstler bleibt aber optimistisch. «Ich bin mir sicher, dass es immer irgendwie weitergeht.» Einfach wird es allerdings durchaus nicht. «Es gibt zwar Kurse. Aber eine Maske ‹bröntzled› keiner einfach so auf den Tisch.» Meier erklärt, dass es lange dauert, bis jemand den Dreh wirklich raus hat. Es bleibt spannend, wer in die grossen Fussstapfen von Meier treten wird.

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