Luzerner Fasnacht: So war die zweite «Värsli-Brönzlete»

Es ist eine alte Stadtluzerner Tradition, an der Fasnacht Sprüche zu klopfen. Beim «Intrigieren» bekommt die Gesellschaft, Politik und das Leben ihr Fett weg. Die Värsli-Brönzlete hat diese Tradition 2020 wiederbelebt. Wir liefern dir einige Sprüche vom «Komische Fritig».

Autor

Philipp Lustenberger

Machen die Luzerner da einen auf Basler Schnitzelbänggler? Diese Frage kann im Zusammenhang mit der Värsli-Brönzlete gestellt und klar verneint werden.

Die Macher der Värsli-Brönzlete haben 2020 mit der Erstausgabe eine alte Tradition wiederbelebt. Das traditionsreiche Sprücheklopfen hat Wurzeln, die ins Spätmittelalter zurückgehen. Die sogenannten «Bänkelsänger» waren schon damals unterwegs. Nicht nur die Obrigkeiten aus Politik und Kirche wurden auf die Schippe genommen, auch das Volk.

«Mit dem Intrigieren wurde schon vor langer Zeit an der Luzerner Fasnacht in den Beizen das Publikum – häufig spontan und situativ – hochgenommen», erzählte Herbert Gut, einer der Köpfe der Värsli-Brönzlete, bei der Lancierung 2019 (zentralplus berichtete).

Die «Political correctness» und die Bröntzlete

Die Zeiten sind wirklich nicht einfach. Der Ukraine-Konflikt sorgt für schlimme Schlagzeilen (hier gibt es einen spannenden Gastbeitrag). Peti Federer, Sprecher des Luzerner Fasnachtkomitees sagt: «Wir machen Fasnacht und keine Politik oder Weltpolitik.» Es wird unabhängig davon immer wieder diskutiert, worüber noch gelacht werden darf.

Kurt Sidler ist OK-Mitglied bei den Värsli-Brönzlern und selbst aktiv unterwegs. Es sei in der heutigen Zeit nicht einfach, humoristisch aufzutreten. «Ist es schon Rassismus? Greift ein Spruch jemanden zu stark an? Diese Fragen beschäftigen uns sicherlich. Ich glaube, es ist einfach wichtig, dass die Brönzler nicht unter die Gürtellinie gehen.» Es dürfe durchaus ein bisschen gestichelt werden, jedoch ohne ein gewisses Niveau zu unterschreiten.

Diese Philosophie leben die Gruppen aktiv. Dies zeigt das Beispiel von «Haued em Hond de Schwanz ab». Als der Krieg ausbricht, nehmen die Brönzler der Fidelitas Lucernensis einen Spruch kurzerhand aus dem Programm.

Auch zweite Ausgabe ist ein Erfolg

Die Nachfrage nach einem humorvollen Abend ist gross. Die Karten für die Värsli-Brönzlete, welche in neun Luzerner Beizen über die Bühne geht, sind innerhalb von wenigen Tagen vergriffen. Zehn Brönzler-Gruppen ziehen von 18.45 Uhr bis um Mitternacht von Beiz zu Beiz.

Einige sind singend, andere reimend unterwegs. Vom Zunftmitgliedern bis zum Theologen sind verschiedenste Personen Mitglied der Gruppen, die Vielfalt ist beeindruckend. Und so hat auch jede Brönzler-Gruppe ihre Eigenart. zentralpus hat für euch einige Auftritte eingefangen.

urbi@orbi

Diese Gruppe besteht aus Urban Schwegler, Franz Zemp und Herbert Gut. Diese drei sehen nicht nur als Brönzler kirchlich aus, sie sind tatsächlich Theologen und arbeiten bei der Kirche. Zemp ist Pfarreileiter in Sempach und Eich, Schwegler ist Kommunikationsleiter der Katholischen Kirche Stadt Luzern und Gut ist Pfarreileiter im Würzenbachquartier. Auch ihren Arbeitgeber verschonen die drei nicht.

Zunftrat zu GordonBlööö

Bekannte Luzerner Fasnacht-Gesichter gehören zu dieser Gruppe. LFK-Präsident Daniel Abächerli und LFK-Sprecher Peti Federer spielen mit ihren Rollen. Wer ist nun der Wichtigere der beiden? Federer, mit seiner Funktion als Zunftrat der Zunft zu GordonBlööö, oder der einzigartige LFK-Präsident?

D Pfloteri-Motteris

Diese Gruppe kommt aus Malters und besteht aus Stefan Zihlmann und Matthias Fuchs. Beide sind im Motterirat, welcher die Malterser Fasnacht belebt. Es sei schon eine Herausforderung für Stadtluzerner zu schreiben, gestehen die beiden. Zu wissen, was die Bewohnerinnen und Bewohner bewegt. Ob Matthias Fuchs beim Schreiben die Themen getroffen hat und Stefan Zihlmann die passenden Bilder dazu zeichnet? Dies kannst du hier gleich selbst in einem kurzen Ausschnitt sehen.