Isa, garantiert kompliziert

Oops, I did it again

Was wohl Isa jetzt wieder umtreibt? (Bild: Mike Bislin)

Unsere Gesellschafts-Redaktorin Isabelle Dahinden hat ihren Dating-Radar nicht nach Kilometern, sondern wieder einmal auf bisherige Bekanntschaften beschränkt. In ihrer Kolumne fragt sie sich, wann man darüber spricht, was «es» eigentlich ist, was einen verbindet.

Ich hab's tatsächlich wieder getan. Einen zu daten, den ich bereits vor acht Jahren mal gedatet habe. Und vor sechseinhalb Jahren. Und vor fünf. Und eindreiviertel Jahr – ungefähr. Und jetzt halt wieder. Oopsie. Den Überblick zu behalten ist ja eh total überbewertet. Was soll ich sagen: Ich krame alte Liasons hervor wie andere ihre Socken unter der Couch. Nur dass das eben wirklich eine coole Socke ist, die ich da treffe.

Also alles easy. Kein Grund zur Panik, ich habe alles im Griff. Wir treffen, schreiben, sehen uns. Ganz so gelassen nahm es der Kreis meiner Anvertrauten nicht auf. Zwischen schrillenden Alarmklängen und dem Nachträllern sanftester Hochzeitsglocken kam eigentlich nichts zurück. So eine normale Reaktion wäre cool gewesen.

Jedenfalls: Ich bin da ja mittendrin. Und: Ich chill's. Bin total gelassen. Nehm's easy, s'chond wie's chond, well s'chond alles so wie's muess und so. Liege auf der Hängematte, sun on my face, Prösi-nippend – kurz: total relaxed.

Es ist ja nicht so, dass ich das geplant hätte. Dinge passieren nun mal – und vermutlich haben die meisten von ihnen einen Grund, den ich dann irgendwann einmal weiss, wenn das Universum bereit ist. Oder ich. Denn so wie wir damals immer irgendetwas «zwischen Nichts und nicht Nichts» waren, weiss ich auch jetzt nicht, was es ist. Das mit uns, meine ich. Zwischen ihm und mir.

Es läuft jedenfalls und es läuft was. Räusper. Ich finde ja: Wenn man einander mag und sich wieder in dieser Dating-Phase befindet, macht man's doch nur kaputt, wenn man gleich etwas definieren, labeln und in eine Schublade stecken will? Ausser der eine Part will nur vögeln, dann stempelt man sich das wohl am besten gleich auf die Stirn.

Wann kommt denn eigentlich dieser richtige Zeitpunkt? Beim Uno spielen? Beim Sex, Zähneputzen, morgens beim Kissenaufschütteln oder doch eher klassisch während dem Rüebli-Schnippeln? Und: Wie formuliere ich das? Na, du auch wieder hier, sehen wir uns jetzt öfters, für immer? Hey, was geht so ab mit uns? Cringe. Oder eher so eine versteckte Botschaft, seinen Badezimmerspiegel mit Abbildern meines mit rotem Lippenstift bemalten Kussmunds überhäufen – oder lieber gleich ihn?

Ich gehöre zu der Type, die sich beim Dating Zeit nehmen. Eine Kennenlernphase dauert bei mir mindestens neun Jahre. Denn – Trommelwirbel – es kommt jetzt zu einem Outing: Ich habe noch nie eine Beziehung geführt. Keine ernstzunehmende, erwähnenswerte jedenfalls. Es gab immer mal wieder Monate bis Jahre, in denen ich mich auf einen Mann konzentriert habe, wir uns intensiv gedatet und kennengelernt haben. Aber für eine Beziehung brauche ich Zeit und die Sicherheit, dass es das jetzt ist. Womöglich für immer. Ich Romantikerin.

Aber zurück zum Labeln. Wir haben's versucht, bevor wir uns wieder zum ersten Mal verabredet haben, damals, vor ein paar Wochen: gegenseitige Friendzone. Kumpels bleiben. Hat ja bestens funktioniert. Vielleicht ist das die Sache mit diesen Labels: Man ist machtlos, denn Kopf und Herz machen eh, was sie wollen.

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