Partnersuche? Warum die Wohnungssuche noch mehr stresst

Was wohl Isa jetzt wieder umtreibt? (Bild: Mike Bislin)

Eine neue Wohnung zu finden, die richtig passt, ist gar nicht so einfach. Und irgendwie ähnlich kompliziert wie den idealen Partner zu finden. Mit dem Unterschied, dass das eine nötiger ist. Die neue Kolumne von Gesellschafts-Redaktorin Isabelle Dahinden.

Ich krieg die Krise. Ich bin nämlich gerade auf Wohnungssuche. Und das ist wirklich semi-geil. Ähnlich kompliziert wie mit der Partner«suche». Nur, dass man ersteres eben wirklich braucht und letzteres einfach beiseite schiebt, wenns mühsam wird.

Wohnungslos glücklich? Ich vermutlich eher nicht. Single und glücklich? Oh ja. Kommt hinzu, dass die Wohnungssuche noch viel nervraubender ist. Und frustrierender. Ziemlich unsexy dazu.

Wohnung und Partner: Es gibt Mindestanforderungen

Aber von vorne: Meine zukünftige Wohnung muss ein Match sein. Sie muss dem Supersuperlike würdig sein.

Nur gibt es da zum einen Mindestanforderungen – und noch mehr Ausschlusskriterien. Ich habe Inserate studiert, da dachte ich: Jackpot! Und vor Ort checkte ich, warum keine Bilder von Klo und Küche hochgeladen wurden. Das Killerkriterium.

Schliesslich habe ich auf Weihnachten eine Pastamaschine gekriegt. Wo soll ich die verdammten selbstgemachten Nudeln aufhängen? Um die Rohre des Staubsaugers und um die Schubladengriffen wickeln? Einen Faden von Küche zum Wohnzimmer spannen? Scheint so, hat ja sonst nirgends Platz.

Oder dann gibt's da echt Wohnblöcke im 21. Jahrhundert, in denen jeder Bewohner einen fixen Waschtag mit fixen Zeitfenstern hat. Monat für Monat, für immer. Ich mein, geht's noch mehr Bünzli-haft? Gibt's hier etwa auch einen Extra-Container für die Kaffeerahm-Deckeli? Soll ich den Joint in der Küche mit angelassenem Abzug geniessen? Für den geplanten Dschungel auf dem Balkon ein Baugesuch einreichen?

Bei der Wohnungsbesichtigung: Alles ist so lovely!

Und bei diesen Wohnungsbesichtigungen ist ja alles so lovely, wie die Mieterinnen dann sagen. Oder meinte einmal eine zu dir: «Ja, die Dachterrasse ist geil – aber es seicht einfach ins Wohnzimmer, müssen Sie wissen. Uhuere Mais uf de Gass. Und bis das Wasser im 7. Stock warm ist, haben Sie Ihre Zähne geputzt, geduscht und eine Vase getöpfert. Apropos: Schwanger diese Toilette benutzen, geht nicht. Zu eng, das Bad. Vis-à-vis wohnt einer, der ist mega creepy, war mal im Knast. Und da die Waschküche gleich nebenan ist, tätscht's richtig an die Wohnungswand hier, mega meditativ.» Sie klopft an die Wand, Innenputz bröckelt ab. «Die Nachbarn hört man beim Vögeln. Aber ja: die Aussicht, die ist echt geil.»

Andere Wohnungen verwirren mich total. Ist das noch Charme? Oder ist das einfach abgefuckt? Kein Plan. Was soll ich sagen: Ich will die Wohnung einfach so richtig fühlen. Im Sinne von: mich Zuhause fühlen. Und dann realisiere ich, wie anspruchsvoll und geizig ich doch selber bin. Weil zu teuer soll die neue Bleibe eben auch nicht sein.

43 Schritte zum Prösi-Laden: Wenn das kein Super-Match ist

Und dann, dann steh ich endlich da. Herausgeputzt und adrett, in meiner absoluten Traumwohnung. Meinem Superlike. Hübsche Stuckaturen an Wänden und Decke, Balkon, alter Fischgrätenparkett, lichtdurchflutet, ruhig und doch superzentral. Schritte zu meinem Lieblings-Asiaten: 63. Schritte zum nächsten Laden mit Prösi: 43. Mein Herz schlägt höher. Viele Büsis in der Nachbarschaft. Kein fixer Waschplan. Ich steh also da – mit 88 anderen Bewerberinnen.

Während ich also in meinen Gedanken bereits Pflanzen und Bilder in der Wohnung platziere, jammere ich lauthals und markte die Wohnung so richtig herunter, in der Hoffnung, meine 88 Mitbuhler zu vertreiben. Oh Gott!, sage ich mit hochgezogener Augenbraue, gucke skeptisch auf den Boden, nachdem ich darauf rumgetrampelt bin. «Jääääää …» sage ich noch, hüpfe zur Tür, hantiere mit den restaurierten Türklinken herum und schüttle besorgt den Kopf. «Nä-ä.» Aber innerlich so: Ich heul gleich, wenn ich diese Wohnung nicht kriege.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Reuss Wolfgang
    Reuss Wolfgang, 04.02.2024, 17:01 Uhr

    Slogan: Wohnst du noch oder lebst du schon?
    Ich finde das bisherige Wohnen gesundheitsabträglich. Überall dieselben suboptimalen Grundlagen. Monopol. Durchmischung statt Diversität. Deshalb fordere ich Wahlmöglichkeit (wie beim Einkauf, wo ich zwischen Bioladen oder Fast Food wählen darf) statt Ausweglosigkeit beim Wohnen.
    Wählen dürfen zwischen Stille-Haus (etwa für Dauerkopfschmerzpatientin, Vulnerable) und Lärm-Haus. Wählen dürfen zwischen Nichtraucherhaus (für Atemwegs-Chronischkranke wie Asthma, COPD, Long-Covid und für Gesundheitsbewusste generell) und Raucherhaus (Rauchen ohne Reklamation, ohne Einschränkung, Frei sein: «Marlboro. Der Geschmack von Freiheit und Abenteuer», Slogan).
    So wären alle Menschen artgerecht bedient. Happy. – Zumindest würde es einem nicht unnötig schwergemacht.
    Und ist das nicht der Sinn des Lebens?
    Bahnbrechende Website Wohnenmusthave.

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