Luzerner Sesselrücken

Jung gegen alt – Zweikampf ums FDP-Präsidium

Fabian Reinhard (33, links) und René Peter (60) – wer wird das FDP-Präsidium erobern? (Bild: fotolia.ch/Bildmontage zentral+)

Um das Präsidium der städtischen FDP wetteifern zwei völlig unterschiedliche Kandidaten. Dabei gehts gemäss Recherchen von zentral+ unter anderem um Jung gegen Alt, aber auch um den abtretenden Präsidenten Daniel Wettstein. Dieser hat einen Favoriten, der vielen nicht in den Kram passt.

In der städtischen FDP rumpelts. Grund: Parteipräsident und Grossstadtrat Daniel Wettstein (59) wird seine beiden Ämter abgeben, wie er zentral+ gegenüber sagt. Denn Wettstein, der als Controller bei der Schweizerischen Nationalbank arbeitet, wurde im März in den Kantonsrat gewählt und will sich auf dieses Mandat konzentrieren. Wettstein amtet seit 2008 als Grossstadtrat und seit vier Jahren als Parteipräsident. Seine Nachfolge im Stadtparlament ist bereits geklärt: Für Wettstein nachrücken wird der junge Fabian Reinhard (33). Doch wer übernimmt das FDP-Präsidium? Hier stehen zwei spannende Kandidaten in den Startlöchern.

Ehrgeiziger Jungspund

Der eine Kandidat ist – Fabian Reinhard. «Ja, ich bin interessiert an diesem Amt», sagt er auf Anfrage von zentral+. Immerhin sei er schon vier Jahren in der FDP-Geschäftsleitung. Bei den letzten Kantonsratswahlen war er zudem Wahlkampfleiter der Stadt. «Wir haben einen Sitz dazu gewonnen, das ist nicht selbstverständlich», betont Reinhard.

Fabian Reinhard.

Fabian Reinhard.

(Bild: zvg)

Beruflich führt er seit fast zehn Jahren gemeinsam mit seinem Bruder die in Luzern beheimatete Seantis GmbH. Die Firma mit vier Angestellten bietet Webapplikationen in den Bereichen medizinische Forschung, öffentliche Verwaltung sowie Aviatik an.

Erfahrener Vize-Präsident

Der andere Kandidat ist FDP-Grossstadtrat, Stv.-Fraktionschef und Vize-Präsident René Peter (60). Peter ist seit September 2012 im Stadtparlament. Beruflich arbeitet er seit 25 Jahren als Finanzchef bei den Verkehrsbetrieben der Stadt Luzern (VBL).

René Peter.

René Peter.

(Bild: zvg)

Peter sagt: «Ich bin sehr motiviert, das Amt des Präsidenten zu übernehmen. Mit der Erfahrung im Parlament sowie als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission, bringe ich für dieses Amt sicher wertvolles Know-how mit. Die Fraktion steht hinter mir und hat mich als Präsidenten vorgeschlagen.»

«Die Fraktion steht hinter mir und hat mich als Präsidenten vorgeschlagen.»

René Peter, Vize-Präsident städtische FDP

Was zur interessanten Ausgangslage «Jung gegen Alt» führt. Nächsten Dienstag nun trifft sich der FDP-Vorstand und diskutiert über diese Ausgangslage. Er wird entscheiden, ob die Parteimitglieder an der Versammlung im August über einen Einer-Vorschlag oder einen Zweier-Vorschlag befinden kann. «Wir möchten mit einem Einer-Vorschlag vor die Parteiversammlung», sagt Peter. Und denkt dabei natürlich an sich.

Wettstein favorisiert Reinhard

Zusätzlich spannend an der ganzen Sache ist, dass noch Parteipräsident Daniel Wettstein offenbar nicht seinen Vize-Präsidenten, sondern den jungen Reinhard favorisiert und diesem das Amt schon schmackhaft gemacht haben soll. Denn die beiden stehen sich politisch sehr nahe, beide sind am rechten Rand der FDP anzusiedeln. Doch einem Grossteil der FDP ist der Jungspund noch zu unerfahren. Ihr Favorit ist klar René Peter, der immerhin schon bald drei Jahre Parlamentserfahrung hat – und auch beruflich viel Erfahrung mitbringt.

Wettstein will sich zum Thema nicht äussern. Zwar hat er zentral+ zuerst ausgiebig Antwort gegeben und dabei begründet, dass er die jüngere Generation gerne fördern möchte. Kurz nach dem Gespräch hat es sich der amtierende Präsident aber anders überlegt und sämtliche Zitate zurück gezogen. Begründung: Er möchte als Präsident dieses Thema nicht in der Öffentlichkeit besprechen, bevor sich der Vorstand damit befasst hat.

Chance für die Jungen?

Und was sagen die beiden Kandidaten zum Jung-gegen-Alt-Wettkampf? Fabian Reinhard: «Es geht hier nicht um graue Haare. Sicher ist es für mich mit 33 Jahren eine Herausforderung. Aber ich fühle mich bereit für diese Herausforderung und der Augenblick wäre gut geeignet, um der jüngeren Generation mehr Verantwortung zu übergeben.»

«Der Augenblick wäre gut geeignet, um der jüngeren Generation mehr Verantwortung zu übergeben.»

Fabian Reinhard, künftiger FDP-Grossstadtrat

Das sieht René Peter etwas anders. Er wolle den Jungen nicht im Weg stehen, im Gegenteil: «Als Präsident würde ich es als meine Aufgabe ansehen, die Jungen zu fördern.» Das könne etwa geschehen, indem Fabian Reinhard FDP-Vize-Präsident werde. Auch die Nomination von Yvonne Ruckli von den Jungfreisinnigen für die Einbürgerungskommission der Stadt sei ein Zeichen, dass man die Jungen einbinden wolle.

Verglichen mit anderen Parteien darf die FDP bezüglich Auswahl aber von einem Luxusproblem sprechen. So hat sich fürs Präsidium der kantonalen SP mit David Roth bislang nur gerade ein Kandidat gemeldet. Die FDP kann immerhin zwei valable Kandidaten präsentieren. Interessant dabei: Auch Roth ist erst zarte 30 Jahre alt.

Von Zunftbrüdern und Jugendwahn

Neckisches Detail 1: Wettstein, der nun Reinhard anstatt Peter als Präsidenten-Nachfolger favorisiert, ist nicht nur in der gleichen Zunft wie Peter, der Zunft zu Safran – Wettstein war sogar der Zunftgötti von Peter. Damit steht Daniel Wettstein im Clinch zwischen einem alten Zunftfreund und einem Jungspund, dem er bereits Hoffnungen auf das Amt gemacht hat.

Neckisches Detail 2: Innerhalb der FDP hört man in letzter Zeit vermehrt den nicht nett gemeinten Ausdruck «Jugendwahn». Kritisiert wird, dass die Partei zu offensiv auf ihre Jungmannschaft setze. Angefangen bei Kantonsrat Damian Müller (30), der sich bei der Nominationsversammlung für den Ständerat gegen Nationalrat und Parteipräsident Peter Schilliger (55) durchsetzte. Und nun soll mit Reinhard auch noch ein 33-Jähriger Präsident der FDP-Stadtpartei werden – anstatt der 60-jährige Vize-Präsident.

Daniel Wettstein.

Daniel Wettstein.

(Bild: zvg)

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