Franz Grüter mit animalischem Wahlkampf

Kampfkuh soll für die SVP in den Ring steigen

SVP-Schweiz-Präsident Toni Brunner und Kantonalpräsident Franz Grüter (rechts) zeigen stolz die Eringer Kampfkuh.

Schwarze Schafe, der Geissbock Zottel und nun eine Walliser Kampfkuh: Die SVP setzt, wenn es darum geht, ihre Wähler zu überzeugen, auf tierische Argumente. Der Luzerner Kantonalpräsident Franz Grüter will für die Wahlen im Herbst mit einer Kuh punkten. Angst machen ihm dabei nur die Tierschützer.

Kämpfen, ringen, sich messen: Das sind Worte, welche in SVP-Kreisen einen hohen Stellenwert besitzen. Das Leben ist ein Kampf und insbesondere das politische Dasein ein ständiges Kräftemessen. Mit zahnlosen, lavierenden Mitteparteien will man ebenso wenig zu tun haben wie mit den Linken, die, wenn sie nicht gerade den Kapitalismus überwinden wollen, einfach zu «nett» sind. Dagegen fahren die Mannen (und auch einige Frauen) der ehemaligen Bauernpartei mit schwerem Geschütz auf. Politik ist wie ein Schlachtfeld, da braucht es unerschrockene Krieger, die mit Hellebarden und Heldenmut in den Kampf steigen. Wahlkampf ist immer, ist überall – das hat sich die SVP auf den Leib geschrieben und damit hat sie auch Erfolg.

Urschweizerisches Zuchtprodukt

Dieses ständige Anrennen gegen die politischen Gegner, gegen die anderen, gegen die Nicht-SVPler, braucht Kraft, Energie – auch auf der symbolischen Ebene. Wie kann die Kriegsrethorik aufrecht erhalten bleiben, in einem Umfeld von konsenswütigen Gegnern, die immer nach Kompromissen schreien und die Segel strecken, bevor es richtig losgeht? Die «Friede, Freude, Eierkuchen»-Tendenz der anderen Parteien ist Gift für die SVP, die nur auf dem politischen Schlachtfeld richtig zur Geltung kommt.

Die Antwort hat die «Süneli»-Partei gefunden. Der Luzerner Kantonalpräsident Franz Grüter hat dafür sogar einen Ausflug ins Wallis unternommen. Und für einmal will er sich weder mit lammfrommen, noch mit dauer-meckernden Aushängeschildern zufrieden geben. Diesmal soll die Rechtspartei würdig vertreten werden – mit einer Eringer Kampfkuh, die er kürzlich in Gampel erworben hat. Ein urschweizerisches Zuchtprodukt, kraftstrotzend, angriffig, furchteinflössend. Genau das richtige Tier. Eringer Kühe gelten als eine Rasse, bei der auch die weiblichen Tiere ein hohes Aggressionspotential haben. Die Kuhkämpfe sind heute im Wallis eine grosse Touristenattraktion.

Mit auf die Reise ging übrigens der grosse «Parteibruder» Toni Brunner, Präsident der SVP Schweiz. Der prominente Kollege ist nämlich ein Kenner der Materie. «Er hat bereits eine solche Kuh auf seinem Hof», sagt Franz Grüter. «Aber diese ist meine Kuh», versichert er. Die junge Dame heisst übrigens «Micabol» und hat, wie man auf dem Bild sieht, bereits eine stattliche Figur. Wie teuer das Parteimaskottchen war, möchte Grüter nicht verraten. «Eine ausgewachsene Kuh kann bis zu 30’000 Franken kosten», so Grüter, aber für sein Tier habe er «nur» einen tiefen, vierstelligen Betrag hinblättern müssen. Aber der Handel sei eine aufwändige Sache gewesen, so Grüter. «Es dauerte geschlagene zweieinhalb Stunden, bis der Walliser Besitzer und ich uns die Hände schütteln konnten.»

Zu Ehren von Ueli Maurer

So weit, so gut. Das Walliser Rindviech ist nun also Eigentum des Luzerner Politikers. Das zweijährige Tier wiegt übrigens 600 Kilogramm und ist trächtig. Wird man Micabol schon bald im Garten von Franz Grüter in Eich antreffen, mit unverbaubarer Sicht auf den Sempachersee? Grüter winkt ab. «Bis im November wird sie auf einer Walliser Alp bleiben, danach wohnt sie auf dem Hof von Toni Brunner in Ebnat Kappel.» Er habe sich schon überlegt, die Kuh an der einen oder anderen Verantaltung zu zeigen. «Bundesrat Ueli Maurer kommt am 1. August nach Grosswangen, das wäre eine gute Gelegenheit, das Tier zu präsentieren», sagt Grüter und schmunzelt.

«Bundesrat Ueli Maurer kommt am 1. August nach Grosswangen, das wäre eine gute Gelegenheit, das Tier zu präsentieren.»

Franz Grüter, SVP-Kantonalpräsident

Auch in Bern hätte ein Auftritt mit seiner Kampfkuh sicher für Aufsehen gesorgt. Aber auch das lässt Grüter bleiben. Warum diese Zurückhaltung? «Ich befürchte, dass der Negativeffekt grösser wäre, als die positive Botschaft, welche ich eigentlich damit hätte überbringen wollen», sagt Grüter. Es hätte sicher die eine oder andere Tierschutzorganisation auf den Plan gerufen, die sich über nicht tiergerechtes Halten oder ähnliches aufgeregt hätte. «Das wollte ich vermeiden.»

Der vorsichtige Umgang mit der Kampfkuh deutet darauf hin, dass die SVP aus früheren Fehlern gelernt hat. Die Gegner warten doch nur darauf, dass man ihnen eine Schwäche offenbart – auch das gehört zur Kampftaktik, welche die Partei in allen Facetten zu beherrschen scheint.

Apropos Kampf: In den Ring steigen wird Grüters Kuh noch nicht. «Zum Kämpfen ist sie noch zu jung», sagt er. Grüter beschränkt sich auf das eine oder andere Fotoshooting auf der Walliser Alp. Das muss reichen. Das Tier soll sowohl für sein ICT-Unternehmen (Elektronik und Computertechnik) wie auch für die Wahlen ein Symbol sein für die Kampfeskraft des Luzerners. Dass sie zumindest für die Wahlen im Herbst nur auf Fotos, Plakaten und Prospekten zu sehen sein wird, sei kein Problem, meint Grüter. Sie ist für ihn, wie schon erwähnt, vor allem ein Symbol. «Die Eigenwilligkeit und die Erdverbundenheit sowie die Kampfeslust – das passt zu uns.»

Warum nicht ein Kampfhund?

So viel der Lobhudelei. Zum Schluss dürfen ein paar kritische Töne trotz allem Goodwill nicht fehlen. So kann man sich die Frage stellen, warum die SVP an Stelle einer Kuh nicht besser einen Kampfhund als Maskottchen gewählt hat. Schliesslich hat die Partei für gewöhnlich wenig Beisshemmungen, wenn sich ihr die Gelegenheit dazu bietet. Und die Kuh – auch wenn sie eine Eringer Kampfkuh ist – gilt gemeinhin als friedliebender Grasfresser. Passt das zur Volkspartei?

«Die Eigenwilligkeit und die Erdverbundenheit sowie die Kampfeslust – das passt zu uns.»

Franz Grüter

Die Eringer Kuh kämpft gerne gegen Ihresgleichen, ohne den Gegner ernsthaft zu verletzen, und ist offenbar stets fair. Das tönt fast schon nach politcal correctness. Ist das das neue Image der SVP? Zwar mit Hörnern, dafür zahnlos? So harmlos sei die Kuh nun auch wieder nicht, versichert Grüter. «Ich habe sie kämpfen gesehen – da geht es schon ziemlich zur Sache.»

Zu guter Letzt bleibt zu erwähnen, dass die Eringer Kampfkuh – so leid es mir tut, liebe SVP – eigentlich kein Schweizer Produkt ist. Die Vorfahren der Rasse sollen mit den Römern in das heutige Wallis gekommen sein. Dass die Partei, die für sich beansprucht, zu wissen, was die «richtige» Schweiz ist, mit einem Import-Produkt auf Werbetour geht – das geht gar nicht! Da loben wir Zentralschweizer unser urchiges Braunvieh. Das kämpft zwar nicht, ist aber ein Schweizer Tier. Ein richtiges.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Stefan Furter
    Stefan Furter, 02.06.2015, 18:47 Uhr

    Also mich als Wähler überzeugt die Kuh Micabol total. Sie hebt sich von der Masse der Rindviecher in der SVP ab und ist im Gegensatz zum Rest der Partei inhaltsvoll und vielseitig. Meine Stimme ist Micabol auf jeden Fall gewiss!

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