Langzeitfolgen sind unerforscht

IV in Zug wappnet sich für Long-Covid-Fälle

Gemäss Romana Zimmermann, Direktorin der Ausgleichkasse Zug, wurden bisher noch keine IV-Renten wegen Long Covid gesprochen.

Wer Long Covid hat, kann am Arbeitsplatz in seiner Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt sein. 17 Menschen mussten sich im Kanton Zug bisher im Zusammenhang mit einer Corona-Erkrankung bei der Invalidenversicherung (IV) anmelden.

Das Ende der Corona-Pandemie zeichnet sich ab. Die Langzeitfolgen von Covid-19 werden die Gesellschaft aber möglicherweise noch jahrelang beschäftigen. «Je nach Studie, Definition und Fokus ist ein unterschiedlicher Anteil von Covid-19-Erkrankten von Langzeitfolgen betroffen», sagte der Zuger Kantonsrarzt Rudolf Hauri diese Woche am Point de Presse der Corona-Taskforce. «Unabhängig davon scheint doch ein bedeutender Teil der Bevölkerung an teils gravierenden Symptomen über längere Zeit zu leiden.»

Seit bekannt ist, dass Covid 19 gravierende Langzeitfolgen haben kann, seien in der ganzen Schweiz verschiedene spezialisierte Angebote entstanden. Am Luzerner Kantonsspital beispielsweise gibt es eine Long-Covid-Sprechstunde – Zug hielt das bisher nicht für nötig (zentralplus berichtete).

Vielfältige Symptome: Fachwelt lernt ständig dazu

Hauri begrüsst es deshalb, dass sich das Bundesamt für Gesundheit derzeit einen Überblick über die bestehenden Angebote verschafft. «Davon ausgehend ist zu prüfen: Haben wir ein ausreichendes Angebot und haben wir die richtigen Angebote?», meinte Hauri dazu. Grundsätzlich setzen die Kantone bei der Therapie von Menschen mit Long Covid auf Bewährtes: Hausärzte, Fachärztinnen, Physiotherapie, Ergotherapie, Rehabilitation, psychiatrische Institutionen und ambulante Dienste.

Rudolf Hauri am Point de Presse vom 8. Februar.

«In einem so jungen Tätigkeitsfeld ist es normal, dass Verbesserungspotenzial besteht», meinte Hauri. Eine Herausforderung in Bezug auf die Langzeitfolgen von Covid 19 sei es, dass vieles noch unbekannt ist. «Was brauchen diese Patienten tatsächlich? Was kann die vielfältigen Symptome positiv beeinflussen? Die Fachwelt muss noch einiges lernen und erforschen», so der Zuger Kantonsarzt.

Schweizweit 1700 IV-Anmeldungen wegen Long Covid – 17 in Zug

Klar ist: Wer von Long Covid betroffen ist, kann am Arbeitsplatz in seiner Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt sein. Das kann sogar dazu führen, dass Gelder der Invalidenversicherung beantragt werden müssen. Fast 1700 Personen haben sich 2021 schweizweit wegen Long Covid bei der IV angemeldet. Im Kanton Luzern wurden bis letzten September 33 solcher Fälle registriert (zentralplus berichtete). Und in Zug?

«Bis heute haben wird 17 IV-Anmeldungen im Zusammenhang mit Covid 19 erfasst», sagt dazu Romana Zimmermann. Sie ist die Direktorin der Ausgleichskasse und der IV-Stelle Zug. Da sind allerdings auch Personen dabei, die aufgrund von Vorerkrankungen in Kombination mit einer Covid-Ansteckung Probleme bekamen.

Bisher noch keine IV-Renten wegen Long Covid

Das Problem: «Es gibt kein typisches Krankheitsbild. Die Betroffenen haben ganz unterschiedliche Symptome. Manche können eingeschränkt weiterarbeiten, andere brauchen Unterstützung am Arbeitsplatz oder fallen für längere Zeit aus, verbunden mit der Gefahr eines Arbeitsplatzverlustes», erzählt Zimmermann. Das primäre Ziel ist es, diese Menschen im Arbeitsmarkt zu behalten. Nach dem Prinzip «Eingliederung vor Rente» ist die IV-Stelle sehr darum bemüht, dass die Betroffenen ihre Stelle nicht verlieren.

Grund: Ein Wiedereinstieg gestaltet sich manchmal als schwierig, besonders, wenn die Arbeitsfähigkeit längerfristig eingeschränkt ist. «Wenn sich langfristig Beschwerden zeigen, macht es deshalb Sinn, sich frühzeitig bei der IV zu melden und sich nach Unterstützungsmassnahmen zu erkundigen», meint die Direktorin.

Die IV arbeitet mit Ärzten, dem regionalen ärztlichen Dienst (RAD) und unabhängigen Gutachterinnen zusammen, die Erfahrung haben mit ähnlichen Krankheiten und Symptomen. Bisher wurden noch keine Renten aufgrund von Long Covid in Zug gesprochen. «Noch haben wir keine Langzeiterfahrung für dieses Krankheitsbild. Wir wissen noch nicht, wie sich diese Fälle entwickeln und ob sich der Zustand der Betroffenen nach einigen Monaten noch massiv verbessern kann», meint Zimmermann.

Verwendete Quellen
  • Website Luzerner Kantonsspital zur Long-Covid-Sprechstunde
  • Kennzahlen zur Coronavirus-Pandemie in der Schweiz und in Liechtenstein
  • Point de Presse vom 08. Februar
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 14.02.2022, 10:04 Uhr

    Vermutlich machen die Freiheitstrychler dann auch noch einen Fackelzug vor die IV-Stelle. Man weiss ja nie, vielleicht lässt sich Long-Covid wegtrychlen! Welcome to Flacherdenland.

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 14.02.2022, 09:46 Uhr

    CFS ist leider schon länger sehr weit verbreitet, in der Schweiz leiden laut Expeternschätzungen zwischen 16’000 und 24’000 Menschen darunter.

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