Aushubmaterial der Luzerner Bypass-Tunnels

Insel, Hügel oder Deponie: Wohin mit 4,5 Millionen Tonnen Gestein?

Die Luzerner Ufschötti entstand aus dem Bauschutt des Sonnenbergtunnels. (Bild: zvg)

Das letzte Mal, als ein Tunnel durch den Sonnenberg gebohrt wurde, entstand aus dem Aushub die Ufschötti. Für das Material aus den neuen Bypass-Tunnelröhren ist anderes vorgesehen.

Wann genau die Arbeiten am Bypass-System beginnen, lässt sich heute noch nicht sagen. Die Planauflage des Strassenprojekts läuft noch bis am 8. Juli (zentralplus berichtete). Danach wird man harte Einspracheverhandlungen führen müssen.

Wenn es dann endlich losgeht, werden eine Unmenge logistische und verkehrstechnische Probleme gelöst werden müssen. Eine davon: Wohin mit dem ganzen Gestein aus den zwei neuen Tunnelröhren?

Wohin fahren 297'000 Lastwagen?

Die Nord- und Südröhre haben zusammen eine Länge von rund 7'600 Metern. Das Bundesamt für Strassen (Astra) rechnet mit insgesamt 4,45 Millionen Tonnen Aushubmaterial. Zur Illustration: Ein durchschnittlicher dreiachsiger Kipplaster kann rund 15 Tonnen Material transportieren. Das würde dann rund 297'000 Lastwagenfahrten bedeuten, um alles aus dem Tunnel abzutransportieren.

Nur: Wohin sollen die Lastwagen das ganze Material bringen? Beispiele dafür, was man mit derart viel Sand, Geröll und Gestein anfangen kann, gibt es genügend – man muss nicht weiter als bis zur Luzerner Ufschötti blicken.

Das beliebte Freibad ist heute ein fester Bestandteil der Stadtidentität. Entstanden ist die «Aufschütte» aber erst in den 1970er Jahren aus dem Bauschutt des Sonnenbergtunnels.

Neues Reussdelta aus Gotthardgestein  

Andere Projekte, die mit Aushubmaterial realisiert wurden und werden, finden sich in den Kantonen Uri und Obwalden. In Uri wurde mit dem Ausbruchmaterial zweier Grossprojekte – der A4-Umfahrung Flüelen und dem Gotthard-Basistunnel der Neat – das Reussdelta neu gestaltet. Dieses beinhaltet neue Inselgruppen und Flachwasserbereiche.

«Es wurde kein geeignetes Projekt ausgemacht, das sich anbieten würde.»

Richard Kocherhans, Bundesamt für Strassen

Ähnliches ist auch für den Alpnachersee vorgesehen. Zwischen Sarnen und Sachseln soll ein Hochwasserentlastungsstollen entstehen. Ende Jahr soll es mit den Bohrungen losgehen. Mit dem Aushub soll der Alpnachersee mit Flachwasserzonen und Flachmoorgebieten aufgewertet werden.

Kein geeignetes Projekt gefunden

Was also könnte man mit den 4,45 Millionen Tonnen Aushub aus den neuen Bypass-Tunnels realisieren? Seitens des Bundes bestätigt man, dass mit dem Kanton Luzern Gespräche zu diesem Thema geführt wurden. «Wir haben diesbezüglich alle Möglichkeiten geprüft», sagt Richard Kocherhans vom Astra auf Anfrage. Auf Details will er zwar nicht eingehen, verrät aber, dass sowohl Projekte zu Wasser wie zu Land angedacht wurden. «Es wurde jedoch kein geeignetes Projekt ausgemacht, das sich anbieten würde.»

Statt eines Renaturierungs- oder Aufwertungsprojekts soll nun Folgendes mit dem Bauschutt geschehen: Er wird auf zahlreiche Deponien in der gesamten Zentralschweiz verteilt. Alleine im Kanton Luzern bestehen derzeit rund ein Dutzend solcher Deponien, die vor allem auf verschmutztes Aushubmaterial ausgerichtet sind.

Es werden also lediglich Deponielöcher gestopft. Das ist einigermassen ernüchternd. Bis der grosse Bohrkopf sich durch den Sonnenberg frisst, dauert es aber ja noch eine Weile ­– vielleicht kommen bis dahin ja noch die zündende Idee für ein Projekt, das es mit der Ufschötti aufnehmen kann.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von paul
    paul, 08.07.2020, 07:06 Uhr

    @greter
    ein bischen warten und schon bald wird eine gute (schon vorhandene) idee von jemanden mit einem bekannten namen präsentiert und plötzlich eird diese idee weiterverfolgt ….. so läufts halt.
    aber hoffen wir alle auf eine gute und nützliche idee.

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 07.07.2020, 06:17 Uhr

    Es ist falsch, dass kein geeignetes Projekt ausgemacht werden konnte. Es gibt gute, umsetzbare Ideen welche nicht verfolgt werden. Da sie nicht aus der Feder einer Person mit Doktortitel, mea culpa, mit akademischem Grad stammen haben die leider grundsätzlich keine Chance.

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