Stadtbekannter Luzerner Wortakrobat verstorben

«Habakuk verdient einen richtig schönen Abschied»

Habakuk, der in Luzern stadtbekannt war, ist vergangenen Donnerstag verstorben. (Bild: ida)

Vielen Luzernern hat er zu seiner Lebzeit ein Lächeln oder ein paar Denkfalten ins Gesicht gezaubert. Letzten Donnerstag ist der stadtbekannte Wortakrobatiker, den man insbesondere unter dem Namen Habakuk kannte, verstorben. Doch auch über den Tod hinaus dürfte das Original den Leuten im Gedächtnis bleiben. Und sogar Gutes tun.

«Lächeln ist hochansteckend!», liest man am Dienstag in einer ungewöhnlichen Todesanzeige. Kurt Habermacher, der in Luzern als Habakuk bekannt war, ist vergangenen Donnerstag gut ein Jahr nach seiner Krebsdiagnose verstorben.

Habakuk hat sich nicht für den «klassischen» Lebensweg entschieden. Früh hatte er eine Abzweigung genommen, die manche als schiefe Bahn bezeichnen würden. So hatte er viel gekifft, entwickelte Psychosen und war manisch-depressiv. «Was er aber nie verloren hat, sind seine Intelligenz und das Faible für mehrdeutige, lustige und tiefgründige Sprüche», fasst Franziska Bründler zusammen, die als Inhaberin von Fidea Design während der letzten sechs Jahre mit Habakuk zusammengearbeitet hat (zentralplus berichtete).

Dass die Krankheit bei Haba immer dominanter wurde, sei in den letzten Wochen nicht mehr zu übersehen gewesen. Dennoch sei er immer optimistisch gewesen und habe noch viele kreative Projekte anpacken wollen. Franziska und das ganze Team von Fidea standen auch in den letzten Wochen und Tagen rege mit Haba in Kontakt. «Fast täglich hat er angerufen und oft auch Briefe geschrieben», so Bründler. Die beiden Luzerner verband eine tiefe und reiche Freundschaft, die nicht immer nur einfach war.

Von explosiver Kreativität bis zum totalen Rückzug

Täglich kam Haba, wie er von seinen Freunden genannt wurde, bei Bründler im Büro vorbei, schrieb seine Sprüche von Hand und unterhielt – je nach Phase das ganze Team in der Kaffeepause mit seinem Humor und Schalk. Die Karten wurden von Fidea Design online und im Laden verkauft. Haba wiederum erhielt für seine Arbeit vor Ort einen Stundenlohn. Vor allem aber erhielt er Tagesstruktur. «Befand er sich gerade in einer manischen Phase, platzte er regelrecht vor Kreativität und produzierte wie wild. Manchmal wurde es auch etwas extrem, dann wurde er laut und ich musste ihm bestimmt klarmachen, dass das so nicht geht.» Dann wieder, während seiner depressiven Phasen, habe man ihn regelrecht «suchen» müssen, erinnert sie sich.

Habakuk, auch Haba genannt. (Bild: zvg)

«Der Umgang zwischen uns war sehr respektvoll. Eine Tatsache, die Haba bis zum Schluss sehr geschätzt hat», so Bründler. Tatsächlich war die Zusammenarbeit mit Fidea Design für Habakuk wichtig. So wird Fidea Design in der Todesanzeige denn auch als Familie bezeichnet.

«An Habas Arbeit verdienen möchten wir nach seinem Tod nicht mehr.»

Franziska Bründler von Fidea Design

Auch nach dem Tod von Habakuk soll seine Arbeit gewürdigt werden. Bei Fidea Design beschloss man, die noch vorhandenen Unikate weiterhin zu verkaufen. «Von gewissen Produkten haben wir noch recht viele, andere sind bereits ausverkauft. Manchmal produzierte Haba so viele, dass wir nicht wussten, wohin wir damit sollen», sagt Franziska Bründler. Die handgeschriebenen Karten jetzt nachzudrucken, kommt für die Geschäftsinhaberin nicht infrage. «Es handelt sich um Unikate, die allesamt handgeschrieben sind.»

Was für sie jedoch klar ist: «An Habas Arbeit verdienen möchten wir nicht mehr. Wir verkaufen die Karten nun zwar für fünf statt für zwei Franken. Das Geld geht aber zu 100 Prozent an die Luzerner Gassenarbeit und ans Netzwerk Traversa. Diese beiden Vereine haben in Habas Leben eine wichtige Rolle gespielt und ihn immer unterstützt.»

Bereits jetzt spüre sie ein wachsendes Interesse an Habakuks Werken. «Heute morgen wurden alle drei Adventskalender bestellt, die wir von ihm noch an Lager hatten. Und dies, obwohl wir sie für 200 statt 50 Franken angeboten haben.»

Nicht nur das Schreiben lag ihm. Auch schuf Habakuk eindrückliche Näharbeiten. (Bild: zvg)

Respekt für seine «vielseitigen Schichten»

Eine weitere Person, die Habakuk gut kannte, ist Ruth Zust. Im Gespräch mit zentralplus erklärt sie: «Ich versuchte ihn – Haba – in seinen vielseitigen Schichten zu respektieren, seine Ansprüche zu kanalisieren und freute mich immer über gemeinsam Gelungenes. Habas Tod schmerzt, die Erinnerung an ihn lächelt. So denken wir alle in der Papeterie Linsi.»

«Die Gedenkfeier wird mit wenigen Leuten, aber dafür mit viel Musik von Prince abgehalten.»

Franziska Bründler

Die Beerdigung Habakuks findet im kleinen Rahmen statt – etwas anderes ist derzeit auch gar nicht möglich. Franziska Bründler sagt: «Die Familie hat sich richtig Mühe gegeben, den Abschied stimmig zu gestalten. Haba verdient einen richtig schönen Abschied.» Sie verrät lächelnd: «So wird zwar die Gedenkfeier mit wenigen Leuten, aber mit ganz viel Musik von Prince abgehalten. Haba vergötterte Prince!»

Mehr über Habakuk liest du hier:

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