Fälle werden komplexer und aufwendiger

Wirtschaftsdelikte in Zug fast auf Rekordniveau

Damit Cyber-Kriminalität besser verfolgt werden kann, soll die Staatsanwaltschaft zusätzliche Ressourcen erhalten.

Der Zuger Regierungsrat gibt detailiert Auskunft über die Strafuntersuchungen wegen Wirtschaftsdelikten. Die Statistik zeigt: Mit der Anzahl der Fälle steigen auch die Pendenzen stark an.

Die Zuger SP wollte von der Regierung wissen, wie oft die Behörden zu internationaler Wirtschaftskriminalität im Kanton ermitteln. Die Regierung konnte diese Frage zwar nicht präzise beantworten, gewährte aber doch einen spannenden Einblick in die Tätigkeit von Polizei, Staatsanwaltschaft und Obergericht zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität.

Im vergangenen Jahr wurden bei der Staatsanwaltschaft 332 Verfahren wegen Wirtschaftsdelikten registriert, nationaler und internationaler Art. Im Zehnjahresvergleich gab es einzig im Jahr 2011 mit 334 Verfahren ähnlich viele Fälle zu behandeln. Die hohe Anzahl führte damals zu einer Überlastung der Behörden, die inzwischen ihr Personal aufgestockt haben. Insbesondere auch im Bereich Cyber-Kriminalität oder mit der Schaffung der Stelle für Vermögenseinziehung. So konnten zwischenzeitlich Pendenzen abgebaut werden, die nun aber wieder stark ansteigen.

Die Verfahren seien in den vergangenen Jahren komplexer geworden, schreibt die Regierung. Zur Bekämpfung «der Phänomene der Computer- und Netzkriminalität sowie der Kryptokriminalität und der internationalen Rechtshilfe im Bereich der Wirtschaftskriminalität» werden laut Regierung «zusätzliche personelle Ressourcen unerlässlich sein».

Viel Aufwand, viel Ertrag

Ein paar Details: Im Schnitt kostet ein Verfahren 1'554 Franken. Die Ermittlungen haben seit 2010 insgesamt schätzungsweise 3,8 Millionen Franken gekostet.

Im gleichen Zeitraum wurden 13,7 Millionen Franken von der Zuger Polizei und der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt, 5,5 Millionen Franken wurden definitiv eingezogen. Davon gingen 2,6 Millionen Franken an den Kanton Zug, 2,4 Millionen Franken zugunsten Dritter und rund eine halbe Million an den Bund.

Insgesamt geht es bei den gelösten und ungelösten Delikten um eine geschätzte Vermögenssumme von rund 154 Millionen Franken.

Delikte haben oft internationalen Charakter

Die Staatsanwaltschaft hat seit 2010 insgesamt 2'445 Verfahren eingeleitet. 144 Mal hat sie Anklage erhoben. Dabei kam es in 87 Fällen zu Schuldsprüchen vor dem Strafgericht. 58 Verfahren wurden ans Obergericht weitergezogen.

Die meisten Verfahren würden internationalen Charakter aufweisen, schreibt die Regierung weiter. Die Täter agierten selten allein, oft in losen Gruppen oder professionell organisiert. Das lassen die weiteren veröffentlichten Zahlen aus den Polizeirapporten ungefähr erahnen:

So rapportierte die Zuger Polizei in den letzten zehn Jahren 2'839 involvierte Personen und 703 Firmen im Zusammenhang mit Wirtschaftsdelikten. 293 oder rund 10 Prozent der Beschuldigten wiesen eine ausländische Adresse auf. Von den Firmen hatten 44 einen ausländischen Geschäftssitz. Aus den Angaben der Staatsanwaltschaft geht hervor, dass die meisten Wirtschaftsverfahren geografisch in Europa zu verorten sind, ferner in Asien.

Verurteilungen: Schweizer vor Europäern und Asiaten

Die Nationalität der von den 144 vor Strafgericht angeklagten Personen ist überwiegend einheimisch (81). Es folgen Deutschland (36), Italien (6), Österreich (4). Je zwei Personen stammen aus den Niederlanden, Schweden, Grossbritannien, Griechenland und Russland. Aus Frankreich, Ungarn, Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Ägypten, Kanada und den USA ist es je eine Person.

Die Zahlen geben laut der Zuger Regierung aber kein vollständiges Bild über die Wirtschaftskriminalität im Kanton ab: Viele Fälle wurden entweder an andere nationale oder internationale Behörden übergeben und/oder tauchen nur teilweise in den Zuger Statistiken auf.

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