Ungeimpfte Polizisten: So reagieren Korps in Luzern und Zug
Die Polizeikorps in Luzern und Zug müssen in Zusammenarbeit mit Kanton und Gemeinden überprüfen, ob die Zertifikatspflicht in Fitnesszentren und Restaurants eingehalten wird. Teils haben die Polizistinnen selber kein Zertifikat. Wie gehen die Korps als Arbeitgeber damit um? zentralplus hat nachgefragt.
Gemeinsam mit weiteren Behörden überprüfen Luzerner und Zuger Polizisten derzeit stichprobenmässig, ob die Zertifikatspflicht in Innenräumen eingehalten wird (zentralplus berichtete). Dabei ist es durchaus möglich, dass eine Polizistin, die selbst kein Zertifikat hat, die Kontrolle durchführt. Denn: längst nicht alle Polizisten sind geimpft.
Schweizweite Zahlen gibt es zwar nicht dazu, wie Mark Burkhard kürzlich gegenüber SRF sagte. Das sei von Korps zu Korps unterschiedlich ist, meint der Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeidirektorinnen im Bericht. Aber: «In meinem Korps gehen wir von einem geimpften Anteil von zirka zwei Dritteln aus. Ein Drittel ist wahrscheinlich nicht geimpft», sagt der Kommandant der Polizei Basel-Landschaft.
Diese Personen nicht mehr bei Befragungen von Personen oder «an der Front» einzusetzen ist allerdings keine Option. «Wir können nicht auf ein Drittel unseres Bestandes verzichten. Sonst sind wir nicht mehr einsatzfähig», so Burkhard.
Luzerner Polizei will nicht wissen, ob Mitarbeiterinnen geimpft sind
Gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft ist es nur möglich, eine Impfung zu verlangen, wenn eine hohe Ansteckungsgefahr nicht mit anderen Mitteln eingedämmt werden kann (zentralplus berichtete). Beispielsweise mit Masken oder mit regelmässigen Tests. Arbeitgeberinnen können ihre Mitarbeiter nach dem Zertifikat fragen, um ein passendes Schutzkonzept zu erarbeiten (zentralplus berichtete).
Es ist also an den Korps, selber zu entscheiden, wie sie mit den Zertifikaten umgehen. In Luzern jedenfalls werden die Polizistinnen nicht gefragt, ob sie geimpft sind. «Persönliche Gesundheitsdaten unterliegen einem besonderen Schutzbedürfnis, dies wird von der Luzerner Polizei als Arbeitgeberin auch entsprechend respektiert», schreibt Polizeisprecher Christian Bertschi auf Anfrage.
Zuger Polizei geht von hoher Impfquote aus
Das Kommando habe interne Verhaltensregeln für Mitarbeiterinnen mit und ohne Zertifikat definiert. Wie diese aussehen, dazu gibt Bertschi «öffentlich keine Auskunft». Die Spielregeln könnten beispielweise die Verpflegung in Aufenthaltsräumen betreffen. Kontrolliert wird die Einhaltung der internen Weisungen über die Vorgesetzten, die gemäss Bertschi stichprobenmässig die Zertifikate der Mitarbeiter kontrollieren. Dabei gibt es die Möglichkeit, den Impfstatus durch die Light-Version des Covid-Zertifikats zu verbergen.
«Auch bei uns gibt es Mitarbeitende, welche gewissen Massnahmen gegenüber kritisch eingestellt sind.»
Christian Bertschi, Sprecher Luzerner Polizei
Auch in Zug gibt es unterschiedliche interne Richtlinien, je nachdem, ob jemand ein Covid-Zertifikat hat oder nicht. Wie diese im Detail aussehen, sagt auch der dortige Polizeisprecher Frank Kleiner nicht. «Aus unseren Gesprächen mit den Mitarbeitenden gehen wir davon aus, dass eine grosse Anzahl unserer Mitarbeitenden mindestens einmal geimpft ist. Bis Ende Oktober wird sich diese Zahl weiter erhöhen», so Kleiner.
Regelmässige Tests? Dazu braucht’s erstmal Daten
In Zug ist die Impffrage also Thema. «Für die Beurteilung der weiteren Massnahmen sind wir darauf angewiesen zu wissen, wer ein Zertifikat hat oder nicht. Nur so können wir abschätzen, ob ein Test-Pooling oder andere Aktionen für uns Sinn ergeben», erklärt Kleiner.
«Wichtig ist für uns, dass wir die Nichtgeimpften integrieren und nicht eine Spaltung im Korps zulassen.»
Frank Kleiner, Sprecher Zuger Polizei
In welcher Weise die Mitarbeiterinnen danach gefragt werden, werde noch entschieden. «Auf jeden Fall stellen wir sicher, dass unsere Mitarbeitenden arbeits- und einsatzfähig bleiben und dass der Persönlichkeitsschutz so gut wie möglich gewährt bleibt», versichert der Zuger Polizeisprecher. Derzeit würden verschiedene Varianten geprüft, ob und wie den ungeimpften Polizisten die Möglichkeit zu regelmässigen Tests angeboten wird. In Luzern hingegen ist es kein Thema, ein solches Angebot einzuführen.
Im direkten Kontakt gilt ohnehin Maskenpflicht
Im direkten Kontakt mit der Bevölkerung – zum Beispiel bei Verkehrs- oder Personenkontrollen, Einsätzen oder Befragungen – macht es keinen Unterschied, ob die Polizistinnen geimpft sind oder nicht. Sowohl in Luzern als auch in Zug tragen sie bei diesen Gelegenheiten eine Schutzmaske. «Dies unabhängig von der Distanz, der Zeitdauer und vom Vorhandensein von Schutzeinrichtungen», wie Kleiner sagt.
Polizei ist ein Abbild der Gesellschaft
Die Erwartung oder auch die Forderung, dass Polizisten mit gutem Beispiel vorangehen und sich allesamt impfen lassen sollen, ist bei näherer Betrachtung wohl weder realistisch noch fair. «Wie auch in der Bevölkerung gibt es auch bei uns Mitarbeitende, die gewissen Massnahmen kritisch gegenüberstehen», sagt Kleiner. Und auch sein Luzerner Amtskollege Christian Bertschi sagt: «Das Korps der Luzerner Polizei ist ein Abbild der Gesellschaft. Auch bei uns gibt es Mitarbeitende, welche gewissen Massnahmen gegenüber kritisch eingestellt sind.»
Dies hindere die Polizisten jedoch nicht daran, ihre Arbeit professionell und pflichtbewusst auszuführen, wie beide Polizeisprecher betonen. «Die Mitarbeitenden der Zuger Polizei sind sich ihrer Verantwortung und ihrer Vorbildfunktion stets bewusst», versichert Frank Kleiner. «Wichtig ist für uns, dass wir die Nichtgeimpften durch geeignete Massnahmen integrieren und nicht eine Spaltung im Korps zulassen.»