Buch über Schweizer Coronapolitik

Nach heftiger Kritik: Jetzt äussern sich die Luzerner Uni-Dozenten

Ein Buch von Ökonomen, die an der Uni Luzern lehren, führte zu Kritik in der Öffentlichkeit. (Bild: zentralplus)

Zwei Dozenten der Uni Luzern wurde vorgeworfen, in einem Buch über die schweizerische Coronapolitik unwissenschaftlich und mit zweifelhaften Quellen zu arbeiten. Diese Unterstellungen weisen sie nun konsequent zurück. Denn die Zahlen in der umstrittenen Publikation seien nicht allesamt falsch.

Zwei Wirtschaftsdozenten, die unter anderem an der Uni Luzern lehren, haben ein Buch veröffentlicht, in welchen sie die schweizerische Pandemiepolitik kritisieren. Darin bekommt insbesondere der Epidemiologe Christian Althaus sein Fett weg.

Kurz nach der Veröffentlichung wurden die beiden Autoren, Konstantin Beck und Werner Widmer, jedoch ihrerseits mit Vorwürfen eingedeckt. Ihr Werk basiere auf zweifelhaften wissenschaftlichen Belegen und sie würden den umstrittenen und offenbar mehrfach widerlegten Facharzt Sucharit Bhakdi zitieren (zentralplus berichtete), so der Tenor der Kritikerinnen.

Buch war vor der zweiten Welle fertig

Einer der Verfasser des Buches, der Gesundheitsökonom Konstantin Beck, sah sich in der Folge zu einer Stellungnahme gezwungen. Die Unterstellung, wissenschaftlich unsauber gearbeitet zu haben, weist er konsequent zurück.

«Der Hauptteil des Buchs war am 30. September fertig geschrieben, also vor Ausbruch der zweiten Welle. Diese wurde in einem ergänzenden, letzten Kapitel bis zum Wissenstand zirka 15. November ergänzt, wobei in diesem Kapitel natürlich nur noch die wichtigsten Entwicklungen nachgezeichnet werden konnten», schreibt Beck. Das Buch sei anschliessend um den 23. November dieses Jahres veröffentlicht worden.

«Können Bestseller nicht ignorieren»

Dass Sucharit Bhakdi zitiert wurde, hat gemäss den beiden Wissenschaftlern gute Gründe. «Wenn ein Buch in extrem hoher Auflage verkauft wird, wäre es schlicht unwissenschaftlich, das Buch einfach totzuschweigen. Das können Journalisten. Als Wissenschafter können wir das nicht. Sie müssen sich kritisch damit beschäftigen», hält Beck fest.

Ausserdem hätten sie den grössten Teil des Buches, das Bhakdi übrigens zusammen mit seiner Ehefrau, der deutschen Biochemikerin Karina Reiss, geschrieben hat, unerwähnt gelassen. «Vor allem den sehr polemischen Teil ihrer Argumentation», so der Unidozent.

«Dann äussert unser Buch eine mathematisch beweisbare Fundamentalkritik an den Infektionszahlen von Reiss und Bhakdi.»

Konstantin Beck, Dozent Uni Luzern

Wie der deutsche «Standard» berichtete, gingen bis Ende August anscheinend mehr als 200'000 Exemplare von Bhakhdis und Reiss' Buch über den Ladentisch. Aus dieser Optik scheint zumindest eine Erwähnung wohl angemessen.

Beck schreibt weiter: «Dann äussert unser Buch eine mathematisch beweisbare Fundamentalkritik an den Infektionszahlen von Reiss und Bhakdi, welche von diesen Autoren wirklich irreführend ins Feld geführt werden.» Er wisse also beim besten Willen nicht, was unwissenschaftlich daran sein soll, wenn man die Autorenschaft kritisiert.

Nicht alle Zahlen des umsrittenen Duos sollen falsch sein

Obwohl also auch Widmer und Beck viele der Befunde von Reiss und Bhakdi kritisieren, betont Konstantin Beck, dass deren Zahlen zur Mortalität durchaus eine gewisse Relevanz enthielten. Wobei auch hier aufgezeigt würde, wie «teilweise grobschlächtig» diese Zahlen von Reiss und Bhakdi berechnet worden seien.

«Es ist also auch nicht einfach alles falsch bei Reiss und Bhakdi.»

Konstantin Beck

«Zudem», so Beck weiter, «stellen wir den direkten Kontext zum Robert-Koch-Institut her und zu qualitativ wesentlich besseren Quellen.» Auch ein Vergleich eines Reiss-und-Bhakdi-Werts mit einer Publikation des mittlerweile wohl weltbekannten US-Epidemiologen Anthony Fauci stütze in diesem konkreten Fall deren Zahlen. «Es ist also auch nicht einfach alles falsch bei Reiss und Bhakdi», stellt Beck klar.

Es werde mit dem Autorenduo also so verfahren, wie das in wissenschaftlichen Diskussionen üblich ist. Man zitiere brauchbare Teile, überprüfe diese aber mit anderen Quellen, sobald das Zitat wichtig wird, und kritisiere dort, wo andere Autoren nachweislich Fehler machen. «Inwiefern macht das unseren Ansatz nun unwissenschaftlich?», fragt Beck deshalb.

Ein ausführliches Interview über die Hintergründe zur Publikation und was die beiden Forscher damit genau aufzeigen wollen, findest du hier.

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