Platzproblem in der Region Zug

Keine bezahlbaren Räume: Zuger Bildschule steht vor ungewisser Zukunft

Blickt mit einigen Sorgen in die Zukunft. Barbara Windholz, Gründerin und Schulleiterin des K'Werks . (Bild: bic)

Die Zuger Bildschule «K'werk Zug» steht vor einer ungewissen Zukunft. Per Ende 2022 muss sie ihre Räumlichkeiten im alten Kantonsspital verlassen, hat aber trotz intensiver Suche noch keine Anschlusslösung gefunden. Ein Problem, mit dem man in Zug nicht allein ist.

Obwohl die Nachfrage laufend steigt, pfercht sich die Bildschule «K’werk Zug» im ehemaligen Zuger Kantonsspital noch immer in vier kleinen Räumen zusammen. Zwar beansprucht die Institution 100 Quadratmeter Nutzfläche im Erdgeschoss des alten Kantonsspitals. Den Unterrichtenden und den Kindern stehen aber nur zwei Waschbecken zur Verfügung, um die Pinsel und anderes Arbeitsgerät nach Gebrauch zu waschen.

Dass sich die Schule, trotz viel freiem Platz im alten Kantonsspital, auf die vier Räume beschränkt, hat einen Grund: das Geld. «Die Anmeldungen nahmen in den letzten Jahren zwar exponentiell zu, trotzdem können wir finanziell keine grossen Sprünge machen», sagt Schulleiterin Barbara Windholz.

In Zug fehlt bezahlbares Raumangebot

Die 47-Jährige ist Mitbegründerin und Schulleiterin des «K’Werk Zug», das seit acht Jahren am südlichen Rand der Stadt Zug zu Hause ist. Es bietet ausserschulische Kurse für Kinder im bildnerischen Gestalten an. Geleitet werden sie von Profis aus Kunst, Architektur und Design sowie verwandten Sparten. Gegründet wurde die Schule vor zehn Jahren.

Doch spätestens Ende 2022 ist im alten Kantonsspital Schluss mit Experimentieren, Zeichnen, Bauen, Fotografieren, Trickfilm- und Game-Design. Der Kanton quartiert vorübergehend das Amt für Denkmalpflege und Archäologie in den ehemaligen Krankenzimmern ein. Was auf den ersten Blick nicht sonderlich spektakulär klingt, hat einschneidende Konsequenzen für die Bildschule, die aus der Zuger Bildungslandschaft inzwischen nicht mehr wegzudenken ist. 

Tiefe Kursgebühren drücken auf das Budget

«Trotz einiger Bemühungen konnten wir in der Stadt Zug bis jetzt keinen neuen Standort finden, den wir uns leisten können», sagt Windholz zerknirscht. Die Mieten seien schlicht zu hoch und das Raumangebot für die Kreativwirtschaft zu klein. Das gelte auch für die umliegenden Gemeinden.

Weil das Kursangebot niederschwellig und auch für Familien mit kleinem Einkommen erschwinglich sein soll, möchte Windholz die Kursgebühren nicht erhöhen, um damit das Budget aufzustocken. «Wenn wir uns an einem neuen Ort zu Marktpreisen einmieten müssten, könnten wir uns mit dem heutigen Budget für die Miete nur ein paar Quadratmeter leisten», so die studierte Architektin. Um die Kurse angemessen und mit dem nötigen Stauraum durchführen zu können, benötige sie jedoch rund 200 Quadratmeter.

Blick in einen der Kursräume im ehemaligen Chefarzt-Zimmer.

Bei der Suche auf sich allein gestellt

Einen passenden Ort zu finden, erscheint vor diesem Hintergrund wenig realistisch. Ein Problem, das im Kanton Zug allerdings längst nicht nur Barbara Windholz kennt.

Am Auftaktforum zur Bebauung des ehemaligen Landis&Gyr-Areals Ende September wurden diesbezüglich öffentlich Bedenken geäussert (zentralplus berichtete). Insbesondere Vereine fänden in der Region Zug kaum mehr erschwingliche Lokalitäten, hiess es von verschiedenen Seiten. Mit einem entsprechenden Bebauungskonzept auf dem LG-Areal erhoffen sich diese Stimmen zumindest eine Milderung der Problematik.

Obwohl die Zeit drängt, ist Barbara Windholz das Lachen noch nicht vergangen. «Gerne würden wir ins Haus zum Lernen an der St. Oswalds-Gasse einziehen. Hier bin ich mit der Stadt im Gespräch und warte auf ein positives Signal.»

«Gerade für den Technologiestandort Zug erachte ich das als Vorteil.»

Im ehemaligen Zuger Bauamt werden mittelfristig Räume frei, welche die Stadt aber für die Musikschule und die gegenüberliegende Bibliothek nutzen will. Bis spätestens im Herbst 2022 muss für das «K’werk Zug» eine Lösung her, um den Kursbetrieb ohne Unterbruch weiterführen zu können.

Wie es weitergeht, falls die Bildschule keine neuen Räumlichkeiten findet, weiss Windholz noch nicht. Trotz der zunehmenden Beliebtheit des «K’werk Zug» – allein für das aktuelle Semester haben sich über 100 Kinder angemeldet – sei die Raumfrage ein äusserst schwieriges und zeitraubendes Thema.

Die Bildschule: Ein Standortfaktor?

«Die grosse Nachfrage nach unseren Kursen und Workshops zeigt, dass diese sowohl für die Kinder als auch für deren Eltern ein Bedürfnis darstellt», findet Windholz. Das habe das Jubiläumsprojekt mit dem von den Kids erstellten Pop-Up-Kunstwerk auf dem Postplatz gezeigt (zentralplus berichtete). «Wir haben von vielen Menschen und sogar von einzelnen Ämtern viel Zuspruch und Lob für unsere Arbeit erhalten», sagt Windholz nicht ganz ohne Stolz.

«Die Vision der Bildschulen in der Schweiz ist es, dass sie von der Öffentlichkeit gleichberechtigt wie die anderen ausserschulischen Angebote der Sportvereine und der Musikschulen wahrgenommen werden.» Sie sei überzeugt, dass Zug das gestalterische Angebot brauche, um Innovation und neue Denkstrategien zu fördern. So könnten sich die Kinder wichtige Kompetenzen für die Zukunft aneignen.

Weiter erhielten die Kinder einen Einblick in technische Berufe und Tätigkeiten der Kreativwirtschaft. Es gehe darum, «out of the box» zu denken und Lösungs- und Gestaltungsmöglichkeiten herauszuschälen. Neuerdings werden auch diverse Kurse in digitalem Design angeboten. «Gerade für den Technologiestandort Zug erachte ich das als Vorteil», so Windholz. Vor der Gründung des «K’werk Zug» führte sie ihr eigenes kleines Architekturbüro.

«In anderen Ländern ist man uns diesbezüglich um Meilen voraus.»

Ausserdem habe die Bildschule ein breites ausserschulisches Bildungs- und Kulturangebot. Dieses werde insbesondere von Familien aus dem Ausland geschätzt, die solche Angebote aus ihren Herkunftsländern gar nicht kennen. Windholz spricht von einem «sinnstiftenden Freizeitgefäss», ergänzend zum bildnerischen Unterricht an der Volksschule. Ein Trumpf für Stadt und Kanton Zug im Kampf um die besten Mitarbeitenden.  

Ein schweizweites Problem

Als Architektin weiss Barbara Windholz nicht nur um die Raumnot in Zug aus erster Hand. «Es wird in Anbetracht der Verdichtung unserer Städte immer wichtiger, dass der gesamte gestaltete Lebensraum der Menschen mitgedacht wird. Daher ist es sicherlich erstrebenswert, diese auf einen qualitativ hochstehenden Lebensraum, der den wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen entspricht, bereits in jungen Jahren zu sensibilisieren.»

Dazu gehören genügend bezahlbare Räumlichkeiten für die verschiedenen Aktivitäten. Dies sei aber ein schweizweites Problem, sagt Windholz, – und kritisiert damit auch ihre eigene Zunft. «In anderen Ländern ist man uns diesbezüglich um Meilen voraus», so die zweifache Mutter. 

Wie es mit dem «K’werk Zug» weitergeht und wie sich die Raumsituation in der Region in den kommenden Jahren entwickelt, wird sich weisen. Eines ist klar: Barbara Windholz wird sicher nicht müde, eine Lösung zu finden – für die Zuger Bildschule und für die Region.

Noch bis Ende 2022 die Heimat der Bildschule: Das ehemalige Zuger Kantonsspital.
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