Luftreiniger sind in Zug und Luzern keine Alternative

Alle 20 Minuten ruft der Gong zum «Lüften»: So bekämpfen Schulen Coronavirus

An den Zuger und Luzerner Schulen wird regelmässig gelüftet – besondere Reinigungsgeräte sind aber kein Thema. (Symbolbild: Adobe Stock) (Bild: zvg)

Im Kampf gegen das Coronavirus fordert der Schweizer Lehrerverband den Einsatz mobiler Luftreiniger in schlecht belüfteten Schulzimmern. Für die Behörden der Kantone Zug und Luzern sind solche Geräte derzeit keine Option. Dafür brauchts allenfalls einen dicken Pullover.

Die Luftqualität in vielen Schweizer Schulzimmern ist nicht gut. Dies zeigt eine BAG-Studie vom März 2019. Laut Messergebnissen wurden die zulässigen CO2-Grenzwerte in gut zwei Dritteln der 100 untersuchten Räume überschritten.

Für den Dachverband Lehrerinnen und Lehrer in der Schweiz (LCH) hat das Thema Luftqualität in Schweizer Schulzimmern mit der Corona-Pandemie an Brisanz gewonnen. Schlecht belüftete Schulzimmer beeinträchtigen nicht mehr «nur» die Konzentrationsfähigkeit von Schülern und Lehrerinnen, sie begünstigen möglicherweise auch die Übertragung von Viren.

Dagmar Rösler, die Präsidentin des LCH, ist im Zuge der hohen Corona-Fallzahlen der letzten Wochen deshalb aktiv geworden: Sie hat die Bildungspolitik dazu aufgefordert, sich für die Anschaffung mobiler Luftreinigungsgeräte starkzumachen. Durch ihren Einsatz soll die Virenlast in Schulzimmern, in denen das Lüften kaum oder gar nicht möglich ist, massgeblich verringert – und Lehrer- und Schülerschaft zusätzlich geschützt werden (zentralplus berichtete).

Alle 20 Minuten ertönt der «Lüften»-Gong

Die zuständigen Behörden der Kantone Luzern und Zug sehen derzeit keinen Bedarf für solche Geräte. Durch die konsequente Umsetzung der geltenden Hygienemassnahmen und der Maskenpflicht hätten die Schulen die Lage soweit unter Kontrolle. Das sagen sowohl Regula Huber, Kommunikationverantwortliche im Bildungs- und Kulturdepartement Luzern, als auch Lukas Fürrer, Generalsekretär der Zuger Direktion für Bildung und Kultur. Man wolle deshalb weiterhin auf intensives Lüften und nicht auf mobile Luftreiniger setzen.

Peter Hörler, der Direktor der Kantonsschule Zug (KSZ), bestätigt auf Anfrage von zentralplus die positiven Auswirkungen des intensiven Lüftens. Nachdem erste Messungen der Luftqualität im Jahr 2019 gezeigt haben, dass der Frischluftzufuhr in älteren Schulhäusern des Campus mehr Beachtung zu schenken ist, hat die Schulleitung reagiert (zentralplus berichtete).

Die Schulzimmer der Zuger Kantonsschule werden während der Corona-Pandemie alle 20 Minuten gelüftet; zur Erinnerung ertönt jeweils ein kurzes Signal des Pausengongs. Mit diesen Massnahmen konnten die CO2-Werte in den Schulzimmern massgeblich verbessert werden, so Peter Hörler mit Blick auf aktuelle Messergebnisse.

In den Schulzimmern ist es kalt, aber nicht zu kalt

Nebst den hohen Corona-Fallzahlen der letzten Wochen dürfte es vor allem die zunehmende Kälte gewesen sein, die den Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz erneut zu einem Appell an die Bildungspolitik veranlasst hat. Am Gymnasium Leonhard in der Stadt Basel etwa werden Schüler und Schülerinnen im Corona-Winter mit Wolldecken aus der benachbarten Kaserne unterrichtet.

Werde zwischen dem Lüften ausreichend geheizt, seien ähnliche Massnahmen an den Zuger Schulen nicht notwendig, versichert Lukas Fürrer von der Bildungsdirektion. Lehrer und Schülerinnen müssten im Unterricht allenfalls einen dicken Pullover anziehen. Das sei aber keine Tragödie.

Das BAG macht mit diesem Video auf das «richtige Lüften» aufmerksam:

Auch Peter Hörler sagt, dass an seiner Schule niemand aufgrund des Lüftens frieren müsse. Die Fenster seien nicht permanent geöffnet. Durch das Stosslüften würden die Temperaturen in den Zimmern nicht dramatisch sinken.

Bis jetzt sind laut Behörden weder in Luzern noch in Zug Beschwerden wegen Kälte eingegangen. Sollte sich daran etwas ändern, oder sollten sich die Krankheitsfälle an den Schulen künftig häufen, müsste die Lage neu beurteilt werden, ist man sich einig. Dann könnte der Einsatz mobiler Luftreiniger nach einer sorgfältigen Evaluation unter Umständen in Betracht gezogen werden.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von JMüller
    JMüller, 07.12.2020, 15:59 Uhr

    wohl ein Witz April, April, lüften hatten wir schon in den 60jgern in der Schule wohl noch magerer Geheizt wurde man Trug selber Gestrickte Pullover keine Durchlöcherte Hosen u Barfuss in überheizten Räumen wie heute auch war es nicht selten minus 10 grad und viel Schnee in der Stadt die Pausen waren das schönste auf die Meitli los, und es gab Milch an alle,

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  • Profilfoto von Paul Bründler
    Paul Bründler, 07.12.2020, 10:03 Uhr

    Damit das auch mal wieder ins Bewusstsein gerät, zitiere ich aktuelle Aussagen der WHO (Weltgesundheitsorganisation, keine sog. «Spinner»).

    Trotz der neuen Empfehlungen bleibt die WHO dabei, dass der Nutzen eines allgemeinen Maskentragens bei gesunden Menschen bislang nicht eindeutig nachgewiesen sei: „Zurzeit gibt es nur begrenzte und widersprüchliche wissenschaftliche Nachweise über die Wirksamkeit des Maskentragens bei gesunden Menschen, um Infektionen mit Atemwegsviren, einschließlich Sars-CoV-2, zu verhindern.“
    WHO: «Eine im November veröffentlichte Studie mit 4862 Teilnehmern, bei der ein Teil Masken trug und ein Teil nicht, habe keinen Unterschied bei Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 festgestellt.»

    Also kann man mit Recht behaupten, dass die Maskenpflicht aus wissenschaftlicher Sicht nicht gerechtfertigt ist.

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    • Profilfoto von Philipp
      Philipp, 07.12.2020, 15:29 Uhr

      Und jetzt? Es wird aber auch nirgends nachgewiesen dass die Maske nicht helfen soll. Von daher, Vorsicht ist besser als Nachsicht. Maske tragen tut niemandem weh. Ausser vielleicht ein paar Querulanten die nichts besseres zu tun haben als ständig zu reklamieren.

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    • Profilfoto von Paul Bründler
      Paul Bründler, 07.12.2020, 15:52 Uhr

      @Philipp: Wenn es nicht hilft, dann hilft es nicht. Das hat dann auch nichts mehr mit Vorsicht zu tun. Etwas anderes bzw. besseres als die Wissenschaft haben wir nicht, um diese Frage zu klären.
      Persönlich könne Sie gerne glauben was sie möchten, aber eine Politik, die auf wagen Vermutungen, die offenbar immer wieder widerlegt werden basiert, ist auch im «postfaktischen» Zeitalter nicht akzeptabel.
      Und der letzte Satz, den überlese ich einfach mal, weil der sehr schwach ist.

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