Die «Hockey Academy» trägt erste Früchte

Frisches Blut für den EVZ

Livio Stadler (l.) und Dominik Volejnicek (r.) sind die ersten Nati A-Spieler, die der EVZ Academy entspringen. (Bild: wia)

Sie sind erst 17 Jahre alt. Doch zart ist nur ihr Alter. Livio Stadler und Dominik Volejnicek spielen Eishockey, seit sie laufen können und sind die neusten und jüngsten Spieler des EVZ. Ziel erreicht? Mitnichten. Der Weg fängt erst an, sind sie sich sicher.

Seit 2014 gibt es die «Hockey Academy», ein Projekt, das junge Hockeytalente professionell fördert. Ein System, das nun seine ersten Früchte trägt. Die zwei Zuger Talente Dominik Volejnicek und Livio Stadler haben es soeben von der Junioren-Mannschaft in die Nati A geschafft. zentral+ hat die beiden Jugendlichen zwischen zwei Trainings abgefangen und ausgefragt.

zentral+: Seit zwei Jahren trainiert ihr nun im neuen Team. Eine grosse Umstellung?

Dominik Volejnicek: Das Tempo hier ist schon ein ganz anderes als vorher. Ausserdem muss ich mich noch daran gewöhnen, dass in der Garderobe Englisch geredet wird.

Livio Stadler: Es ist schon speziell. Alles ist neu: Die Spieler, das Umfeld, die Garderoben. Aber das Team hat uns sehr gut aufgenommen. Wir werden nie allein gelassen. Aber ja, das Tempo auf dem Feld ist ein anderes, als wir es uns gewohnt sind.

zentral+: Ihr habt im Frühling an der U18-WM in Zug teilgenommen. Inwiefern war der Event für euch von grosser Bedeutung?

Volejnicek: Es war insofern toll, weil die WM ausverkauft war und wir vor Tausenden von Leuten spielen konnten. Ausserdem waren wichtige Leute aus der ganzen Welt da. Und, nun ja, es ist sehr aussergewöhnlich, eine WM im eigenen Land, ja sogar in der eigenen Stadt zu bestreiten. Das passiert wohl kaum jemals wieder.

«Ich kann meinem Vater beispielsweise nicht sagen, ‹Komm, mach’s doch besser›.»

Livio Stadler, neuer EVZ-Verteidiger

zentral+: Eure Väter waren selber EVZ-Spieler und haben damals sogar während mehrerer Jahre zusammen gespielt. Wie ist das für euch?

Volejnicek: Das ist für mich schon speziell, dass die sich schon so lange kennen. Und nun, da Livio und ich zusammen in der Mannschaft sind, haben sie wieder mehr miteinander zu tun.

Dominik Volejnicek

Dominik Volejnicek

(Bild: Martin Meienberger)

zentral+: Ist da aber auch ein Druck? Das Wissen darüber, was eure Väter sportlich alles erreicht haben?

Stadler: Diesbezüglich lasten schon gewisse Erwartungen auf mir. Ich kann meinem Vater beispielsweise nicht sagen, «Komm, mach’s doch besser». (lacht) Aber ganz ehrlich: Ich sehe darin nur Vorteile. Mein Vater hat immer ein offenes Ohr für meine Anliegen, ich kann vieles mit ihm besprechen.

Volejnicek: Das Eishockey hat sich in den letzten 30 Jahren nur leicht verändert. Somit kann ich mit meinem Vater sehr gut darüber reden und seine Erfahrung nützt auch mir.

zentral+: Könnt ihr da am Tisch zuhause überhaupt noch über etwas anderes reden als über’s Eishockey?

Stadler: (Er schmunzelt.) Naja. Ich habe eine zwei Jahre ältere Schwester. Die leidet manchmal schon etwas unter unseren Fachgesprächen.

Volejnicek: Auch ich habe eine ältere Schwester. Die wehrt sich dann aber schon, wenn’s ihr zu viel wird.

«Mein Ziel ist es, meinen Vater zu überbieten.»

Dominik Volejnicek, neuer EVZ-Stürmer

zentral+: Habt ihr im Bezug auf die Leistungen eurer Väter Ziele?

(Sie schauen sich an und lachen.)

Volejnicek: Ihn zu überbieten.

Die Hockey Academy – Wo Eishockey zur Karriere wird

Mit dem Ausbildungskonzept der «Hockey Academy» will der EVZ jungen Talenten die Möglichkeit bieten, beruflichen Fokus auf das Eishockey zu legen. Neben der Sportbelastung von wöchentlich 20 bis 25 Stunden absolvieren die Athleten unter der Leitung der Bildungspartner Vinto und Bildxzug während zwei Jahren eine angepasste Büroassistent-Lehre (EBA). Bleiben die Sportler zwei weitere Jahre an der «Hockey Academy» werden sie zum Kaufmann EFZ ausgebildet.

Stadler: Das sehe ich auch so. Auch wenn es ein langer Weg wird bis dahin. Es ist motivierend, wenn mir jemand erzählt, wie er meinen Vater früher habe spielen sehen. Diese Art von Wettkampf innerhalb der Familie finde ich cool.

zentral+: Vor einem Jahr seid ihr an die «Hockey Academy» (siehe Box) gekommen. Das heisst, ihr habt einen Weg eingeschlagen, der konkret in Richtung Hockey-Karriere weist. War es für euch schon immer klar, dass ihr das wollt?

Stadler: Für uns war auf jeden Fall klar, dass wir nicht voll auf die Schule setzen wollen, da für uns das Eishockey an erster Stelle kommt. Trotzdem ist es mir wichtig, dass ich eine gute Ausbildung habe. Es macht keinen Sinn, alles auf die Karte Sport zu setzen. Ich weiss ja nicht, wie die Zukunft aussehen wird, ob ich mal verletzt sein werde und im schlimmsten Fall nicht mehr spielen kann. Darum finde ich dieses System gut.

Volejnicek: Ich würde am liebsten nur Eishockey spielen. Es wird mir jedoch seitens meiner Eltern immer wieder eingebläut, dass es Sinn macht, ein zweites Standbein zu haben. Aber nun ja. Es wäre mir schon lieber, alles auf die Karte Sport zu setzen.

zentral+: Ihr beide habt mit etwa vier Jahren beim EVZ angefangen und seither Tausende von Trainingsstunden investiert. Hat man da nicht das Gefühl, seine Jugend zu verpassen?

Volejnicek: Es ist wahr, man muss auf extrem viel verzichten. Aber mein Ziel ist ja, dass sich der Aufwand eines Tages lohnt, sprich, dass man später die Freizeit hat, die man vorher investiert hat.

Stadler: Es ist schon nicht immer leicht, zugegeben. Wenn die Kollegen fragen, ob man am Abend ein Bier trinken kommt, dann ist es schwierig, Nein zu sagen.

zentral+: Und dann, verzichtest Du?

Stadler: Nicht unbedingt. Ich trinke dann einfach nichts und gehe früher nach Hause. Oft bin ich abends aber einfach bei meiner Freundin zuhause, bei ihr kann ich gut abschalten von allem.

«Mein Vater hat mich nie zu etwas angetrieben oder gezwungen. Das kam alles von mir.»

Livio Stadler, neuer EVZ-Verteidiger

zentral+: Ihr habt sehr früh angefangen mit Hockey. Waren es eure Väter, die euch gepusht haben?

Stadler: Nein, mein Vater hat mich nie zu etwas angetrieben oder gezwungen. Das kam alles von mir. Ich denke, wenn das nicht aus eigenem Antrieb kommt, ist man hier am falschen Ort. Dann würde man den ganzen Aufwand gar nicht erst betreiben. Mein Vater ist zwar sehr hilfsbereit und unterstützt mich, wo er kann, doch findet er auch, dass es in meinen Händen liegt, ob ich das will oder nicht.

Livio Stadler

Livio Stadler

(Bild: Martin Meienberger)

Volejnicek: Bei mir war das anders. Bis ich etwa zwölf Jahre alt war, hat mich mein Vater immer angetrieben und mir fast ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn ich seiner Ansicht nach zu wenig trainiert habe. Irgendwann aber kommst du an den Punkt, wo du selber merkst, dass mehr möglich ist. Aber mein Vater pusht mich auch heute noch. Das macht mir aber nichts. Ohne ihn wäre ich nie dort, wo ich jetzt bin.

zentral+: Wo liegen eure Stärken?

(Sie zieren sich.)

Stadler: Darin, das Spiel zu lesen und die Übersicht zu bewahren. Man nennt das auch Spielintelligenz. Beides ist einem zu einem grossen Teil gegeben. Obwohl sich die Übersicht beim Erlernen der anderen Fähigkeiten auf dem Eis automatisch verbessert.

Volejnicek: Meine Stärken sind der Offensivbereich und der Abschluss.

zentral+: Und wo seht ihr noch Potenzial bei euch selber?

Volejnicek: Klar beim Defensiv-Spiel und Blockieren der Schüsse.

Stadler: Meine Schwäche ist das Verlieren. Mir hängt eine Niederlage länger nach als anderen. Ich studiere dann zu lange daran herum.

«Der Umgang mit Niederlagen ist eine sehr individuelle Angelegenheit.»

Livio Stadler, neuer EVZ-Verteidiger

zentral+: Ist das etwas, was man im Mentaltraining lernt?

Stadler: Mentaltraining gibt es zwar schon, doch der Umgang mit Niederlagen ist eine sehr individuelle Angelegenheit.

zentral+: Und wie habt ihr’s mit Ritualen vor dem Spiel?

Stadler: Ich selber bin sehr abergläubisch. Wenn ich zum Beispiel vor dem Spiel eine halbe Banane gegessen habe und das Spiel lief danach gut, dann esse ich vor dem nächsten Spiel bestimmt wieder eine halbe Banane.

Volejnicek: Ich habe ein spezielles Warm-Up, das ich immer gleich mache vor den Spielen. Ausserdem beginne ich beim Anziehen immer links; beim Schuhe binden, beim Schoner anziehen, etc. Das mache ich jedes Mal so.

zentral+: Nun beginnt bald eure erste Saison in der Nati A. Was habt ihr für Hoffnungen?

Stadler: Es ist toll, dass wir jetzt mit der ersten Mannschaft trainieren dürfen. Dennoch schaue ich nicht zu sehr nach vorne. Ich möchte lieber Schritt für Schritt vorgehen.

Volejnicek: Mein Ziel ist es, das Tempo der Nati A anzunehmen und mich gut zu integrieren. Ausserdem will ich die Chancen, die ich auf dem Eis bekomme, packen und mir damit mehr Einsatzminuten erkämpfen.

zentral+: Hat euch der Übertritt in die Nati A im Voraus Angst gemacht?

«Wenn wir die Leistung nicht bringen, kommen zwei andere. Man wird schnell ersetzt.»

Dominik Volejnicek, neuer EVZ-Stürmer

Volejnicek: Man hat schon seine Vorstellungen und das Gefühl, dass man am Anfang ganz still in der Garderobe sitzt. Ich war auch etwas nervös vor dem Training und hatte im Voraus etwas Angst, Fehler zu machen. Nach der ersten halben Stunde auf dem Eis ist diese Unsicherheit jedoch verschwunden.

zentral+: Was ist das für ein Gefühl: Schon immer beim EVZ gespielt zu haben und nun bei den Grossen mit dabei zu sein?

Stadler: Das ist schon ein schönes Gefühl, dass wir das so erleben konnten. Doch der grösste Schritt kommt erst noch.

Volejnicek: Jetzt stehen wir erst da, worauf wir die ganze Jugend durch hintrainiert haben. Nun haben wir die Chance bekommen und es liegt an uns, etwas daraus machen. Wenn wir die Leistung nicht bringen, kommen zwei andere. Man wird schnell ersetzt.

 

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