Trotz Erlaubnis für 1. August

Luzerner Pyrotechniker: «Feuerwerk wird verteufelt»

Peter Joder ist Feuer und Flamme für Feuerwerk. Dass dieses immer mehr aus der Öffentlichkeit verschwinden soll, bedauert er. (Bild: Emanuel Ammon/AURA/zvg)

Für viele gehört Feuerwerk am 1. August einfach dazu. Diese Fans dürften sich umso mehr gefreut haben, dass der Kanton Luzern kein Feuerverbot verhängt. Für den Luzerner Feuerwerkskünstler Peter Joder bleibt trotzdem ein Wermutstropfen.

Ein Zischen, ein Knall, und ein bunter Strauss flackernder Lichter erhellt den Nachthimmel. Dass Feuerwerk schön anzusehen ist, bestreitet wohl niemand. Mit dem 1. August hat es sogar einen fixen Tag, an dem es in der Schweizer Kultur verankert ist. Obwohl die Hitze Raketen, Vulkanen und Co. auch schon einen Strich durch die Rechnung machte.

Dieses Jahr ist Feuerwerk in Luzern jedoch erlaubt – dank des Regens und der kühlen Wetterprognose für die nächste Woche (zentralplus berichtete). Umso erstaunter ist die Autorin deshalb, als sie beim Telefonat mit dem Luzerner Feuerwerkskünstler Peter Joder statt Euphorie vor allem Frustration vernimmt.

Vom Regen in die Traufe

Er gehört zum Verein Pyromantiker Luzern, der sich von der Herstellung bis zur Ausbildung der gesamten Palette rund ums Thema Feuerwerk widmet. Der Verein konzipiert Feuerwerke «von der kleinen Geburtstagsfeier bis zur multimedialen Show mit Lasern, Wasser und Beamer», wie Joder erklärt.

Auch der Verein hat die Corona-Pandemie gespürt: «Wir waren zwei Jahre am Boden», erzählt Joder am Telefon. Da es kaum Anlässe gab, seien auch Feuerwerke wenig gefragt gewesen. Ihre Infrastruktur und Versicherungen, die Kontrollen ihrer Fahrzeuge für Gefahrguttransporte und auch die Lager galt es trotzdem zu zahlen. Sie kamen «ganz knapp mit einer Null durch».

«Jetzt merken wir eine Anti-Stimmung.»

Peter Joder, Luzerner Pyrotechniker

Nun seien die Corona-Massnahmen zwar verschwunden, doch die grosse Nachfrage nach Feuerwerk bleibt aus. «Jetzt merken wir eine Anti-Stimmung», so Joder. In letzter Zeit hätten sie immer wieder nachträgliche Absagen, meist aus Umweltschutzgründen. «Das tut uns extrem weh», so Joder. Und auch grössere Anlässe wie beispielsweise das Zuger Seefest lassen die Raketen künftig in den Kisten (zentralplus berichtete).

«Kultur hat nun mal einen ökologischen Fussabdruck»

Für den Pyrotechniker unverständlich. Feuerwerk mache in der gesamten Schweiz nur ein Viermillionstel des jährlichen CO2-Ausstosses aus, rechnet Joder vor. Auch bei einem Grossanlass wie dem Züri Fäscht habe das grosse Feuerwerk nur vier Prozent der CO2-Emissionen ausgemacht. Und diesen Anteil kompensieren die Pyromantiker jeweils über die Stiftung MyClimate, so der Pyrotechniker.

Dass Feuerwerk eine Belastung für die Natur sei, wolle er gar nicht leugnen. Aber: «Kultur hat nun mal einen ökologischen Fussabdruck.» Den habe man auch bei einem Jodel- oder Schwingfest. «Es ist verrückt. Im Gegensatz zu solchen Anlässen wird Feuerwerk geradezu verteufelt.»

Mit Plakaten wie diesen versucht die Schweizer Koordinationsstelle Feuerwerk an den richtigen Umgang mit Feuerwerk zu erinnern.
Mit Plakaten wie diesen versucht die Schweizer Koordinationsstelle Feuerwerk an den richtigen Umgang mit Feuerwerk zu erinnern. (Bild: zvg)

Dabei gebe sich die Branche Mühe, die Auswirkungen auf die Umwelt weitgehend einzudämmen. In der Ausbildung besuchten Pyrotechniker beispielsweise das Fach Umweltschutz. Zum Thema werden wiederverwendbare Abschussvorrichtungen, welche Zündanlagen man recyclen kann, wie Bodenverdichtungen bei Grossanlässen verhindert werden und noch vieles mehr. Und auch bei der Zusammensetzung der Raketen gelten seit 2015 strengere Regeln (zentralplus berichtete).

Pyrotechniker wünschen sich mehr Toleranz

Trotzdem helfe alles nichts, so Joder frustriert. In den Köpfen der Bevölkerung von Luzern sei Feuerwerk nur noch zwei Dinge: Abfall und Lärm. «Viele Leute nehmen ihren Abfall nachher nicht mehr nach Hause. Das hat aber nicht mit dem Feuerwerk zu tun. Selbiges Verhalten beobachtet man auch an Brätelstellen.» Er zieht den Vergleich zum Fussball: «Einige wenige Chaoten rücken die ganze Fanszene in ein schlechtes Licht.»

Und punkto Lärm wünscht sich Joder etwas mehr Toleranz. Schliesslich sei der Gebrauch von Feuerwerk auf wenige Tage im Jahr beschränkt. Mit der richtigen Vorbereitung sei der Tag auch für Tiere ertragbar (zentralplus berichtete). Er habe gar selbst einen Hund, der sich inzwischen an das Feuerwerk gewöhnt habe. Den Hundehalterinnen gibt er deshalb folgenden Tipp: «Bei vielen Tierkliniken kann man inzwischen gratis CDs holen, auf denen verschiedene Geräusche wie Donner oder Feuerwerk darauf sind.» So könne man das Tier vorbereiten.

Initiative will Feuerwerk verbieten

Die Akzeptanz von Feuerwerk wird demnächst noch mehr auf die Probe gestellt. Vor etwa einem Jahr ist national die Feuerwerksinitiative lanciert worden (zentralplus berichtete). Ihr Ziel: Ein Verbot von Feuerwerk, das Lärm erzeugt.

Grundsätzlich findet Joder die Initiative sehr schade. Jedoch sieht er sie auch als Chance. «Damit gelangt das Feuerwerk wieder mehr in die öffentliche Wahrnehmung. Und vielleicht lernt so unsere Branche, dass wir etwas proaktiver kommunizieren sollten.»

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Peter Joder, Pyrotechniker vom Verein Pyromantiker Luzern
  • Website «Feuerwerksinitiative»
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6 Kommentare
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    Oliver, 21.08.2022, 00:21 Uhr

    Ach Herrjeh – Da kann der Herr Joder nicht mehr «Zünserlen». Feuerwerkskörper sind für mich die Dampflokomotiven des 21. Jahrhunderts: Schön anzuschauen, aber zu laut, zu nervig, zu umweltbelastend und nicht mehr Zeitgemäss. Und bezüglich Kultur: Davon habe ich mehr, wenn ich ein Joghurt tagsüber in die Sonne stelle. Es wird Zeit zu gunsten einer nachhaltigen Gesellschaft auf neue Ideen zu kommen!

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    Marc, 28.07.2022, 10:19 Uhr

    Vielleicht wird der Herr Joder auch noch irgendwann im 21. Jahrhundert ankommen. Mein Ja hat die Initiative.

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    Ben, 27.07.2022, 16:19 Uhr

    Es gab einmal eine Zeit, wo man sich auf ein paar Raketen oder auch auf ein angesagtes Feuerwerk am 1. August gefreut hat. Mittlerweile wird jedoch für jede Gelegenheit und jedes Festli, unabhängig der Jahreszeit und Tageszeit, Feuerwerk gezündet.
    Nicht nur dass die Tiere enorm leiden; auch die Mehrheit der Bewohner fühlt sich aktuell sehr gestört von diesen rücksichtslosen Feuerwerker!
    Schade, zeigen unsere Politiker einmal mehr kein Rückgrat und lassen nun die Feuerwerke, welche wohl bereits am 30.7. für den 1. August beginnen werden, zu – obwohl praktisch die ganze Schweiz wegen der Trockenheit das Abfeuern verboten hat.

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    silvia fries, 27.07.2022, 15:20 Uhr

    diese Art Feier mit Feuerwerk hat nichts mehr mit einer Feier zu tun. Jedenfalls nicht an gewissen Orten, wie z.B. der «Ufschütti» und Umgebung in Luzern. Da kommen Pyromanen aus der ganzen Umgebung und lassen vom 31.07. bis am 01.August jeweils die ganzen Nächte Knallkörper ab, die niemanden mehr schlafen lassen…Unseren Hunden habe ich immer schon Medikamente ( vom Arzt empfohlen ) gegeben und Beruhigungsgeräte etc.etc. gekauft . Es gibt nichts, dass die Tiere beruhigen konnte. Auch wir sind immer diesem Stress ausgesetzt. Die Luft ist danach und während diesen Spektakeln sehr schlecht und Tinnitus danach ein langer Begleiter.
    Gerne werde ich weiterhin Unterschriften sammeln für die Initiative gegen diesen Lärm . Möglicherweise wohnt Peter Joder an einem Ort, der von dieser Unsitte nicht betroffen ist. Nur so ist mir dessen Einstellung zu erklären..

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    Kommentarschreiber, 27.07.2022, 11:42 Uhr

    «Für den Pyrotechniker unverständlich. Feuerwerk mache in der gesamten Schweiz nur ein Viermillionstel des jährlichen CO2-Ausstosses aus, rechnet Joder vor.»
    Genau, und wegen den 0,0000000125 % CO2 des Gesamtausstosses, die ich als Einzelperson verursache, geht das Kliman noch lange nicht den ausgetrockneten Bach runter. Dumm nur, wenn die anderen 7’999’999’999 auch so unglaublich schlüssig, logisch und intelligent denken und argumentieren.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 27.07.2022, 09:28 Uhr

    Es sind immer ein paar chaoten die irgendein Fanklub verunglimpfen,siehe zB Fussball.Es sind aber nicht nur ein paar Nächte,in Luzern gibts Fans , die das Ganze Jahr Feuerwerk verbrennen zu irgend einem Anlass,(Hermitage Hochzeit)und vereinzelte lieben es, bis in den Morgen die Nacht Ruhe zu stöhren, anscheinend haben Sie auch keinen Hund,ansonsten würden Sie die Hundebesitzer verstehen.
    Und da sie anscheinend kein Mitleid mit unter den Feuerwerk leidende haben ,wirkt das auch rückwirkend.

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