Feuerwerkern droht weiterer harter Sommer

Luzerner Pyrotechniker hält Verbot für unnötig

Die Pyromantiker hoffen, dass dieses Jahr der Feuerzauber am Nationalfeiertag nicht ausfallen wird. (Bild: zvg / «Pyromantiker»)

Das Feuerverbot 2018 traf die Luzerner Feuerwerker schwer. Heuer droht sich das Szenario zu wiederholen. Nun verzichtet die Migros Luzern auf den Verkauf von Feuerwerk – und wird dafür kritisiert.

Viele kennen es: Das Kalenderblatt zeigt bereits den 31. Juli. Morgen, Nationalfeiertag. Bedeutet, die Läden schliessen früher. Doch 1. August ohne Feuerwerk? Geht irgendwie nicht. Bekannteste Anlaufstelle ist die Migros. Also noch schnell zum orangen Riesen, um sich mit ein paar Vulkanen und Raketen auszurüsten. Nur: Dieses Szenario gehört nun der Vergangenheit an.

Denn die Genossenschaft Migros Luzern gab kürzlich bekannt, künftig auf den Verkauf von Feuerwerk zu verzichten (zentralplus berichtete).

20-jährige Geschäftsbeziehung geht zu Ende

Damit steht die Migros Luzern nicht alleine da. Nur noch in der Westschweiz und im Tessin verkauft der Detailhändler Feuerwerkskörper. Betroffen davon ist ein regionaler Hersteller: Bugano mit Sitz in Neudorf bei Beromünster verkaufte 20 Jahre lang Raketen und Vulkane an die Migros. Der Sinneswandel der Migros Luzern trifft das Luzerner Unternehmen hart.

Wie hart, will man offiziell nicht sagen. Nachdem man von Seiten von Bugano zum Gebahren der Migros zuerst bereitwillig Auskunft gegeben hatte, zog das Unternehmen schliesslich sämtliche Aussagen zurück. Zu gross war offenbar die Angst vor einem Imageschaden.

«Längst hat das Lädelisterben auch in der Feuerwerksbranche eingesetzt.»

Peter Joder, Mitglied Pyromantiker Luzern

Die Migros Luzern begründet den Entscheid unter anderem mit der Umweltbelastung. Die Genossenschaft argumentiert weiter, dass bereits in den letzten Jahren die heissen und trockenen Sommermonate vermehrt zu Feuerwerksverboten geführt hätten. Zudem habe die aktuelle Klimaentwicklung eine zunehmende Unsicherheit bei der Planung zur Folge.

Die Sache mit der Logistik

Peter Joder vom Verein Pyromantiker Luzern glaubt, dass noch mehr reinspielt. «Für die Migros kommt bestimmt auch ein Problem mit der Logistik hinzu. Dass es sich um Gefahrengüter handelt, erschwert die Anlieferung. Ausserdem darf nicht verkauftes Feuerwerk nicht gelagert werden, sondern geht an den Produzenten respektive Importeur zurück», so Joder. Übrigens gilt dies auch für private Käufer: Ein Vulkan darf höchstens 30 Tage lang gelagert werden.

«Auf das Abbrennen von Feuerwerk in den Tagen vor dem 1. August sollte man verzichten.»

Reto Meier, Feuerwerksexperte Bundesamt für Umwelt

Mit dem Verkauf von Feuerwerk mache man sowieso nicht das grosse Geld, so Joder weiter. Doch der Ausstieg der Migros könne auch eine Chance sein – und zwar für die Kleinen. «Längst hat das Lädelisterben auch in dieser Branche eingesetzt», sagt der Krienser. Diese könnten nun wieder vermehrt zum Zug kommen.

Strenge Auflagen für Feuerwerk

Für Joder ist schwer nachvollziehbar, dass Feuerwerk aktuell einen solch schweren Stand zu haben scheint. «Seit 2015 müssen extrem strenge Auflagen erfüllt werden. Heute darf es bei vielen Feuerwerkskörpern nicht einmal mehr Funken auf den Boden regnen. Bleizusätze in der Chemie waren einmal», sagt Joder.

Feuerwerksexperte Reto Meier vom Bundesamt für Umwelt bestätigt letzteren Punkt. Er erwähnt zudem, dass die erhöhte Feinstaubbelastung in der Regel nur für einige Stunden anhalte. «Kommunale 1.-August-Feuerwerke sind weniger problematisch, weil sie zeitlich beschränkt sind und der Rauch über den Köpfen und mit Abstand vom Publikum entweicht. Die Emissionen privater kleinerer Feuerwerkskörper wirken hingegen viel unmittelbarer und über längere Zeit auf den Menschen ein», erklärt Meier.

«Feuerwerk ist Kunst.»

Peter Joder

Aufgrund der mit dem Feuerwerk verbundenen Feinstaub- und Lärm-Emissionen empfiehlt das Bundesamt für Umwelt einen zurückhaltenden Umgang damit. Auf das Abbrennen von Feuerwerk bereits in den Tagen vor dem 1. August solle verzichtet werden, sagt Meier.

Immer noch Handarbeit

Bei den Pyromantikern sieht man dies nicht ganz so streng. Peter Joder rechnet vor, dass Feuerwerk ein Zweimillionstel des jährlichen CO2-Ausstosses in der Schweiz ausmache.

«Natürlich, eine gewisse Belastung entsteht durch Feuerwerk. Doch: Kunst ist immer belastend. Und Feuerwerk ist Kunst», betont Joder – und erinnert daran, dass Feuerwerk nach wie vor reine Handarbeit sei. Die Vulkane seien gar im 19. Jahrhundert in der Schweiz erfunden worden.

Immerhin würden viele Leute Feuerwerk nach wie vor zu schätzen wissen – gerade weil es sich um eine alte Kultur handle. Der aktuelle gesellschaftliche Gegenwind könne durchaus auch wieder drehen, glaubt Joder.

Feuerwerksverbot droht

Doch es gibt noch einen weiteren Haken. Am Dienstag rief der Kanton Luzern ein bedingtes Feuerverbot in Wald und Waldesnähe aus – dies wegen erheblicher Waldbrandgefahr (zentralplus berichtete). Gleiches gilt für Uri, Ob- und Nidwalden. Sollte das Feuerverbot bis am 1. August noch verschärft werden, könnte dies auch in einem Feuerwerksverbot münden. Aus Sicht von Joder wäre dies nicht nötig. «Sämtliche Feuerwerkskörper sind getestet. Man muss sich bloss vernünftig verhalten – und logischerweise keine Vulkane im Wald abbrennen.»

Man müsse differenzieren, so Joder, denn Feuerwerk sei nicht gleich Feuerwerk. «Es gibt Produkte, bei denen man während des Abbrennens einen Meter daneben stehen kann und es passiert nichts. Da sind 200 Meter Abstand zum Wald überzogen.»

90 Prozent des Umsatzes verloren

Joder wünscht sich auch geografisch mehr Differenzierung. Für einen ganzen Kanton ein Feuerverbot mache nicht immer Sinn, sei es doch nicht überall gleich trocken. Auch wünscht er sich, dass die Kantone die Weisungen Metros der Schweizerischen Koordinationsstelle Feuerwerk in ihre Entscheide einfliessen lassen, welche Massnahmen und Empfehlungen bei Trockenheit herausgibt.

Diese Entscheide der Behörden können für die Feuerwerkshersteller unter Umständen verheerend sein – wie das absolute Feuerverbot im vergangenen Sommer. Es ist die Rede davon, dass der Luzerner Hersteller Bugano durch die 1.-August-Ausfälle rund 90 Prozent seines Umsatzes einbüsste.

Den Verein Pyromantiker traf es nicht ganz so hart. «Wir sind nicht so sehr auf den 1. August fixiert, sind eher Spezialfeuerwerker. Feuerwerke beispielsweise für einen Geburtstag können auch im Herbst nachgeholt werden», erklärt Joder. Die unverbrauchten pyrotechnischen Gegenstände des letzten Jahr seien eingelagert worden, um heuer gen Himmel gefeuert zu werden. Das 1.-August-Feuerwerk auf dem Bürgenstock fiel jedoch komplett aus. Verlust für die Pyromantiker: mehrere 10'000 Franken.

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