Zweierlei lockte Thorell zum neuen Arbeitgeber EVZ

Er ist Schwedens Antwort auf Lino Martschini

Der schwedische EVZ-Neuerwerb Erik Thorell gibt so sehr Gas, dass selbst die Unparteiischen hüpfen müssen. (Bild: Tobias Lackner)

Der Schwede Erik Thorell kann mit seiner Postur keine gegnerische Abwehr in Angst und Schrecken versetzen. Dafür aber mit seinem Speed und seiner Kreativität. Der 27-jährige Flügel ist verpflichtet worden, um die ohnehin schon beeindruckende Feuerkraft der Zuger zu steigern.

Aufgewachsen ist er in Karlstad, jener über 61'000 Seelen zählenden Ortschaft am nördlichen Ufer des Vänern, des grossen Sees in Südschweden. Wie seine zwei älteren Brüder Oscar und Gustaf ist auch er begeisterter Hockeyspieler beim örtlichen Spitzenverein Färjestads BK.

Als Erik Thorell 13-jährig wird, macht sich 2005 einer der aussergewöhnlichsten Schweizer Eishockey-Spieler aller Zeiten daran, seine Zelte in Karlstad abzubrechen. Marcel Jenni hat fünf Jahre für Färjestads BK gespielt, der technisch begnadete Zürcher wurde 2002 mit seinem schwedischen Arbeitgeber Meister.

Als Junior ein Fan von «Schöggi»

Als ob die Frage nach dem Schweizer Internationalen fast schon eine Beleidigung wäre für einen Junior von Färjestad BK, sagt Erik Thorell dezidiert: «Natürlich kenne ich den Namen Marcel Jenni und weiss um seine Bedeutung für meinen Stammverein. Er war einer der populärsten Spieler zu seiner Zeit und einer meiner Lieblinge. Ein wirklich guter Stürmer.»

«Marcel Jenni kann sich noch immer in Schwedisch ausdrücken.»

EVZ-Stürmer Erik Thorell

Und natürlich, ist er Jenni in Zug nicht nur einmal über den Weg gelaufen. Der mittlerweile 45-jährige «Schöggi», wie der Zürcher seinerzeit gerufen wurde, ist seit einigen Jahren in die Nachwuchsarbeit der Zuger eingebunden. Der aktuelle U-17-Trainer hat in diesem Frühjahr die EVZ-Novizen zum Meistertitel geführt. «Er kann sich noch immer in Schwedisch ausdrücken», zeigt sich Thorell beeindruckt.

Er hat schon unter Tangnes gespielt

Der Mann mit dem Lausbubengesicht hat aber einen noch wichtigeren Bezugspunkt zu seinem neuen Arbeitgeber. Er heisst Dan Tangnes. Der Norweger, der den EV Zug in seiner ersten Saison ausserhalb Skandinaviens in den Playoff-Final und davor zum Cupsieg geführt hat, war schon Thorells Coach bei Rögle.

«Ich habe die Art und Weise, wie Dan Tangnes coachte, geschätzt.»

Das war in der Saison 2013/14. Der damals 21-jährige Thorell war gerade daran, sich ein Auskommen als Eishockey-Profi zu erarbeiten. 2011 war er als Ergänzungsspieler mit Färjestads schwedischer Meister geworden. Lange dauerte die Zusammenarbeit mit Tangnes nicht. Ende Oktober 2013 wurde der Norweger als Cheftrainer gefeuert. Dennoch sagt Thorell: «Ich habe die Art und Weise, wie Dan Tangnes coachte, geschätzt. Er war einer der Faktoren, warum ich nach Zug gekommen bin.»

Am gleichen Tag geboren

Sechs Jahre nach ihrem ersten Aufeinandertreffen verbindet sie eine neue Mission. Sie liest sich deutlich ambitionierter als damals: Titelgewinn mit dem EV Zug – und beide in prägender Position.

Tangnes als der charismatische Aufsteiger unter den Schweizer Coaches in der letzten Saison und Thorell als zuverlässiger Punkteproduzent auf dem Eis. Bemerkenswertes Detail am Rande: Beide sind sie am gleichen Tag geboren, am 3. März. Allerdings ist der EVZ-Trainer 13 Jahre älter.

«Die Herausforderung und der spürbare Hunger der Organisation, die Meisterschaft zu gewinnen, war für mich ein wichtiger Grund, in Zug zu unterschreiben.» Thorell tat es für die nächsten beiden Saisons.

Erik Thorell (links) mit dem Zuspiel auf Lino Martschini im Champions-League-Heimspiel gegen Hämeenlinna: Das kann zu einem EVZ-Erfolgsrezept in der neuen Saison werden. (Bild: Tobias Lackner)

Der Schwede hat seine Karriere in den letzten drei Spielzeiten in Finnland so richtig lancieren können. Erst machte er bei TPS Turku 44 Punkte in 56 Qualifikationsspielen, dann 46 in 60 und 49 in 47 Qualifikationsspielen bei IFK Helsinki.

Beide sind sie schnell wie der Wind

Salopp ausgedrückt: Thorell ist so etwas wie die schwedische Antwort auf das Zuger Eigengewächs Lino Martschini. Beide sind sie schnell wie der Wind, beide können sie Linienpartner gefährlich in Szene setzen oder selber unwiderstehlich in den Abschluss gehen.

Zugegeben: Thorell ist mit 1,78 Metern rund zehn Zentimeter grösser als der imposante «Hockey-Zwerg» Martschini – aber in Schweden ist auch alles ein bisschen grösser als hierzulande. Das Land, die Anzahl Einwohner und die internationalen Erfolge einer sportverrückten Nation. Diese Aufzählung nimmt nicht für sich in Anspruch, komplett zu sein.

Offensives Arsenal mit grosser Feuerkraft

Dem EVZ mag der Vergleich Thorells mit Martschini nur recht sein. Läuft alles nach Plan, wird der Neuerwerb die Feuerkraft der Zuger nochmals in die Höhe schrauben. Vielleicht sogar als Linienpartner von Martschini. Ein grossartiges Spektakel wäre wohl programmiert.

Mit den Mittelstürmern Jan Kovar und Oscar Lindberg, den Flügelpaaren Grégory Hofmann und Dario Simion, Lino Martschini und Erik Thorell sowie Carl Klingberg und Jérome Bachofner hat der EV Zug ein offensives Arsenal beisammen, vor dem sich ausnahmslos alle landesweiten Konkurrenten warm anziehen müssen.

Und die EVZ-Verteidigung mit Leader und Captain Raphael Diaz und Adjutant Dominik Schlumpf wird ab der am 13. September beginnenden Spielzeit von Leonardo Genoni, der im Ruf steht, der beste Goalie des Landes zu sein, abgesichert (zentralplus berichtete). Das scheint ein grosser Schritt Richtung Titelgewinn der Zuger zu sein.

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