EVZ-Sportchef Reto Kläy zu neuer Saison

«Unser Budget ist höher, aber nicht explodiert»

Die Frage, wer nächste Saison die Verteidiger der Zuger verstärken wird, umtreibt EVZ-Sportchef Reto Kläy. (Bild: EVZ)

Es ist eine Kampfansage an die grossen vier seit 1999: Der EV Zug will Meister werden. Die Investitionen in die Titanen Leonardo Genoni, Grégory Hofmann, Jan Kovar, Oscar Lindberg und Erik Thorell sind der Tatbeweis. Sportchef Reto Kläy sagt: «Es ist Zeit für eine Ablöse an der Spitze.»

Die Zuger wurden in der Liga schon seit geraumer Zeit damit gehänselt, dass ihr sportlicher Aufschwung der letzten Jahre nur dank den Zuwendungen des millionenschweren Präsidenten Hans-Peter Strebel möglich sei. Sie stiessen in den letzten drei Jahren (2017 und 2019) zweimal bis in den Final vor, scheiterten aber jeweils am SC Bern.

Seit 1998 und dem ersten und bislang einzigen Meistertitel der Zuger sind nur noch die ZSC Lions, Lugano, Davos und Bern Meister geworden. Jetzt hat sich der EVZ aufgemacht, die Vorherrschaft der grossen vier im Schweizer Klubhockey zu beenden.

Spätestens seit dem letzten Augustwochenende haben die Berner ausgerechnet in Zug zementiert, dass sie in den publikumsträchtigen Sportarten Fussball, Eishockey und Schwingen die Nummer 1 des Landes sind. «Im Eishockey wollen wir die Berner Dominanz brechen», sagte der Emmentaler Reto Kläy, seines Zeichens Sportchef beim EV Zug, kürzlich zu zentralplus.

EVZ-Team soll «ein bitz» teurer sein

Der Darstellung der «fremden Fötzel» traten die EVZ-Macher jeweils energisch entgegen. Alle Investitionen in die erste Mannschaft seien durch gesteigerte Einnahmen und ohne Zuwendung Strebels realisierbar gewesen (zentralplus berichtete).

«Wir sagen nicht, dass wir Titelkandidat Nummer 1 sind. Aber wir sind einer der Mitfavoriten.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Aber spätestens mit der Verpflichtung des zweifachen Weltmeisters Oscar Lindberg als fünften Ausländer für das Zuger NL-Team ist diese Haltung kaum mehr zu verteidigen. Sportchef Reto Kläy weicht einer entsprechenden Frage mit einer eleganten Finte aus und gibt zu: «Unser Budget ist höher geworden, aber nicht explodiert.» Es sei nicht so hoch, wie gewisse Leute das Gefühl hätten. Das aktuelle Team sei «ein bitz» teurer geworden.

Maximal 89 Spiele für drei Pokale

Die Beweisführung für seine Theorie? Sie hört sich nicht anders an als in früheren Jahren: «Wir haben immer gesagt, dass wir in einen starken Goalie, in vier bis fünf überdurchschnittliche Verteidiger und herausragende Ausländer investieren», hält Kläy fest.

Schliesslich haben die Zuger auch Grosses vor. Er rechnet vor, dass die Zuger maximal 89 Spiele vor der Brust haben. Fünf im Cup, 13 in der Champions League und 71 in der heimischen Meisterschaft. «Wir haben alle drei Pokale im Kopf», sagt Kläy selbstbewusst (zentralplus berichtete). Und ergänzt: «Wir sagen nicht, dass wir Titelkandidat Nummer 1 sind. Aber wir sind einer der Mitfavoriten.»

So drücken die Zuger das Lohnbudget

Finanziell fällt bei den Stürmern wohl bloss der Zuzug von Hofmann finanziell ins Gewicht im Vergleich zu den Abgängen. Und natürlich Oscar Lindberg, falls es McIntyre nicht gelingen sollte, einen neuen Arbeitgeber zu finden.

«Jan Kovar liegt irgendwo in der Mitte der Lohnskala, was die Ausländer in der Schweizer Liga verdienen.»

«Man darf nicht vergessen, dass es stets unsere Strategie war, unser Kader neben ambitionierten Profis mit vielversprechenden Talenten zu ergänzen», hält Kläy fest. In diesem Zusammenhang erwähnt er Ersatzgoalie Luca Hollenstein, Yannick Zehnder, Sven Leuenberger, Thomas Thiry und Livio Stadler. Weil sie laut Kläy weniger verdienen als durchschnittliche Spieler bei der Konkurrenz, werden die Lohnausgaben insgesamt gedrückt.

Kläy: Sie kamen nicht wegen des Geldes

Zugs Sportchef glaubt, dass der SC Bern zum Beispiel über vier Linien gut bezahlte Spieler im Kader habe. Folglich also mehr Lohnausgaben hat als der EVZ. Und er ist vor allem auch der Überzeugung, dass der Tscheche Jan Kovar irgendwo in der Mitte der Skala liege, was die ausländischen Söldner in der Schweiz verdienen.

Laut der Darstellung von EVZ-Sportchef Reto Kläy ist ihm mit der Verpflichtung von Jan Kovar fast schon ein Schnäppchen gelungen. (Bild: Tobias Lackner).

Das wird Kovar bei einer Vertragsverlängerung, die in der Agenda bei Kläy ganz zuoberst steht, bestimmt nach oben korrigieren wollen. «Kovar und Lindberg», hält der Sportchef fest, «sind Glücksfälle für uns und unsere Liga.» Und er ist sich sicher, dass sich Kovar gut in Zug eingelebt hat. «Sonst wäre er, wie ich ihn erlebe, ein guter Schauspieler.»

Bei Genoni, dem besten Torhüter der Liga, und Hofmann, dem besten Torjäger der Liga, ist sich Kläy «fast sicher, dass sie bei all den verschiedenen Interessenten nicht das höchste Gebot unterzeichnet haben».

EVZ-Verteidigung ist Achillesferse

Gibt es einen Schwachpunkt in diesem zur Titeljagd blasenden EVZ, dann handelt es sich am ehesten um die personelle Besetzung der Verteidigung. Mit Raphael Diaz und Santeri Alatalo haben die Zuger zwei offensiv ausgerichtete Verteidiger, mit Miro Zryd einen bisweilen nachlässigen Zauberlehrling.

Mit Dominik Schlumpf einen, der Offensive und Defensive fehlerfrei buchstabieren kann und mit Johann Morant, Thomas Thiry als auch Jesse Zgraggen drei Typen, die vor dem eigenen Tor aufräumen können. Dazu kommen noch Livio Stadler und Dario Wüthrich.

Mit Leonardo Genoni sichert ein vierfacher Meistergoalie die Zuger Verteidigung ab. (Bild: Tobias Lackner)

Es ist eine qualitative Einschätzung, die Kläy nicht so recht teilen mag. Er sagt: «Wir haben eine Verteidigung, in der noch viel Potenzial drinsteckt. Sie ist noch längst nicht am Ende ihrer Entwicklung.» Das tönt nach einem Versprechen für die unmittelbare Zukunft. Die Meisterschaft für die Zuger beginnt am 13. September mit dem Auswärtsspiel beim HC Ambri-Piotta.

Viel Feuerkraft für ein Spektakel

Sein wichtigstes Geschäft im Hinblick auf nächste Saison hat Kläy bereits in trockene Tücher gebracht: Der Vertrag mit Lino Martschini ist um drei Jahre verlängert worden (zentralplus berichtete). Der EV Zug wird in den nächsten Jahren über eine offensive Feuerkraft verfügen, die viel Spektakel, Tore und Erfolge verspricht. Und das vor einer Verteidigung, die vom besten Goalie des Landes abgesichert wird.

Im Vergleich zur letzten Transferperiode hat Kläy aller Voraussicht nach eine eher lockere Zeit vor sich. Auf seiner Prioritätenliste der Vertragsverlängerungen folgt nach Kovar Dario Simion. Danach Sven Senteler, Thomas Thiry, Miro Zryd, Johann Morant, der altgediente Fabian Schnyder und letztlich David McIntyre.

Ob da weitere finanzielle Mittel zur qualitativen Verbesserung des Kaders drinliegen? Das wissen der generöse EVZ-Präsident Hans-Peter Strebel und womöglich die neidische Konkurrenz.

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