eZug: Neue App soll Behördengänge ersparen

Die Stadt Zug ist seit heute ein Stück «schlauer»

Hierhin müssen Zuger künftig seltener. (Bild: jal)

Rasch das Partner-GA erneuern, doch die Wohnsitzbestätigung fehlt? Sich für die Traumwohnung bewerben, doch keinen Betreibungsauszug zur Hand? In der Stadt Zug ist das bald kein Problem mehr. Eine brandneue App soll den Einwohnern mühsame Behördengänge ersparen. Wir machen den Selbsttest.

Dass ihr die Digitalisierung am Herzen liegt, hat die Stadt Zug bereits vor einigen Jahren bewiesen. Seit 2016 können Gebühren bis 200 Franken via Blockchain bezahlt werden, ein Jahr später folgte die Blockchain-basierte digitale ID für Stadtzuger.

Jetzt kommt mit der App eZug der nächste, bis jetzt wohl zugänglichste städtische Streich – die Stadt spricht gar von einem Meilenstein. Die App, die seit Freitag im Appstore erhältlich ist, dürfte Zug tatsächlich näher ans designierte Ziel bringen, eine Smart City zu werden. Noch befindet sie sich jedoch erst im Aufbau.

Worum geht's? Amtliche Dokumente etwa, für deren Behördengang man bislang extra früh Feierabend machen musste, sind neuerdings sehr einfach per Knopfdruck digital erhältlich.

Wir testen's aus

Damit das Ganze etwas lebendiger wird, testen wir die Sache gleich selber aus, laden die Gratis-App im Appstore unkompliziert herunter und landen in einer hübsch aufgemachten Begrüssungsmaske. Ja, es soll losgehen, klicken wir weiter. Und verharren. Denn es gibt zwei Möglichkeiten, von hier aus weiterzukommen. Eine führt über die SwissID. Wenn schon, denn schon, finden wir, und legen freiwillig eine solche an. Das geht schnell.

Für Spontane kommt nun die Krux. Denn als Basis für eZug dient die kantonale Lösung Zuglogin. Diese digitale Identität ist wichtig, um uns rechtsgültig gegenüber den Behörden oder gegenüber Dritten digital ausweisen zu können und gilt als sicher. Ein solches Benutzerkonto herzustellen, braucht etwas Geduld. Bislang war die Erstellung eines Zuglogins im Kanton nur brieflich möglich. Unter anderem musste dabei die Kopie des Passes oder der ID zur Behörde gelangen. Bis zum abgeschlossenen Registrierungsprozess verstrich also gut und gerne eine Woche.

In der Bibliothek gibt's das Zuglogin

Ab Freitag geht die Sache jedoch schneller. So können Nutzerinnen und Nutzer ihr Zuglogin sowohl im Empfang des Stadthauses als auch in der Bibliothek Zug erstellen. Der städtische Kommunikationsverantwortliche Dieter Müller beteuert: «Das dauert nicht einmal fünf Minuten.»

Glücklicherweise sind wir bereits im Besitz eines Zuglogins. Die nötigen Angaben dazu dümpeln kaum genutzt irgendwo im Mailaccount herum. Mittels Kundennummer und Passwort loggen wir uns also ein, schiessen ein quasi offizielles Selfie – «Bitte schauen Sie neutral» – und schwupps, los geht's. Naja. Sofern man in der Stadt Zug lebt.

Nicht-Städter haben das Nachsehen

Denn der Baarer Autorin nützen die bisher aufgeschalteten Services relativ wenig. Schlicht weil digitale Betreibungsauszüge nur für Zuger und Steinhauser zugänglich sind. – Für letztere ist ebenfalls das Zuger Betreibungsamt zuständig.

Müller erklärt uns daher freundlicherweise, wie's gehen würde. «Sie können sich beispielsweise gleich auf dem Heimweg von einer Wohnungsbesichtigung, nachdem sie das Formular an den Vermieter ausgefüllt haben, einen Betreibungsauszug per eZug bestellen. Dieser kostet 18 Franken, also gleich viel, wie er am Schalter kosten würde. Gezahlt wird mit Kreditkarte, Postcard oder Twint.» Wurde bezahlt, wird der Auszug direkt an die App geladen. «Von dort können Sie ihn an den Vermieter senden oder sich selber weiterleiten, um ihn dann auf der Festplatte zu speichern.»

Die Stadt ist eine klare Vorreiterin

In anderen Zuger Gemeinden gibt es noch keine ähnliche Digitallösung wie sie mit eZug geschaffen wurde. Michelle Abegg, Kommunikationsverantwortliche der Gemeinde Cham, erklärt etwa auf Anfrage: «Momentan wurde eine solche Möglichkeit für die Einwohnergemeinde Cham noch nicht diskutiert, allerdings prüfen wir stetig weitere Möglichkeiten, um die Nutzerfreundlichkeit unserer Kunden auch auf dem digitalen Weg zu erhöhen und die Beschaffung von Dokumenten zu vereinfachen.» Eines der Legislaturziele 2019–2022 der Gemeinde Cham sei die «Überprüfung aller Dienstleistungen, welche zusätzlich elektronisch erbracht werden könnten», diesbezüglich befinde man sich im Prüfungsprozess.

Der Nutzen verfällt beim Drucken

Der Kommunikationschef warnt jedoch: «Die Rechtsgültigkeit des Formulars ist digital signiert und damit nur so lange gültig, als es digital bleibt.» Ausdrucken nützt also nichts. Wenn ein Vermieter eher von der traditionellen Sorte ist und den Auszug lieber in eigenen Händen hält, muss man also den bisherigen Behördenweg gehen.

«Selbst Sonntagnacht um drei Uhr sollen die Prozesse funktionieren.»

Nicolas Lemaitre, IT-Projektleiter der App

Nicolas Lemaitre, der IT-Projektleiter der App, sagt auf Anfrage: «Was einzigartig ist bei diesem Projekt, ist, dass wir nicht einfach eine Dienstleistung nehmen und diese anbieten, sondern dass auch der nachgelagerte Prozess in dieser Form digitalisiert wird.» Heisst konkret? «Im Moment steht im Hintergrund immer noch eine Person, welche die Prozesse zu Bürozeiten überprüft und bestätigt. Wir arbeiten jedoch daran, dass dieser Prozess, also etwa die Besorgung eines Betreibungsauszugs, auch Sonntagnacht um drei Uhr funktioniert.» Die Automatisierung solcher Prozesse von A bis Z sind es also, was diese App einzigartig macht.

Eltern sollen mittels App kommunizieren

Noch sind erst die von der Bevölkerung am häufigsten verlangten Dokumente per App erhältlich. Dieses Angebot wird jedoch laufend ausgebaut. Im Sommer dieses Jahres soll die Integration eines Elternportals für die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrpersonen der Stadtschulen, der Musikschule sowie der schulergänzenden Betreuung erfolgen. Weitere zukünftige Anwendungen fokussieren auf Parkbewilligungen für Anwohnerinnen und Anwohner, den Bibliotheksausweis, die Bewilligung für Veranstaltungen, das Saalreservationssystem oder die Anmeldung auf der städtischen Mitwirkungsplattform.

Die Software hinter eZug wurde übrigens von der Stadt Zug nicht selber erfunden. Es handelt sich um eine Technologie der Procivis AG, welche diese Lösung 2018 bereits für den Kanton Schaffhausen entwickelt hat.

Stadtrat verrät, wie er im März abstimmt

Das Thema der digitalen Identitäten ist derzeit in aller Munde. Im März nämlich stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung auf Bundesebene darüber ab, ob man es privaten Anbietern überlassen will, elektronische Identitäten auszustellen und zu betreiben, oder ob man dies dem Bund überlässt. Dazu hat der Zuger Stadtrat eine klare Haltung: «Die Ausstellung von Identitäten ist eine hoheitliche Aufgabe und dem Staat zuzuordnen. Das sollte nicht von Privaten gemacht werden.»

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