Eine Wahl, die überrascht

Monatelang schrieb Beat Hensler Schlagzeilen, immer neue Negativmeldungen zur Polizeikrise machten die Runde. Dann, mit dem Abgang des Kommandanten, kehrte bei der Luzerner Polizei Ende letzten Jahres schlagartig Ruhe ein. Und nun seine Wahl zum Sekretär der Zentralschweizer Regierungskonferenz. Was ist davon zu halten?

Die allermeisten benötigen bekanntlich eine Arbeit, um ihren täglichen Bedarf decken zu können. Über die Höhe von Henslers Abfindung wurde bei der Vertragsauflösung zwar Stillschweigen bewahrt. Das Personalgesetz sieht drei bis zwölf Monatslöhne vor. Hensler hätte also bis allerlängstens Mitte Dezember Lohn erhalten. Danach wäre ihm nichts anderes übrig geblieben, als von seinen Ersparnissen zu leben – oder aber beim RAV anzuklopfen. Dass die Stellensuche mit 56 Jahren kein einfaches Unterfangen ist, davon wissen Gleichaltrige ein Lied zu singen. Mit dem Bekanntheitsgrad und dem Werdegang Henslers schon gar nicht.

Man kann sich unschwer vorstellen, wie viel Überwindung es den einstigen Regierungsratskandidaten der CVP Horw gekostet haben dürfte, der vormaligen Chefin neuerlich sein Bewerbungsdossier zuzustellen. Und als wie profan er es erachten dürfte, eine Sekretariatstätigkeit zu übernehmen. Immerhin führte Hensler zuvor ein Polizeikorps mit über 800 Mitarbeitenden.

Es ist gut anzunehmen, dass Hensler unter den rund 50 Kandidaten für die Aufgabe der bestqualifizierte Bewerber war. Zumindest was die «harten» Kriterien betrifft. Es bleibt zu hoffen, dass bei der Stellenbesetzung auch die «soften» Qualitäten angemessen berücksichtigt wurden. Kann sich ein Führungsmensch, der wie Hensler einer hierarchischen Struktur wie der Polizei entstammt, nun plötzlich unterordnen? Schafft er es, sich als Teamplayer, ja als Dienstleister für ein Gremium zu verstehen? Und vor allem: Können Hensler und seine neue alte Chefin Yvonne Schärli die Schatten der Vergangenheit hinter sich lassen und das verloren gegangene Vertrauen wieder aufbauen?

Wenn dies gelingt, so ist allen Beteiligten zu ihrem Mut zu gratulieren. Hensler selbst, der eine zweifellos nicht einfache Zeit hinter sich lässt. Yvonne Schärli, die ihrem ehemaligen Mitarbeiter in ihrem letzten Regierungsjahr eine neue Chance gibt. Und dem sechsköpfigen Wahlgremium, das einen top qualifizierten und sehr gut vernetzten Mitarbeiter gewinnen konnte, der für die Chance dankbar sein wird.

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