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Mein Sohn braucht neue Kleider

«Little monster» oder «hug me»: Wer kauft seinem Kind denn sowas?

Bild: Pixabay

Dass die Kleidung bereits bei kleinen Kindern gendermässig ist, werde ich nie verstehen. Noch schlimmer sind aber all die Beschriftungen auf Socken, Shirts oder Unterhosen. «I’m so cute» für Mädchen, «little monster» für Jungs – der Einkauf für meinen Sohn in der Kleiderabteilung bringt mich zum Stänkern.

Schon wieder habe ich was zu reklamieren. Einmal ist es das Wort Papitag oder dann der Zucker. Wie es scheint, hat man als Vater neben all der Freude sehr viele Möglichkeiten, sich zu ärgern. Nun sind es Kleiderläden, die mich nerven.

Es ist Frühling, wir brauchen Socken. Bei der Gelegenheit kann ich es nicht lassen, auch in den Pullovern und T-Shirts, in den Hosen und Jäckchen zu stöbern. «Oh so cute» denke ich nicht, der Schriftzug springt mich in der Mädchen-Abteilung an. Das ignoriere ich erst mal deshalb, weil ich enttäuscht bin über die Rüschen am Pullover – denn er würde meinem Jungen super stehen.

Warum keine Rüschen?

Warum nicht mit Rüschen? Weil ich mir und vor allem dem Kleinen die Kommentare ersparen will. Wenn er Rüschen will, klar, darf er, aber ich kaufe sie nicht ohne sein Verlangen. Dass die Kleidung bereits bei kleinen Kindern so dermassen gendermässig ist, das werde ich nie verstehen und wird mich immer wieder von Neuem ärgern. Abenteurer und Helden für die Jungs, Ponys und Prinzessinnen für die Mädchen. Ich find’s doof. Aber sei’s drum, ich meinte, es akzeptiert zu haben. Nun springt mich aber ein «little monster» auf einem T-Shirt in der Jungs-Abteilung an.

Absurde Schriftzüge und Slogans

Mädchen werden beschriftet mit «I’m so cute», «hug me», «cute friends» oder «call me baby». Jungs sind starke Helden: «I woke up as a hero.» Kindern wird das Bedürfnis unterstellt, niedlich oder superstark wirken zu wollen. Dass sie sexy, niedlich, stark und clever sind, wenn sie ein bestimmtes Kleidungsstück auf eine bestimmte Art und Weise tragen und ein Körperteil auf eine gewisse Art und Weise präsentieren. Den Kleinen wird eine Rolle übergestülpt, die vielleicht so gar nicht zu ihnen passt: dass Mädchen umarmen und nett sind, derweil die Jungs stark, gefährlich und entdeckungsfreudig sind. Das finde ich bedenklich.

Inzwischen habe ich übrigens Socken gefunden. Auf einem Pullover vor mir steht «I will change the world». Exakt das, was wir momentan brauchen. Aber doch nicht auf dem Pullover eines Kindes, sondern in ganz anderen Köpfen. Aber ja, es gibt hier auch die nicht geschlechtspezifischen Schriftzüge: «travel and never stop exploring» und «create your own future».

Wie träumt denn ein Einhorn?

So nett die Slogans sind, warum sollen die Kleinen Plattform dafür sein? Sind wir so sehr gebunden im Alltag, dass unsere Lebenswünsche nur noch als Schriftzug auf dem Bauch oder Rücken der Kleinen Platz finden? Es tut mir leid um die Kleinen, dass diesen, noch bevor sie sprechen können, ein Lebensmotto aufgedruckt wird.

Ich will zur Kasse, wische ein «kind like daddy» zur Seite, greife mir den Kleinen, der sich zwischen «one sweet baby» und «mister nice guy» versteckt hat. Und male mir schöne, unbeschriftete Kleider aus, I «dream like a unicorn». Am Ausgang sehe ich: Auf den Socken steht «Fin».

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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