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Odyssee zu vier neuen Wänden

Was ich als Studentin auf dem Luzerner Wohnungsmarkt erlebte

Am schönsten ist es doch zuhause. Ganz anders sieht es auf dem Wohnungsmarkt aus – besonders für Studis.

(Bild: Naomi Herbert/unsplash.com)

Ob aufgehübschte Wohnungsinserate oder erpressende Vormieter: Wie schlimm es um den Luzerner Wohnungsmarkt steht, erfuhr unsere Bloggerin am eigenen Leib. Im Campus-Blog teilt sie ihre zwei liebsten Schreckenserfahrungen.

Seit gut zwei Jahren wohne ich in der gleichen WG mit zwei lieben Mitbewohnern, Altbau, Parkettboden und guter Lage. Im Winter fand ich jedoch, es sei an der Zeit, weiter zu ziehen, denn eine Veränderung musste her. Vielleicht alleine? Warum nicht, Frau kann sich ja Mal auf dem 1- Zimmer-Wohnungsmarkt von Luzern umsehen. Das Auskundschaften hatte ich mir aber um Einiges entspannter vorgestellt.

Das Wunschschloss

Schon alleine das Inserat liess mich ins Schwelgen kommen. Kleine, aber feine 1-Zimmer-Wohnung im zentral gelegenen Villenviertel mit Blick zu den Museggtürmen, mit Badewanne und Gartensitzplatz. Ich hatte das Inserat gut zwei Stunden nach der Aufschaltung entdeckt, war also eine der ersten und mit meinen Ellbogen ganz vorn. Der Realitätscheck am nächsten Abend liess mich aufs harte Pflaster vor meinem Wunschschloss fallen. Zwar waren nur gerade drei interessierte Parteien vor Ort, aber wir traten uns im zwölf Quadratmeter «grossen» Zimmer regelrecht auf die Füsse.

Da wusste ich dann auch, warum die Immobilienfirma im Inserat auf die Grössen-Angaben verzichtet hatte. Der «Sitzplatz» vor dem Haus war halb geteerter Parkplatz, halb so etwas wie Rasen. Und das bei einer Miete von fast 900 Franken! Zu meiner Belustigung war das Inserat auch ganze zwei Wochen später noch online zu finden (eine Dekade für den Wohnungsmarkt).

Zerbrochenes Glas inklusive

Eine Freundin schickte mir eine Insider-Nachricht aus einem Gruppenchat. Es war ein Hilferuf eines früheren Mitstudenten, der sehr kurzfristig eine Nachmieterin oder einen Nachmieter für seine Wohnung suchte. Ich war begeistert, denn die Wohnung war befristet, und dementsprechend war die Miete tief. So tief, wie mein aufsteigendes Verlangen, die neue Bewohnerin der Wohnung zu werden.

Leider war sich der Vormieter der Attraktivität des Angebots bewusst und zog gescheit seinen Nutzen daraus. Nur, wer bereit war, alle seine Möbel gleich zu übernehmen (bzw. zu entsorgen), kam auf die Nachmieter-Liste für die Verwaltung. Da ich schon vor Jahren ausgezogen bin, habe ich ziemlich alles was ich zum Wohnen brauche. Für ein zweites Bett, einen zweiten Schreibtisch und eine zweite Couch habe ich keine Verwendung. Wollte ich neben all dem auch noch einen hässlichen Esstisch, der laut der Quittung «Broken Glass» heisst? Niemals. Wollte ich, dass der Vormieter denkt, ich wolle den Tisch? Ja. Natürlich. Sehr gern!

Nachfrage wird schamlos ausgenutzt

Es steht schlimm um den Wohnungsmarkt, da bildet Luzern leider auch keine Ausnahme. Die Nachfrage nach kleinen, bezahlbaren Wohnungen ist so gross, dass die Vor- und die Vermieter sich eigentlich alles leisten können. Als mittelose Studentin bin ich der grenzenlosen Profitgier der Immobilienfirmen ausgeliefert. Ich wünsche mir, dass die Politik dem ganzen Treiben einen Riegel vorschiebt.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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