Krienser Hinterschlund soll Inseli-Ersatz werden

Cars und Tourismus: Stadt Luzern befragt Bevölkerung

Das Löwendenkmal gehört mit der Kapellbrücke und dem Wasserturm zu den bekanntesten Touristenattraktionen der Stadt.

(Bild: asc)

Wohin mit den Cars? Und wieviel Tourismus erträgt die Stadt Luzern eigentlich? Der Stadtrat will diese Fragen bis 2021 – unter Einbezug der Bevölkerung – klären. Und prüft einen kurzfristigen Ersatz für die Inseli-Cars in Kriens.

Ob Parkhaus im Musegghügel oder unter dem Schweizerhof: In der Stadt Luzern wurden in den letzten Jahren vor allem von privater Seite verschiedene Vorschläge diskutiert, wie Touristencars in der Innenstadt verstaut werden könnten.

Doch zu einer gemeinsamen Lösung konnte sich die Politik nicht durchringen. Im Gegenteil: Die heftigen Diskussionen führten zu verhärteten Fronten. «Wir kommen auf dem bisherigen Weg nicht weiter», sagte Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) am Freitag vor den Medien. «Deshalb machen wir einen Schritt zurück.» 

Statt Einzelprojekte isoliert zu beurteilen, stösst der Stadtrat eine grundsätzliche Diskussion an.

Erst Ziele festlegen, dann konkrete Projekte behandeln

Wie er am Freitag mitteilt, will er dazu einen «partizipativen Strategieprozess» durchführen. In einer ersten Phase versucht die Stadt, sich mit allen Beteiligten auf ein gemeinsames Ziel festzulegen. «Es ist nicht sicher, ob wir gemeinsam ein genügend stabiles Fundament finden», räumte Borgula ein. Dennoch ist er zuversichtlich – gerade auch angesichts der Diskussionen in den Fraktionen. «Wir sehen zudem keinen anderen Weg.» 

«Der Erfolg der letzten Jahre ruft aber kritische Stimmen hervor, immer mehr.»

Franziska Bitzi, Stadträtin

Ebenso werden Rahmenbedingungen und Bewertungskriterien festgelegt. Erst in einem zweiten Schritt sollen bestehende und allenfalls neue Projektideen besprochen werden. Der Prozess wird durch die Firma Gruner AG aus Basel begleitet. «Es ist wichtig, dass jemand von aussen das macht, weil die Diskussionen bisher nicht ganz einfach waren», begründete Borgula.

Resultate sollen im Frühling 2021 vorliegen. Die Kosten für den Strategieprozess Carregime betragen rund 300'000 Franken.

Kritische Stimmen zum Tourismus

Parallel dazu will der Stadtrat einen zweiten Strategieprozess zum Tourismus durchführen. «Der Tourismus hat in Luzern eine langjährige Tradition», so der Stadtrat. Das Image der Stadt sei gut, Luzern als Reiseziel beliebt. «Der Erfolg der letzten Jahre ruft aber kritische Stimmen hervor, immer mehr», sagte Stadträtin Franziska Bitzi am Freitag vor den Medien.

Vor diesem Hintergrund stellen sich in der Stadt Luzern Grundsatzfragen über die Zukunft des Tourismus. Im Grossen Stadtrat wurde dazu im Januar 2019 eine Motion mit dem Titel «Vision Tourismus Luzern 2030» überwiesen. Diese verlangt strategische Leitlinien zur Entwicklung des Tourismus. In der Vergangenheit brachten verschiedene Akteure sogar Maximalbesucherzahlen oder Eintrittspreisen ins Gespräch.

Etablierte Marke weiterentwickeln

Wohin der Weg führt, sollen nun die nächsten anderthalb Jahre zeigen. «Wir wollen das nicht im stillen Kämmerlein der Stadtverwaltung machen», hielt Franziska Bitzi am Freitag fest. Nebst Workshops und Experteninterviews plant die Stadt Luzern eine repräsentative Bevölkerungsbefragung.

Das Ziel ist ein nachhaltiger und stadtverträglicher Tourismus. Bitzi nahm bereits vorweg, dass Luzern nicht vom Gruppentourismus abkehren werde. Es sei unbestritten, dass Cars als flächeneffizientes Verkehrsmittel gelten. «Wären alle Chinesen, die jetzt mit dem Car reisen, neu mit dem Mietauto in Luzern unterwegs, hätten wir ganz andere Probleme.»

Der Stadtrat betont jedoch, dass sein Einfluss auf den Tourismus beschränkt ist. Die Weltkonjunktur, das Reise- und Konsumverhalten, der Klimawandel oder die Digitalisierung spielten eine wichtige Rolle.

Weitere Umsetzung Konzept Carparkierung

Unabhängig von den beiden Strategieprozessen setzt der Stadtrat bereits kurz- und mittelfristigen Massnahmen aus dem Konzept Carparkierung um. So will der Stadtrat auf dem Grundstück Hinterschlund in Kriens einen temporären Carparkplatz errichten.

Derzeit würden Gespräche mit der Stadt Kriens laufen. Der Standort soll ab 2021 auch die wegfallenden Parkplätze beim Inseli kompensieren, die wegen dem Ja der Stimmbevölkerung zur Inseli-Initiative wegfallen werden.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


2 Kommentare
  • Profilfoto von Ralf Fioretti
    Ralf Fioretti, 21.09.2019, 11:48 Uhr

    Also Sofortmassnahme könnte man gestaffelte Einfahrtsgebühren für Reisebusse erlassen, wie es z. Bsp. Florenz seit Jahren kennt. Man könnte dann unterscheiden, zwischen beliebten und weniger beliebten Touristen. Z. Bsp. Busse deren Gäste in der Stadt übernachten bezahlen nichts, wer in der Agglo übernachtet bezahlt 100.-, Wer im Kanton übernachtet 200.- und wer nicht im Kanton übernachtet bezahlt 300.-. Das Geld könnte zweckgebunden für das neue Carregime oder gar ein unterirdisches Carparkhaus verwendet werden. Es ist auch denkbar, dass dann die Uhrenverkäufer diese Kosten übernehmen, für diejenigen Reisebusse, deren Gäste genügend Umsatz erzielen.
    Gruppen und Einzelreisenden, die in Luzern oder der Agglo übernachten, würde ich neben der Kurtaxe kein zusätzliches «Eintrittsgeld» abnehmen.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Joseph de Mol
    Joseph de Mol, 20.09.2019, 12:12 Uhr

    Was als allererstes würdigend einfliessen muss: Über 90% der Wertschöpfung, welche direkt und indirekt aus dem Tourismus (in Luzern gar völlig entfesselter overtourism) erzielt wird, landet bei den Privaten (Juweliere, Uhren, Hotels, Fremdenverkehr usw.). Das Steuersubstrat, welche der Tourismus in Luzern abwirft, und das ist evident (Finanzdirektorin Bitzi-Staub hat dies in der NLZ bestätigt), ist vernachlässigbar gemessen an den Kosten, welche die öffentliche Hand aufbringen muss. Daher: Die Luzerner Hotspots, und es wäre nur eine Anpassung an die internationale Handhabung, müssen für Touristen kostenpflichtig werden. Nur so lässt sich erreichen, dass die Verursacher dort Mittel zur Verfügung stellen, welche sonst die Einheimischen zur Verfügung stellen müssen (Steuerlast). Die Mär, dass Bucherer, Gübelin, Schweizerhof & Konsorten sich nur annähernd an diesen (externalisierten) Kosten beteiligen, ist längst als falsch widerlegt. Kommt nur noch in der FDP-Wertschöpfungs-Propaganda vor. Doch auch dies ändert an den harten Fakten nichts.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon