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Wer scheitert, wird besser – auch im Sport

Niederlagen: Die Schattenseiten der Medaille

Im Wettkampf entscheiden Sekunden über Sieg oder Niederlage. (Bild: zvg)

Im Sport wie im Leben gilt es, mit Niederlagen umgehen zu lernen. Natürlich nerven diese gewaltig. Doch gleichzeitig lernt man aus Niederlagen. Die Luzerner Karateka-Meisterin Fabienne Kaufmann kann so gelassener auf den nächsten Wettkampf blicken.

Der erste Schlag trifft meinen Bauch und ehe ich mich versehe, liege ich am Boden. Dann schiesst mir ein Gedanke durch den Kopf: «Da bist du jetzt selber schuld. Diesen Punkt hast du deiner Gegnerin geschenkt.» In diesem Moment wächst in meinem Bauch eine Wut auf mich selbst.

Doch ich weiss, jetzt auf der Kampffläche muss ich einen kühlen Kopf bewahren. Diese unaufmerksame Sekunde darf meine restliche Kampfzeit nicht beeinflussen. Dennoch spüre ich in diesem Augenblick den Druck von meinem Umfeld und mir selber.

Wenn die Leistung vor dem Sportler kommt

In der heutigen Gesellschaft hört man immer des Öfteren von Leistungsdruck. Die hohen Erwartungen werden uns bereits als Kinder vorgelebt und aufgesetzt. Denn obwohl bekannt ist, dass zu viel Druck nicht gesund ist, steigt die Erwartung, dass man eine gewisse Leistung erbringt.

Dadurch erhöht sich automatisch der Druck durch die Gesellschaft. Doch was geschieht, wenn Resultate mehr Worte sprechen, als die Geschichte des Menschen dahinter? Denn wer kennt wirklich die ganze Lebensgeschichte von Roger Federer? Bestimmt können Sie aufzählen, welche Turniere er in seiner Karriere gewonnen hat. Doch wie sein steiniger Weg bis zum heutigen Zeitpunkt aussieht, wissen nur die wenigsten.

Dieses Beispiel zeigt auch, dass durch die Ansicht der aussenstehenden Personen der Druck erhöht wird und am Schluss oft nur noch die Leistung zählt. Durch diese Erwartungen ist niemand vom Leistungsdruck ausgenommen. Davon unabhängig, ob im Arbeitsalltag oder im Sport. Die Frage ist nur, wie nahe man diesen Druck an sich heranlässt und wie man damit umgehen kann.

Feilen, wo es am meisten schmerzt

Durch gezieltes Training habe ich gelernt, mit dem Druck von aussen und auch von mir persönlich umzugehen. Dennoch beschäftigt mich eine Niederlage bis etwa eine Woche nach dem Turnier weiter. In dieser Woche analysiere ich meinen Kampf immer wieder und mache mir meine Gedanken, wie es zu dieser Niederlage kommen konnte. Früher konnte ich nicht über Niederlagen und über die Gründe dafür sprechen, da es mir zu unangenehm war.

Denn wer spricht schon gerne übers Verlieren? Heute, mit mehr Trainingserfahrung, kann ich mittlerweile mit meinem Trainer solche Gefühle und die Gründe analysieren. Aussenstehende lasse ich allerdings noch heute nicht an solchen Gesprächen teilhaben. Viel zu gross ist der Respekt vor der Verurteilung und dennoch wachse ich in solchen Momenten als Sportlerin, als Mensch, als Fabienne. Denn genau das macht mich mental und physisch stärker.

Karateka und Schweizer Meisterin Fabienne Kaufmann aus St. Erhard. (Bild: zvg) (Bild: zvg)
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Spitzensportler schreiben über ihr Leben. Mario Gyr (Rudern), Petra Lustenberger (Schiesssport), der Ringer Samuel Scherrer, Snowboarder Dario Burch, Ueli Schnider (Langlauf) und andere erzählen aus ihrem Alltag an Wettkämpfen und was der Sport für sie persönlich bedeutet.
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