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Erfahrung auf europäischem Parkett bleibt aus

Erstmals seit 16 Jahren wieder im Achtelfinale

Spono Eagles im Europacup 2019 gegen Iuventa Michalovce aus der Slowakei. (Bild: Peter Brendza)

Aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie musste sich unser Handballteam der Spono Eagles aus dem europäischen Wettbewerb zurückziehen. Die aktuellen Restriktionen erlaubten weder in Prag noch in der Schweiz ein Aufeinandertreffen. Damit steht der Gegner der Nottwilerinnen aus Tschechien, ohne zu spielen, im Viertelfinale. Nicht, dass sie es den Tschechinnen übel nehmen dürften, schreibt unsere Sportbloggerin Sabrina Amrein.

Auf dem Weg unter die 16 besten Teams des Europacups mussten wir gerade mal ein Spiel bestreiten. Nachdem wir in der ersten Runde ein Freilos erhalten hatten, spielten wir in der zweiten Runde nur ein Spiel statt wie üblich ein Hin- und ein Rückspiel, und das «zufälligerweise» gegen die Schweizer Ligakonkurrenz vom DHB Thun. Damit fiel der sportliche Reiz des internationalen Wettbewerbs schon mal weg.

Die Teilnahme am Europacup ist nämlich vor allem darum ein Highlight, weil wir uns ausnahmsweise mit internationalen Gegnerinnen messen können und nicht mit einem der sieben Teams, gegen die wir während einer Saison sowieso schon gefühlte fünfzig Mal spielen.

Achtelfinal-Ticket praktisch geschenkt

In der dritten Runde wurde uns ein Team aus den Niederlanden zugelost. Es war geplant, dass der Sieger auch diesmal in nur einem Spiel erkoren würde. Das Spiel sollte auf «Corona-neutralem» Boden ausgetragen werden, nämlich in Deutschland.

Die Schweizer Restriktionen erlaubten es uns zu der Zeit nicht, in den Niederlanden zu spielen und die Holländerinnen durften nicht in die Schweiz einreisen, ohne sich bei der Rückkehr für zehn Tage in Quarantäne begeben zu müssen. Deutschland also. Beide Teams sollten am Samstagmorgen anreisen, spielen und direkt nach dem Spiel zurück in die jeweiligen Heimatländer gehen.

Doch wenige Tage vor dem Spiel verschärften sich die Restriktionen in den Niederlanden und das Team durfte auch in Deutschland nicht spielen. Damit standen wir praktisch gratis erstmals seit sechzehn Jahren wieder im Achtelfinale eines europäischen Wettbewerbs. Untereinander witzelten wir schon, dass wir es dank Corona sogar noch bis ins Finale schaffen würden.

Im Achtelfinale von Anfang Januar würden wir auf DHC Slavia Praha aus der tschechischen Hauptstadt treffen. Vor Weihnachten entschied unser Verein jedoch, dass das Risiko nicht tragbar sei und wir zogen uns aus dem Europacup zurück. Also doch nichts mit Finale in dieser Saison …

Die Neuen werden «getauft»

Der Auftritt auf europäischem Parkett ist natürlich vor allem sportlich interessant. Aber nicht nur. Traditionellerweise werden alle Neuen – Spielerinnen und Staff – anlässlich des ersten Auswärtsspiels «getauft» und offiziell ins Team aufgenommen. Ein Riesenspass, zumindest für all jene, die es bereits hinter sich haben … Meine eigene Taufe liegt noch gar nicht so lange zurück.

2017 hatte ich mein erstes Europacup-Spiel gegen Zagnosspor aus der Türkei gespielt. Ich hatte zu der Zeit zwar schon seit drei Jahren im Europacup-Kader gestanden, war aber noch nie zum Einsatz gekommen. Jedenfalls nahm ich letzte Saison zusammen mit meinem Zimmergspändli die Fäden in die Hand. Wir organisierten die «Taufe» für die sieben Spielerinnen, die auf die letzte Saison neu zu unserem Team gestossen waren.

Besser als alles bisher Erlebte

Beide Spiele gegen Iuventa Michalovce, Hin- und Rückspiel, fanden in der Slowakei statt. Wir reisten am Freitag an und trainierten am Abend, um uns etwas an die Halle zu gewöhnen. Schon beim Einlaufen merkte ich, dass ich nicht das erste Mal hier war. Es war per Zufall dieselbe Halle, in der ich mein erstes Länderspiel für das A-Nationalteam bestritten hatte.

Die Europacup-Spiele standen am Samstag und Sonntag an. Das erste Spiel verloren wir mit sechs Toren, das zweite etwas knapper mit drei Toren. Damit waren wir aus dem internationalen Wettbewerb ausgeschieden. Verhältnismässig eher knapp, denn in der Saison zuvor hatten wir deutlichere Resultate erzielt.

In der ersten Runde dominierten wir beide Spiele gegen das kosovarische Team und qualifizierten uns mit einem deutlichen Gesamtscore von 71:28 für die nächste Runde. In dieser hingegen wurden wir von den Ungarinnen aus Dunaújváros gnadenlos aus der Halle geschossen (78:35). Schlussendlich ist es egal, ob wir mit 9 oder mit 43 Toren ausschieden. So oder so, das Europa-Abenteuer war für diese Saison zu Ende.

Bevor wir aber am nächsten Tag wieder nach Hause reisen sollten, wollten wir die sieben Neuen gebührend aufnehmen. Was das genau heisst, bleibt ein Geheimnis, schliesslich soll es eine Überraschung für die «Anwärterinnen» bleiben. So viel sei aber verraten: Unser damaliger Cheftrainer, der seinerzeit selbst viele Jahre in den höchsten Ligen dreier Länder gespielt hatte, meinte am nächsten Tag, dieser Abend habe alle «Taufen», die er mit den Herren erlebt habe, übertroffen. Klingt doch vielversprechend …

Schnappschuss von der «Taufe» der neuen Spielerinnen nach dem Europacup-Spiel 2019. (Bild: zvg)
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Spitzensportler schreiben über ihr Leben. Mario Gyr (Rudern), Petra Lustenberger (Schiesssport), der Ringer Samuel Scherrer, Snowboarder Dario Burch, Ueli Schnider (Langlauf) und andere erzählen aus ihrem Alltag an Wettkämpfen und was der Sport für sie persönlich bedeutet.
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