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Seit 25 Jahren als Comedian auf der Bühne

Kultur ist offen und inkludiert – und soll polarisieren

Seit 25 Jahren steht Sergio Sardella auf der Bühne. (Bild: sergio sadella)

Der Luzerner Comedian Sergio Sardella feiert im kommenden Jahr 25 Jahre Bühnenjubiläum. In dieser Zeit habe sich einiges verändert. Dennoch ist er der Meinung, dass Künstler auch man unbequeme Themen ansprechen dürfen – und sollten.

Zum Unmut meiner Lehrpersonen entdeckte ich bereits als junger Primarschüler meine Fähigkeiten, Mitmenschen mit Ulk, Schalk und Witz zu unterhalten. Dies führte dazu, dass ich einige Zeit die Schulzimmer meiner Schulhäuser auch von aussen betrachten durfte. Ich habe einige Zeit vor den Türen der Klassenzimmer verbracht – eigentlich hätte ich Türsteher werden sollen.

Mit Erstaunen habe ich nun in meiner Agenda festgestellt, dass das Jahr 2023 vor der Tür steht und ich damit mein «25 Jahre Bühnenjubiläum als Comedian» feiern werde! Wer von meinen ehemaligen Lehrpersonen hätte jemals gedacht, dass ich mein frühes Talent als Klassenclown später mal für so lange Zeit auf Bühnen, Festivals und bei Events zum Besten geben dürfte?

«Haben Sie mit den Inhalten keine Probleme?»

Zu diesem feierlichen Anlass werde ich daher im 2023 mit dem Programm «VENI – VIDI – RISI» 25 Jahre Comedy Premiere feiern und auf eine ganze Generation Lacher zurückschauen.

Die ersten offiziellen Schritte als Unterhalter wagte ich im Jahr 1998. Erst trat ich bei meinem ehemaligen Arbeitgeber an Firmenanlässen auf, dann vor Bekannten und Verwandten an Privatfesten, gefolgt von Auftritten bei Vereinen und Generalversammlungen.

In diesen 25 Jahren hat sich vieles verändert – in der Gesellschaft, der Politik und in der Kultur. Gerade neulich wurde ich nach einem Anlass an einer Klassenzusammenkunft von Schülern mit Jahrgängen 1958/59 gefragt: «Haben Sie mit den Inhalten keine Probleme?» Man bezog sich da auf Themen, die ich im Spiegel von der Bühne her vorhielt. Ich antwortete, dass ich in den ganzen Jahren nur eine Handvoll Rückmeldungen erhalten habe, wo sich jemand aus dem Publikum persönlich betroffen fühlte.

Nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen

Im Gegensatz zu Politikerinnen oder Promis, die zum Teil sämtliche Wörter auf die Goldwaage legen müssen, bevor sie diese aussprechen, haben wir Künstler und Kulturschaffenden auf der Bühne etwas mehr Luft. Wenn wir den Sinn oder Unsinn des Themas «kulturelle Aneignung» spiegeln und dabei erörtern, ob man nun das Feiern des Oktoberfests und Halloween nun plötzlich hinterfragen muss, dann ist ein Thema angesprochen, das polarisiert.

Wenn ich frage, ob es notwendig ist, dass alle Menschen mit Tattoos, die nicht aus Polynesien stammen, sich «lasern» lassen sollen und ob Lebensmittel wie «Russenzopf», «Hamburger», «Wienerli» und andere Leckereien von den Karten verschwinden sollten wie «Winnetou» aus dem Fernsehprogramm, dann ist die Antwort offen (zentralplus berichtete). Ich rege gerne das Publikum an und schaffe Bilder. Die Diskussion ist danach eröffnet und die Gespräche bei den Zuhörern gehen los.

Kulturschaffende können auch unbequeme Themen ansprechen.
Kulturschaffende können auch unbequeme Themen ansprechen. (Bild: sergio sardella)

Redefreiheit für Kulturschaffende

Persönlich bin ich der Meinung, dass Kultur integriert, inkludiert und oft halt auch kritisiert und polarisiert. Wir Kulturschaffenden sollten offenbleiben und uns nicht in der Redefreiheit beschneiden lassen – solange wir keine persönlichen Beleidigungen formulieren, sollten wir Kritik ausüben dürfen und Themen ansprechen, die auch unbequem sind. Wenn ich in 25 Jahren in den vielen Publika, die ich bespielen durfte, Abertausende von Lachern provozieren durfte, dann bin ich persönlich glücklich und froh darüber. Sollte ich den einen oder die andere zwischen den Zeilen erreicht und zum Mitdenken und Mitdiskutieren animiert haben, dann freut es mich umso mehr.

Das ist mein persönlicher Antrieb, auch noch nach 25 Jahren immer wieder vor Publikum zu stehen und von der Bühne aus für Lacher, Freude und Spass zu sorgen. Gibt es Schöneres, als Menschen aus dem Alltag reissen zu dürfen und sie zum Lachen zu bringen? Damit freue ich mich, aktiv etwas zur allgemeinen Gesundheit der Bevölkerung beitragen zu dürfen – die Krankenkassen propagieren ja neuerdings fast «unisono», dass Lachen gesundheitsfördernd sei.

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