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Restaurant-Test

Guggital Zug: Bei dieser Aussicht verzeiht man alles

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Schweizerisch
  • Ambiente Gehoben
In den 1880er-Jahren war das damalige «Guggithal» ein Kurhotel, heute geniesst man hier den Blick auf Zug und den See. (Bild: hch)

Würden wir einen Preis für die lauschigste Gartenterrasse vergeben, das Guggital wäre ein heisser Kandidat auf einen Spitzenplatz. Hoch über Zug, mit Seesicht und Sonnenuntergang, sind wir beim Restauranttest milde gestimmt und verzeihen gerne, wenn einige Gerichte nicht verfügbar sind. Was in diesem Fall auch etwas Gutes hat.

Das Hotel Guggital, zwischen Casino und Schönegg gelegen, dürfte den meisten Zugern bestens bekannt sein. Sei es von Familienfeiern, Konferenzen oder wie in meinem Fall als Erinnerung an ein Karussell. Doch zu diesem später.

Für unseren Testbesuch haben wir uns einen dieser Abende ausgesucht, die im Juni 2023 zur lieben Gewohnheit geworden sind: Mittelmeertemperatur und Sonne satt. Erstaunlich, dass bei sommerlichen 28 Grad zum Apéro noch die Frühlingskarte gereicht wird. Während Spargeln und Erdbeeren endlich aus der Schweiz kommen, ist die Zeit von anderen saisonalen Produkten mittlerweile abgelaufen.

Egli: Lieber gar nicht als nicht lokal

So scheitern wir denn auch bei den ersten Bestellversuchen. Sowohl für den Bärlauch-Cappuccino mit Morcheln als auch für die ebenfalls aufgeführten Bärlauchravioli ist das Jahr zu weit fortgeschritten. Eine Woche darauf nahm das Guggital dann auch den Wechsel auf die Sommergerichte vor.

Ebenfalls nicht verfügbar waren an diesem Abend die Eglifilets, einer der Klassiker des Lokals. Dass mangelndes Fangglück der lokalen Fischer nicht mit Importen oder Tiefkühlprodukten kompensiert wird, spricht für den Küchenchef.

Spargeln und Erdbeeren: Geht das?

Nach dem Amuse Bouche, einem schön dekorierten Lachstoasthäppchen, weichen wir daher gerne auf die alternativ angebotenen Ravioli aus. Gefüllt sind sie mit Spargeln und Ricotta, serviert auf Erdbeerpüree mit warmen Beeren. Was spannend klingt und wunderschön anzuschauen ist, harmoniert auf dem Teller etwas weniger schön, gar gegensätzlich sind die intensiven Aromen. Optimal auf den Punkt gekocht war indessen die Pasta. Meine Begleitung wählt einen ebenfalls nicht auf der Karte zu findenden Blattsalat, serviert mit Brotcroûtons, an dem es absolut nichts zu beanstanden gab.

Wer hier zu Gast ist, ahnt kaum, dass das Gebiet «Guggithal» in der Stadt Zug einst ein Kurort war. 1877 kam ein Chalet zum damaligen Kurhotel, 1969 wurde der markante sechsstöckige Hotelbau erstellt. Nicht nur die Gebäude sind bis heute erhalten geblieben, sondern auch der fast schon parkähnliche Garten und eine prächtige Terrasse mit einem grossen Bestand an Kastanienbäumen. Während sich Kinder auf dem alten Kettenkarussell vergnügen, bewundern deren Eltern den Sonnenuntergang über dem Zugersee und «gucken ins Thal», was den historischen Namen erklären soll.

Fleischklassiker und vegane Gerichte

In der Zwischenzeit wurde auch unser Hauptgang serviert. Beiden Gerichten gemeinsam ist wiederum die sehr schöne Präsentation. Optisch verdient die Küche die Maximalnote. Das Tatar (36.50 Franken) dürfen wir selbst mischen, das Türmchen aus fein gehackten Zwiebeln und Kapern kommt ebenso unters Fleisch wie die Eigelbtropfen. So scharf wie gewünscht lässt sich das Gericht aber auch mit den beiden Saucen nicht würzen. Die Konsistenz des Tatars hingegen stimmte ebenso wie die Fleischqualität.

Und selbst die bei den Vorspeisen vermissten Frühlingspilze haben wir zu guter Letzt noch gefunden. Ein schön rosa gebratenes Kalbssteak mit Spargeln und reichlich (getrockneten) Morcheln sowie Nudeln für 49.50 Franken bildete den Abschluss meiner Begleitung. Abschluss deswegen, weil sich die drei Kellner – je einer aus Neapel, Sizilien und Kalabrien, wie wir am Nebentisch mithören – danach kaum mehr bei uns blicken liessen. Dabei hätten wir eigentlich gerne noch eins der selbstgemachten Glacen versucht, die wie vieles hier auch in einer veganen Variante angeboten werden.

Bewertung

Preis-Leistung
***von******
Das Auge kommt im Guggital definitiv auf seine Kosten. Mit den Speisen wird die fantastische Aussicht wie üblich mitbezahlt. Das Angebot umfasst neben durchaus kreativen saisonalen Gerichten und Apéro-Snacks verschiedene Klassiker wie Wiener Schnitzel (47 Franken) oder Eglifilets (45.50 Franken). Flammkuchen kosten zwischen 24 und 27 Franken, Tatar als Hauptgang steht für 36.50 Franken auf der Karte, und das Kalbssteak war 49.50 Franken. Für Veganer steht ein ungewöhnlich breites Angebot zur Verfügung. Die Gerichte sind optisch auf höchstem Niveau, geschmacklich fehlte uns da und dort das letzte Quäntchen zum grossen Glück. Offene Weine sind in der Karte nicht aufgeführt, auf Nachfrage wird uns ein Spanier serviert. Schön kühl, jedoch schon etwas gar lange an der frischen Luft.

Service
*** von ******
Die Reservation klappte einwandfrei, wir erhalten einen schönen Tisch mit freier Seesicht. Das Personal ist gut informiert und schlägt zu den nicht verfügbaren Gerichten in Absprache mit der Küche Alternativen vor. Umsatzoptimierung scheint im Guggital hingegen ein Fremdwort zu sein. Wird man andernorts gefühlt alle zwei Minuten durch ein «Ischs rächt?» unterbrochen, bleibt man hier gänzlich unbehelligt. Auch die Frage nach Wasser oder Dessert bleibt aus, wer einen Wunsch verspürt, macht sich bemerkbar. Sicherlich nicht jedermanns Sache, für uns aber nicht unangenehm.

Ambiente
*****von******

Maximalnote plus Bonuspunkt. Zug Tourismus wirbt damit, dass der Sonnenuntergang am Zugersee der schönste im ganzen Land sei – oberhalb der Stadt gibt es hier nicht nur viel Ruhe, sondern auch eine ungetrübte Sicht. Im Sommer schaffen die Kastanienbäume viel Schatten, schön dekorierte Tische und bequeme Stühle sorgen für ausreichend Sitzleder, ein Trampolin sowie das Karussell unterhalten den Nachwuchs. In den Innenräumen atmet die Geschichte des Hotels.

Onlinefaktor
***von******
Die Website bietet alles – und noch viel mehr. So viel, dass die Übersichtlichkeit etwas schnell verloren geht. So ist etwa die ganze Geschichte im Buchformat lesbar, eine Galerie zeigt die schönsten Sonnenuntergänge. Onlinebuchungen sind über ein Webformular möglich.

Die Rechnung gibt es auch im Guggital vor dem Abschied.
Die Rechnung gibt es auch im Guggital vor dem Abschied.
Verwendete Quellen
  • Testbesuch
  • Buch zur Geschichte des Guggital

Hotel Restaurant Guggital

Adresse:
Zugerbergstrasse 46
6300 Zug

Telefon:
041 728 74 17

E-Mail-Adresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag 7:00 Uhr bis 23:30 Uhr
Sonntag 7:30 Uhr bis 22:30 Uhr
Karte
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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