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Networking der anderen Art

Wofür steht eigentlich das Logo der Uni Luzern?

Unsere Lebenspfade wickeln sich umeinander wie lauter bunte Fäden. (Bild: Unsplash)

Ich denke zu selten darüber nach, dass meine Gedanken oft von anderen Studierenden stammen, und noch seltener, dass auch andere die meinigen übernehmen. Doch kürzlich hatte ich eine Begegnung, die mich ins Grübeln gebracht hat, darüber, wie wir miteinander verknüpft sind.

Wie der Zufall es so wollte, traf ich diesen Sommer auf eine Bekannte von der Universität Luzern. Es handelte sich um eine Person, die mein Tutorat zur Veranstaltung «Einleitung in die Philosophie» besucht hatte. Wir haben seither kaum interagiert. Bei dieser Gelegenheit plauderten wir jedoch. Von der Begegnung erwartete ich lediglich den üblichen Austausch von Banalitäten, auch «Smalltalk» genannt, bevor wir dann wieder unsere eigenen Wege gehen würden, ohne diesem Treffen gross Beachtung zu schenken.

Mein Einfluss

So hatte es auch angefangen. Nach dem Hin- und Herreichen einiger Plattitüden bedankte sich die Kommilitonin jedoch für etwas. Anscheinend hatte sie meine Ausführung zu einem Konzept der Sprachphilosophie im Tutorat derart begeistert, dass sie sich eingehender damit beschäftigt hat. Diese Disziplin ist sogar zu ihrer liebsten geworden!

Nach so einigem verlegenen Bestreiten meiner Beteiligung musste ich schliesslich zugeben, dass ich doch eine Rolle in ihrer Entdeckung dieses Themenbereichs spielte. Mich selbst erlebe ich selten als jemanden, der das Leben anderer in irgendeiner Weise beeinflussen kann. Jedoch sehe ich mich auf den Schultern anderer stehen, die mein Leben mit diversen Buchempfehlungen, Ratschlägen und Gesprächen bereichert haben.

Was bedeutet das Logo unserer Luzerner Universität?

Deshalb war es gut, dass ich sie angetroffen habe. Die Begegnung war nicht nur eine wertvolle Gelegenheit der Affirmation für mich – sie brachte mich auch ins Grübeln über das Wesen der Bekanntschaften an der Uni überhaupt. Manche Leute kenne ich schon jahrelang, andere kannte ich nur für ein paar Tage. Dennoch haben es auch einige von den letzteren geschafft, meinem Leben einen beständigen Stempel aufzudrücken.

Ich musste spontan an das Logo der Universität Luzern denken. Auf dem magentafarbenen Hintergrund sind gerade weisse Linien zu erkennen, die sich schneiden und eine netzartige Struktur bilden. Lange Zeit sah ich es lediglich als ein Stück zeitgenössischer digitaler Kunst – grell, auffallend, minimalistisch und flach. Irgendjemand hat mir jedoch erklärt, was wirklich hinter dem Logo steckt: Die Linien stellen die zahlreichen Wege der Studierenden dar, Wege, von denen sich einige überschneiden. Die Schnittpunkte entsprechen den Bekanntschaften, Freundschaften, Erfahrungen, Erkenntnissen und Verknüpfungen, die man im Studium erlangt.

Das Logo der Universität Luzern steht für die Begegnungen der Studierenden. (Bild: Wikipedia)

Die Fäden ziehen sich durch

Die Darstellung der einzelnen Lebenspfade als Linien oder Fäden ist wohlbekannt. Im antiken Griechenland erzählte man sich, dass die Göttinnen des Schicksals jedem Menschen einen Faden spinnen, der sich über sein ganzes Leben zieht und der an dessen Ende abgeschnitten wird. In Erzählungen Ostasiens tauchen unsichtbare Fäden auf, die zwei Menschen aneinanderbinden, die zueinander gehören. Wie sähe es aus, wenn unsere «Schicksalsfäden» sichtbar wären?

Manche Wege kreuzen sich nur einmal, andere zweimal oder gar mehrmals, andere ziehen Schleifen, binden Knoten und schlagen Haken. Wieder andere verwickeln sich in komplexe Geflechte und Netze. Einige verlaufen parallel zueinander, ohne sich jemals zu treffen, während andere nur asymptotisch zueinander verlaufen – sie könnten sich sehr nah sein, werden es aber niemals sein. Meine liebsten sind solche, die sich wie ein geflochtenes Armband ständig und endlos umeinanderwickeln.

Lebende Netzwerke

Das Logo finde ich daher passend für das, was man an der Uni (neben der Bildung) erhält – eine Gelegenheit zum Networking. Das Wort «Networking» mag ich zwar nicht, denn es impliziert eine gewisse Mittel-zum-Zweck-Beziehung. Etwas Angebrachtes steckt aber schon im Wort. Das Bestreben von uns allen ist es vermutlich, so viele Knoten mit unseren Schicksalsfäden zu binden, wie wir können. Mit manchen Leuten bindet man viele, mit anderen wenige, aber die Knoten häufen sich. Am Ende hat man hoffentlich ein schönes Netz geknüpft, an dem man selber ablesen kann, welche Beziehungen, ob Zufall oder Schicksal, ob flüchtig oder beständig, einen zu der Person gemacht haben, die man ist.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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