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«Und was machst du so?»

Aber, wie ist das genau? – Fragen über Fragen (Bild: Emanuel Ammon/ AURA)

Als Kulturwissenschaftsstudentin beschäftigt man sich natürlich den ganzen Tag mit … Ja, mit was eigentlich? 

Egal ob auf einer Party, beim Nebenjob oder bei Familienfeiern, irgendwann wird sie immer gestellt, die unvermeidbare Frage: «Und was machst du so?». Wäre ich Bäckerin, Lehrerin oder Medizinstudentin, wüsste man meinen Beruf oder mein Studium einzuordnen. Doch der fragende Gesichtsausdruck, der auf meine Antwort – ich studiere Kulturwissenschaften – jeweils folgt, zeigt, wie wenig die meisten mit dieser Information anfangen können. Gar nichts. Sie fragen dann «Aha. Und was macht man da genau?» oder auch etwas ungläubig «Kultur im Sinne von Büchern und Kino? Geht ihr etwa mit der Uni ins Theater?». Natürlich will ich bei Fragen wie der Letzten sofort lachend abwinken – schön wär’s! – doch dann fällt mir ein, dass meine Kommilitonen und ich letztes Semester doch genau das getan haben: Wir haben im Rahmen eines Seminars eine Aufführung im Luzerner Theater besucht. Was sich für die einen wie ein Scherz anhört, ist für uns Teil des Studiums. Doch nur, weil wir uns als

Kulturwissenschaftsstudierende mit unterhaltsameren Dingen befassen, als man das in anderen Studiengängen tut, heisst das nicht, dass unser Studium deswegen einfacher oder weniger ernst zu nehmen wäre. Um diesen Punkt so klar wie möglich zu machen, antworte ich in solchen Gesprächen ausführlich: «Ja, da waren wir tatsächlich einmal, hauptsächlich beschäftigen wir uns aber mit komplexen Phänomenen aus den Themenbereichen Soziologie, Politik, Religion, Ethnologie, Philosophie, Judaistik, Geschichte und eben, der Kulturwissenschaft.»

«Aber eine ungefähre Vorstellung musst du doch haben?»

Damit wäre das Gespräch bei allen anderen Ausbildungen beendet, doch bei uns folgt mit 99 prozentiger Sicherheit die Anschlussfrage: «Und was machst du später damit?», und damit wird es dann wirklich kompliziert. Studiert man Kulturwissenschaften, wird man Kulturwissenschaftler oder Kulturwissenschaftlerin, klar. Womit man sein Geld aber tatsächlich verdient, wenn man nicht in die Forschung geht und an der Uni bleibt, diese Frage können nicht einmal wir Studis selbst klar beantworten. Schon gar nicht jetzt im Bachelorstudium, dafür ist der Abschluss noch zu weit entfernt. Die Berufsmöglichkeiten sind ohnehin zu zahlreich und überhaupt. Themawechsel? «Gleich, sorry, wenn ich nochmals frage, aber eine ungefähre Vorstellung musst du doch haben?» Daraufhin erzähle ich dann jeweils vage irgendetwas von der Arbeit in einer Kulturinstitution, was wiederum die Frage aufwirft, was ich mir darunter denn genau vorstelle und welcher Tätigkeitsbereich mir dabei vorschwebt. So vergeht schnell einmal eine halbe Stunde.

Man hört oft, dass Studierende der Geisteswissenschaften nicht exakt in Worte fassen können, wovon sie während ihres Studiums am meisten profitiert haben. Ich hingegen weiss das ganz genau. Ich kann nach den letzten fünf Semestern nicht nur von einem grossen Allgemeinwissen profitieren und weiss, wie man es schafft, sich ein ganzes Studium praktisch im Alleingang zusammenzustellen sowie Job und Uni zu verbinden; meine Studienwahl beeinflusst auch mein Sozialleben positiv. Denn studiert man Kulturwissenschaften, geht einem ganz bestimmt auf keiner Party, während keinem Job und auf keiner Familienzusammenkunft der Gesprächsstoff aus. 

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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