Stadtrat winkt ab, SVP hakt nach

Gibt es Übersetzer an Zuger Schulen? Es herrscht Verwirrung

Nicht immer ist die Kommunikation zwischen Eltern von Schülern und der Schulleitung einfach. (Bild: Symbolbild Adobe Stock)

Die SVP wollte vom Zuger Stadtrat wissen, ob an den öffentlichen Schulen Übersetzer engagiert werden. Die Stadtregierung antwortet nun. Trotzdem ist laut der SVP nicht alles geklärt.

In einer Interpellation der Stadtzuger SVP vom vergangenen Juli schreibt die Partei von einer «zunehmenden babylonischen Sprachverwirrung an den Stadtschulen». Sie hatte Informationen erhalten, dass an einem kürzlich durchgeführten Elternabend im Schulhaus Guthirt «gegen ein Dutzend Übersetzer» für die ausländischen Eltern anwesend gewesen sein sollen (zentralplus berichtete). Auch zentralplus sprach mit einem Leser, der das beobachtet haben will. Der SVP war der mögliche Einsatz von Übersetzern ein Dorn im Auge, und sie wollte vom Stadtrat wissen, ob es üblich sei, dass in Zuger Klassen Übersetzer eingesetzt werden.

Die Stadtregierung antwortete zügig, auch aufgrund der Berichterstattung von zentralplus. Normalerweise geben Behörden keine Auskunft, wenn ein Vorstoss hängig ist. Doch hier griff der Stadtrat ein und liess noch vor der offiziellen Interpellationsantwort verlauten, dass an Elternabenden von den Stadtschulen Zug keine Übersetzer engagiert würden.

Vorstoss beruht laut Stadtrat auf falschen Informationen

Mittlerweile hat das Gremium die Interpellation auch offiziell beantwortet. Sie schreibt, dass der Vorstoss der SVP auf falschen Informationen basiere: «Möglich ist jedoch, dass fremdsprachige Eltern auf private Initiative jemanden für Übersetzungen mitnehmen.» Der Stadtrat bedauert es gemäss eigenen Angaben, «dass aufgrund des unkorrekten Sachverhaltes der Interpellation in den lokalen und nationalen Medien ein falsches Bild von der Stadt Zug und den Stadtschulen Zug gezeichnet wurde».

Die SVP wiederum lässt das so nicht gelten. Noch bevor der Stadtrat die Interpellation offiziell beantwortete, reichte sie eine zweite ein. Dort präzisiert sie ihre erste Interpellation und wollte vom Stadtrat wissen, ob es üblich sei, dass bei Elterngesprächen – nicht Elternabenden – Übersetzer eingesetzt werden müssten, um mit den anwesenden Eltern zu kommunizieren.

Erstaunen über die schnelle Antwort

SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner hält auf Anfrage von zentralplus nun fest: «Bezüglich Übersetzer an Elternabenden können wir nicht belegen, dass diese von der Stadt engagiert sind. Es kann sein, dass Eltern sie selbst mitgebracht haben.» Man habe aber Kenntnis davon, dass es bei Elterngesprächen schon zum Einsatz von Übersetzern gekommen sei. «Diese Information haben wir aus der Lehrerschaft beziehungsweise von einer Kindergärtnerin.»

Brunner zeigt sich zudem erstaunt über die schnelle Antwort des Stadtrates. Bei anderen Vorstössen dauere es über ein Jahr, «um eine nichtssagende Antwort zu erhalten. Hier ist man nun so schnell, dass sogar der parlamentarische Prozess überholt wird».

Er spielt darauf an, dass die Interpellation vom Stadtparlament noch nicht behandelt worden ist. Doch Stadtschreiber Martin Würmli sagt auf Anfrage: «Für Interpellationen gibt es kein Überweisungsverfahren. Im Normalfall erfolgt die Beantwortung schriftlich innert drei Monaten nach Einreichung bei der Stadtkanzlei.»

Verwendete Quellen
  • Erste und zweite Interpellation der SVP
  • Antwort des Stadtrates zur ersten Interpellation
  • Telefongespräch mit Philip C. Brunner, SVP-Gemeinderat
  • Telefonischer und schriftlicher Austausch mit Martin Würmli, Zuger Stadtschreiber
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