Energiekrise vs. Pandemie: das Dilemma der kalten Schulzimmer

Um Energie zu sparen, drehen die Luzerner Schulen die Heizung runter. Gleichzeitig warnt der Bund vor einer Rückkehr des Coronavirus im Herbst. Wie geht das auf? zentralplus hat nachgefragt.

Redaktion

Lena Berger

«Den Kopf halt' kühl, die Füsse warm, das macht den besten Doktor arm», besagt ein deutsches Sprichwort. Dahinter steckt die Vorstellung, dass nicht krank wird, wer es auch im Winter wohlig warm hat. Doch genau das könnte dieses Jahr zum Problem werden.

Denn: Aufgrund der drohenden Energiekrise empfiehlt der Kanton Luzern allen Schulen, die Temperatur in den Klassenzimmern auf 20 Grad Celsius zu senken (zentralplus berichtete). Gleichzeitig warnt der Bund davor, dass sich das Coronavirus in der Winterzeit wieder ausbreiten könnte. Er empfiehlt, in Innenräumen, wo viele Menschen aus verschiedenen Haushalten zusammenkommen, wieder eine Maske zu tragen.

Kälte drosselt die Durchblutung der Atemwege

Kampf gegen die Energiekrise und gegen das Coronavirus: Gibt es da einen Zielkonflikt? Klar ist: Es besteht an sich kein direkter Zusammenhang zwischen Kälte und Infektionen der Atemwege. Eine Erkältung kommt immer durch Erkältungserreger – sprich Viren – zustande.

«Steckt man jemanden in einen kalten Raum, der virenfrei ist, wird diese Person zwar frieren, aber keine Erkältung bekommen», schreibt dazu beispielsweise die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz. Allerdings: Eine stärkere Auskühlung der unteren Extremitäten führe dazu, dass die Durchblutung der Atemwege gedrosselt werde. «Die Nasenschleimhäute werden somit kalt und trocken. Dadurch sinkt ihre Abwehrbereitschaft, die Erkältungsviren dringen leichter in den Organismus ein.» Also gebe es indirekt doch einen Zusammenhang zwischen kalten Füssen und einer Erkältung.

Hygieneregeln und Lüften gegen die Ausbreitung von Covid

Wie gehen die Schulen in der Stadt Luzern mit diesem Dilemma um? «In den zwei Jahren während Corona haben wir viel gelernt», schreibt dazu Lukas Keiser, der Prorektor der Volksschule der Stadt Luzern, auf Anfrage von zentralplus. Das Durchsetzen allgemeiner Hygieneregeln wie Händewaschen, regelmässiges Lüften und die Kontrolle der CO2-Messgeräte in den Schulzimmern seien zum Alltag geworden. «Allfällige weitergehende Massnahmen betreffend Covid werden zusammen mit dem Kanton erarbeitet», so Keiser.

Auf die Ankündigung der Temperatursenkungen in den Schulzimmern seien dem Prorektorat weder Reaktionen von Eltern noch von Lehrpersonen bekannt. «Um trotzdem nicht zu frieren, sind wir froh, wenn die Eltern ihre Kinder genügend warm anziehen während der kälteren Jahreszeit», so Keiser.

Die 21 Schulen in der Stadt Luzern werden überwiegend mittels Wärmepumpen oder Gas geheizt. In einzelnen Schulhäusern wird zudem Fernwärme eingesetzt und in einem Öl. 

Schulen leisten einen Beitrag in der Energiekrise

Mit nur gerade 19 Grad Celsius in den Klassenzimmern sollten ursprünglich die Schülerinnen der Kantonsschule Musegg durch den Winter kommen. Das hatte die Schule gemäss «Pilatus Today» in einer Mitteilung geschrieben. Nun aber kommt die Schule auf den Entscheid zurück: «Wir übernehmen die Vorgaben des Kantons, die ja nun vorliegen», erklärt Rektorin Franziska Schärer auf Anfrage. Die Schüler und die Eltern werden im nächsten Newsletter darüber informiert. 

Franziska Schärer kann den Massnahmen gegen die Energiekrise aus pädagogischer Sicht auch Positives abgewinnen: «Wir unterstützen die Bestrebungen, dass die Kinder und Jugendlichen für das Thema der Strommangellage sensibilisiert werden und wir als Schule unseren Beitrag leisten», meint sie.