Vorgehen bei Whistleblowern

Der ominöse, anonyme Briefkasten der Universität Luzern

Für die Meldung von brisanten Angelegenheiten ist ein anonymer Briefkasten sinnvoll. (Bild: zvg)

Was passiert, wenn ein Forscher in einer Studie Unwahrheiten verbreitet? Ein neuer Kodex empfiehlt, dass Universitäten für solche Fälle einen anonymen Briefkasten einrichten. Dort sollen Whistleblower ihre Beobachtungen melden können. Wie sieht das an der Universität Luzern aus?

Viele Forscherinnen stehen unter einem enormen Zeitdruck. Die Auftraggeber wollen bei einer Studie möglichst schnell gute Ergebnisse. Da können auch Wissenschaftlerinnen Fehler unterlaufen. Fehler oder auch bewusst gefälschte Resultate zu melden kann für Whistleblower aber Folgen haben. Ein neuer Kodex fordert deshalb, dass jede Universität einen anonymen Briefkasten einrichten soll.

Ausgangspunkt für den neuen Kodex sind die vielen verschiedenen Verfahren der Schweizer Universitäten. Die Universitäten handeln zwar, wenn ein Whistleblower einen Forscher meldet, aber wie die Hochschulen genau vorgehen, bleibt ihnen selbst überlassen.

Ein Kodex soll Ordnung in den Prozess bringen

Die Hochschulen der Schweiz haben zusammen mit Swissuniversities, dem Schweizerischen Nationalfonds und Innosuisse einen Kodex erarbeitet. Er soll Leitplanken im Umgang mit Meldungen von Fehlern oder Fälschungen schaffen.

Die Juristin Regina Aebi-Müller von der Universität Luzern hat an dem Kodex mitgeschrieben. Gegenüber der «NZZ» sagte sie: «Ein strittiger Diskussionspunkt beim Verfassen war der Umgang mit anonymen Hinweisgebern.»

«Die Hinweis-Meldestelle wurde geschaffen, damit allfällige Missstände einfacher angegangen werden können.»

Lukas Portmann, Kommunikationsbeauftragter der Universität Luzern

Ob die Universitäten die Meldungen über fehlerhafte Studien offenlegen, sei allerdings dahingestellt. Denn für die Universitäten können Fehler in ihren wissenschaftlichen Beiträgen einen grossen Reputationsverlust bedeuten. «Die Hochschulen entscheiden selbst, ob und welche Verfahren sie offenlegen», sagt die Juristin Aebi-Müller.

Die Universität Luzern hat einen Briefkasten für Whistleblower

Die Empfehlung einer anonymen Meldestelle hat die Universität Luzern bereits umgesetzt. Lukas Portmann, der Kommunikationsbeauftragte der Universität Luzern, erklärt gegenüber zentralplus: «Auf den 1. Mai 2021 hin wurde eine personell von der Universität unabhängige Hinweis-Meldestelle eingerichtet, bei der Meldungen über vermutete oder tatsächliche Missbräuche und Fehlverhalten von Universitätsangehörigen erfolgen können.»

Die Meldestelle muss die Meldungen dann zeitnah an die zuständigen Stellen und Personen weiterleiten. «Die Meldestelle selber nimmt keine Abklärungen zum Sachverhalt vor und hat keine Kompetenz zur Ergreifung von Massnahmen oder zur Kommunikation mit der Öffentlichkeit», sagt Portmann. Er ergänzt: «Die Hinweis-Meldestelle wurde geschaffen, damit allfällige Missstände einfacher angegangen werden können.»

Die Angst um den guten Ruf der Universität

Die Meldung eines Whistleblowers kann für den Ruf der Universität fatal sein. «Durch die Möglichkeit anonymer Meldungen besteht natürlich die Gefahr, dass jemand ungerechtfertigt beschuldigt wird», sagt Portmann.

Die Universität Luzern sieht aber eher den Vorteil von anonymen Meldungen. So sagt Lukas Portmann: «Durch die Verfahrensgrundsätze im Reglement, insbesondere auch durch die Vertraulichkeit des Verfahrens, können aber negative Auswirkungen aufgefangen werden. Zudem gilt der Grundsatz der Unschuldsvermutung.»

Verwendete Quellen
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