Konzertreihe in der Johanneskirche

Beatbox und Loops im Gotteshaus

Hier finden die Konzerte statt: Die Johanneskirche in Kriens. (Bild: cha)

Mit vier Konzerten feiert die reformierte Kirche Kriens ihr 75-jähriges Bestehen. Pop, Rock, Blues und Schlager sollen mithelfen, gegen den Besucherschwund vorzugehen. «Jung und hip» – ist das die künftige Devise?

«Mit einer kreativen Idee geht die reformierte Kirche gegen den Schwund an Kirchgängern vor: Am Samstag, 21. Februar, startet in der Krienser Johanneskirche die neue Gottesdienste-Reihe ‹mit meiner Musik›.» Mit diesen Worten preist die reformierte Kirche Kriens ihr 75. Jubiläumsjahr, das von Konzerten geprägt wird, an.

Konkret stehen vier Konzerte, verteilt über das ganze Jahr 2015, auf dem Programm. Von Pop über Rock und Blues bis Schlager werden unterschiedliche Musikstile die Johanneskirche jeweils am Samstagabend in ein Konzerthaus verwandeln. Den Auftakt machte der Krienser Singer/Songwriter Damian Lynn vor rund zwei Wochen, der bereits unter anderem am Lakeside aufgetreten ist.

Das Aussergewöhnliche: Mehrheitlich sind oder waren es bisher Freikirchen und christliche Jugendgruppierungen, die mit Pop- und Rockklängen an Gottesdiensten auffiellen. Wieso fährt die reformierte Kirche auch diese Schiene?

«Gegen Schwund an Kirchgängern»

«Jeder der Gottesdienste soll eben nicht die übliche Orgelmusik bieten, sondern unterschiedlichen Musikformen Platz bieten», erklärt der Krienser Pfarrer Peter Willi. Damit wolle die reformierte Kirche nicht unbedingt junge Menschen ansprechen, sondern einfach «andere». Also solche, die eine Kirche schon seit langem nicht mehr von innen gesehen hätten.

«Singer/Songwriter, Blues oder verschiedenste Formen von Rock: Diese Musik berührt meine Seele mehr, als Orgelmusik.»

Pfarrer Peter Willi

Willi selbst höre in seiner Freizeit auch keine Orgelmusik. «Vielmehr höre ich alles von Singer/Songwriter über Blues und verschiedenste Formen von Rock. Diese Musik berührt meine Seele mehr, als Orgelmusik.»

Kein neues Phänomen

«Aussergewöhnliche Gottesdienste organisiert die reformierte Kirche schon lange. Bereits seit den 1970er-Jahren finden immer wieder Gottesdienste in Verbindung mit Musik statt», erklärt Stefan Sägesser, Mediensprecher der reformierten Kirche des Kantons Luzern. Allerdings sehe er schon eine Entwicklung, dass Musik in Gottesdiensten immer wichtiger werde.

Und dies kommt offensichtlich sehr gut an, wie der Auftritt von Damian Lynn vergangenen Samstag zeigte. «Die Kirche war voll», sagt Sägesser, und zusätzlich Stühle hätten herbei geschafft werden müssen. Er macht keinen Hehl daraus, dass «mit den Konzerten wieder mehr Kirchgänger ins Boot geholt werden sollen».

Allein die Musik zählt

«Es geht uns bei den Künstlern um die Musik und nicht um deren Bezug zur Kirche.» Die Musik sei nicht Mittel zum Zweck, sondern selbst der Inhalt, was den Anlass von jenen der Freikirchen unterscheide, betont Peter Willi. Die Gottesdienste werden von den Künstlern gemeinsam mit dem Pfarrer gestaltet. Also Musik, jedoch gepaart mit der Lithurgie. Nach den Konzerten am Samstag findet am nächsten Tag jeweils kein Gottesdienst statt.

«Reformierte Kirchen sind keine Sakralbauten, sondern Gemeinschaftsräume»

Stefan Sägesser, Sprecher der kath. Kirche Kt. Luzern

Gratis Eintritt, mit Kollekte

Die Konzerte werden keinen Eintritt kosten. «Es wird eine Kollekte geben, die vollumfänglich einer wohltätigen Institution zu Gute kommt», sagt der Pfarrer Willi. Die Künstler ihrerseits würden eine «übliche» Gage erhalten. «Wir bezahlen, was die Künstler in Rechnung stellen. Die Unkosten werden im Budget der reformierten Kirche eingerechnet», so Willi.

Künftig will die Kirche weiterhin auf Musik setzen. «Ein Konzert in einer Kirche bietet eine ganz spezielle Atmosphäre», sagt Sägesser. Und dafür biete sich ein reformiertes Gotteshaus genau an: «Die Reformierten Kirchen sind keine Sakralbauten, sondern Gemeinschaftsräume», betont Stefan Sägesser, was solche und weitere aussergewöhnliche Formen des Gottesdienstes zuliesse.

Das Management von Damian Lynn möchte offiziell keine Stellung beziehen zur Motivation des jungen Musikers für den Auftritt in der Johanneskirche. Am 23. Mai folgt mit Malcom Green (Blues/Gospel) das nächste Konzert. Am 22. August beschallen «Hochzeitsknallern» (Rock/Pop) und am 31. Oktober Rita und Kurt Brunner (volkstümlich/Schlager) die Johanneskirche.

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