Neue Beizen sorgen in Luzerner Altstadt für Leben

Alles neu am Weinmarkt – doch (vorerst) ohne Café Bodum

Daumen hoch: Gastgeber Ahmet Avsar freut sich über die Neueröffnung seines Lokals.

 

(Bild: les)

Der Weinmarkt in der Luzerner Altstadt wird aufgefrischt. Zwar wurden die Pläne des Bodum Cafés durchkreuzt, ein Imbiss hat jedoch neu eröffnet und ein Terrassenrestaurant kehrt zurück. Dass auf dem Platz mehr läuft, freut die einen – führt aber auch zu Kritik.

Menschenleere Gassen und ausgestorbene Plätze in der Luzerner Altstadt – nach Ladenschluss ein gängiges Bild. Eine Stadt im Dornröschenschlaf lädt nicht zum Bummeln und Verweilen ein. Eine Problematik, deren man sich mittlerweile bewusst ist. Attraktivierung ist das grosse Stichwort.

Genau das wird nun am Weinmarkt in der Stadt Luzern umgesetzt. Im Café Weinmarkt eröffnete ein neuer Pasta+Pizza-Imbiss, das Hotel Krone wird diesen Sommer wieder ein Terrassenrestaurant betreiben und beim Bodum-Shop gleich um die Ecke soll ein neues Café entstehen. Diese Entwicklungen füllen auch eine Lücke, die nach der Schliessung des Restaurants La Gondola am Weinmarkt 3 auf Ende 2015 entstanden war.

Bodum Café in der Schwebe

Am Weinmarkt 7 befindet sich der Bodum Shop. Das Unternehmen plant dort für 250’000 Franken ein neues Café im Erdgeschoss, wie Ende letzten Jahres einem Baugesuch zu entnehmen war. Demnach sollten 13 Innen- und 58 Aussensitzplätze entstehen – der Abschluss der Umbauarbeit war auf den 17. Februar geplant. «Unser Ziel ist es, einer breiten Öffentlichkeit ein neues Café-Erlebnis zu bieten. Wir werden ausschliesslich Kaffee in unserem klassischen und manuell betriebenen Brausystem servieren», hiess es im Baugesuch weiter, wie «20 Minuten» berichtete. Das Essensangebot soll sich auf die skandinavische Küche konzentrieren, vor allem auf Smörrebröd.

Geschehen ist jedoch nichts, eine Baubewilligung wurde nicht erteilt. Bei der Stadt Luzern heisst es lediglich, das Verfahren sei noch hängig. Bei der Firma Bodum war innert nützlicher Frist niemand zu erreichen. Wie zentralplus jedoch von mehreren Seiten erfuhr, ist die Idee keineswegs vom Tisch. Die Eröffnung verzögert sich einfach auf ungewisse Zeit.

Kioskbetreiber versucht sich an Imbiss

Viel weiter ist Ahmet Avsar, der vergangene Woche am Weinmarkt 11 ein neues Lokal eröffnet hat. Er freut sich, tut sich was auf diesem historischen Platz der Stadt. «Je mehr Leute den Weg auf den Weinmarkt finden, umso besser für meinen Imbiss», sagt er. Bereits in den ersten Tagen habe er feststellen müssen, dass sich die Menschen vom Mühlenplatz über die Rössligasse Richtung Hirschenplatz bewegen. «Der Weinmarktplatz wird besonders von Leuten, die vom Reusssteg her kommen, besucht», so Avsar.

«Dass der Weinmarkt belebt wird, ist natürlich erfreulich.»

Peter E. Büsser, CEO Hotel des Balances

In seinem neuen Lokal will er übrigens mit Pizza und Pasta punkten. «Zudem bieten wir viele vegetarische Gerichte an.» Avsar ist in dieser Ecke der Stadt kein Unbekannter. Seit Jahren führt er den Kiosk um die Ecke, gleich vis à vis des Coop City.

Die «Krone» stellt wieder Tische nach draussen

Ein Haus weiter steht das Hotel Krone. Es gehört zu den Altstadthotels, deren Inhaber Peter E. Büsser, CEO des Hotel des Balances, ist. «Ab dem 5. Mai wird das Hotel Krone wieder ein Terrassenrestaurant betreiben», sagt er. «Im Innenraum der Krone ist die Kapazität für unsere Gäste begrenzt», erklärt er den Schritt. «Zudem wertet es natürlich das Hotel und den Weinmarkt als Platz auf.»

Die letzten beiden Jahren hatte man aus wirtschaftlichen Gründen auf das Terrassenrestaurant verzichtet, nun versucht man es wieder. Büsser kennt auch die Schwierigkeiten. «Erstens ist der Platz abfallend und zweitens gibt es doch noch einigen Verkehr», sagt er. Eine dritte Herausforderung waren die Auflagen, welche man gegenüber der Stadt zu erfüllen hat. «Ich bin froh, dass es mit der Bewilligung geklappt hat», sagt er.

Wie vor zwei Jahren sollen die Gäste auch diesen Sommer wieder draussen etwas konsumieren können.

Wie vor zwei Jahren sollen die Gäste auch diesen Sommer wieder draussen etwas konsumieren können.

(Bild: zvg)

Alberino Bozzi, Wirt des Restaurant Valentino gleich neben dem Bodum Shop, hat auch mitbekommen, dass sich etwas tut. Er tischte schon in der Vergangenheit im Sommer draussen. «Das gehört sich so für ein italienisches Restaurant», sagt er. Er freut sich: «Ich sehe die neuen Angebote nicht als Konkurrenz. Von einer Belebung und einem schönen Ambiente profitieren alle.»

Sorgen wegen Littering

Etwas anders ist die Stimmungslage bei Fritz Rogger. Er führt das Modegeschäft «Phänomen» am Weinmarkt, ist gleichzeitig Eigentümer der Gebäude und wohnt auch dort. Rogger sieht Vor- und Nachteile der nun stattfindenden Attraktivierung: «Ein Café oder Boulevardrestaurant mit einem schönen Ambiente ist eine Bereicherung – das entspricht der gefragten Italianità.» Ein Take-away hingegen verursache höchstens Littering und herumsitzende Menschengruppen vor den Geschäftseingängen.

«Wir behindern und verunmöglichen eben doch nicht bloss – wie oft und unzutreffenderweise behauptet wird.»

Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Entwicklungen

Dass nach Ladenschluss in der Altstadt kaum was läuft und immer wieder nach Attraktivierung gelechzt wird, kann er nachvollziehen: «Wer immer Stille will, muss nicht in der Stadt wohnen.» Trotzdem ist es ihm ein Anliegen, als Geschäftsmann gehört zu werden. «Der Samstag ist für die Geschäfte nun einmal der wichtigste Tag.» Finde der monatliche Handwerkermarkt statt, spüre er die Einbussen. «Damit haben wir uns arrangiert, aber einer Überbeanspruchung des Platzes stehen wir kritisch gegenüber.» 

Er lobt das Hotel des Balances. «Dieses holt das ganze Jahr über gute und solvente Touristen aus aller Welt nach Luzern und belebt so den Weinmarkt mit kaufkräftigen Kunden.» Rogger will weiter ein Auge darauf haben, dass der Weinmarkt vor allem qualitativ attraktiviert wird.

Historische Häuser zieren den Luzerner Weinmarkt.

Historische Häuser zieren den Luzerner Weinmarkt.

(Bild: les)

Stadt freut sich

Im angesprochenen Spannungsfeld befindet sich Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen der Stadt Luzern, täglich. «Die Belebung steht durchaus im Einklang mit den strategischen und reglementarischen Grundlagen», sagt er über die Entwicklungen am Weinmarkt. «Schön, wenn dem ansässigen Gewerbe öffentlicher Grund für die Nutzung zur Verfügung gestellt werden kann.»

Wird nun auch an weiteren Plätzen in der Altstadt eine Attraktivierung geprüft? «Ob solche Entwicklungen auch andernorts greifen, hängt von den individuellen Umständen und Bedingungen ab», sagt Lütolf. Seine Dienststelle steht immer wieder in der Kritik, sie würde zu sehr auf Paragrafen herumreiten und die Gewerbler in ihren Plänen zu stark einschränken. «Das vorliegende Beispiel erbringt doch den Beweis, dass wir eben doch nicht bloss behindern und verunmöglichen – wie oft und unzutreffenderweise behauptet wird», entgegnet Lütolf dazu.

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