Nach Baustopp bei Schulhaus in Hünenberg

Architekten lassen heftige Kritik nicht auf sich sitzen

Die Gemeinde Hünenberg – hier die Gemeindeverwaltung – liegt im Streit mit zwei Architekturbüros. (Bild: Andreas Busslinger)

Knapp 14 Millionen Franken sollte die Erweiterung eines Hünenberger Schulhauses kosten. Nun stoppt die Gemeinde das Projekt und teilt gegen die Architekten aus. Diese kontern die Vorwürfe.

Im Sommer 2021 beschloss die Hünenberger Bevölkerung eine Sanierung und Erweiterung für das Schulhaus Kemmatten A. Sie genehmigte einen Kredit von 1,2 Millionen Franken für die Ausarbeitung des Projekts. Damals ging die Gemeinde von Baukosten von 13,9 Millionen Franken aus.

Doch mittlerweile sind Probleme aufgetreten. Wie dem Zwischenbericht, den der Gemeinderat an der Gemeindeversammlung vom vergangenen Montag vorstellte, zu entnehmen ist, seien die geschätzten Kosten mittlerweile auf rund 25 Millionen Franken angestiegen. Das entspricht fast einer Verdoppelung. Bauvorsteher Thomas Anderegg nannte diesen Anstieg an der Gemeindeversammlung «jenseits», wie die «Zuger Zeitung» berichtet.

Kommunikation sei «nicht zweckdienlich» gelaufen

Das Generalplanerteam der Architekturbüros Bürgi Schärer sowie Schärli Architekten habe diverse Vorschläge und Optimierungen eingebracht, welche «zu hohen Kostenfolgen» geführt hätten. Das schreibt der Gemeinderat in der Botschaft. Das Vorprojekt enthalte ferner diverse Abweichungen gegenüber den getroffenen Eckpunkten in der Erarbeitungsphase.

Doch nicht nur das: «Die Kommunikation lief zwischen dem Generalplanerteam und dem Projektteam/der Ad-hoc-Baukommission während der Erarbeitungsphase bis zur Präsentation des Vorprojekte nicht zweckdienlich.»

Die Gemeinde habe den Architekten die Chance gegeben, Lösungsvorschläge aufzuzeigen. Diese hätten die Überarbeitung jedoch von «diversen Bedingungen und Forderungen abhängig gemacht, welche seitens der Bauherrschaft nicht akzeptiert werden konnten», schreibt die Gemeinde. Darum habe man das Projekt umgehend gestoppt.

Derzeit prüfe die Gemeinde, ob sie mit den Architekturbüros eine Einigung erzielen könne. Man habe seit dem Vergleichsangebot im August nichts mehr von der Gegenseite gehört, sagte Anderegg gemäss der «Zuger Zeitung» an der Versammlung.

«Die Darstellungen entsprechen in keinster Weise den Tatsachen»

Der Generalplaner, also die beiden Architekturbüros, nennt die Darstellung der Gemeinde «einseitig» und weist die Ausführungen gegenüber zentralplus zurück. «Die Darstellungen der Gemeinde Hünenberg zum Planungsprozess und zu den Bestellungsänderungen greifen viel zu kurz und entsprechen in keinster Weise den Tatsachen und dem effektiven Verlauf», schreiben die Büros in einer Stellungnahme.

Unmittelbar nach dem Projektstart im Herbst 2021 hätten «unklare Projektdefinitionen» der Gemeinde zu einem durch das Projektteam der Gemeinde Hünenberg ausgelösten Projektstopp geführt. Es habe Unklarheiten bei der Definition des genauen Planungsperimeters und des genauen Projektauftrags gegeben.

Gemeinde habe wesentliche Änderungen gewünscht

«Nach Wiederaufnahme der Projektarbeit im Februar 2022 verlief der Planungsprozess, entgegen der Darstellung der Gemeinde, im Dialog und stetig transparent», schreiben die Architekturbüros. Die Kostensteigerung gegenüber der Kostenannahme der Gemeinde führen sie auf diverse Gründe zurück. So etwa auf eine Erweiterung beim Neubau von ursprünglich zwei auf sechs nachschulische Betreuungsgruppen inklusive einem Untergeschoss für Nebenräume und Technik.

Auch habe die Gemeinde wesentliche Änderungen gewünscht. Beispielsweise eine Erdsondenwärmepumpe statt einen Anschluss an die Fernwärme, zusätzliche Sanierungsmassnahmen am Mehrzweckraum, am Schulgebäude B sowie an der gesamten Gebäudetechnik der Schulanlage. «Ein weiterer massgebender Grund für die Kostenzunahme liegt in der aussergewöhnlich hohen Bauteuerung der letzten Jahre», erklären die Architekten.

Neustart für das Projekt?

Wie es nun weiter geht, ist offen. Die Gemeinde schreibt in der Botschaft: «Zurzeit wird davon ausgegangen, dass das Projektierungsverfahren mit einem allfälligen ‹Richtungswechsel› neu gestartet werden muss.» Die Architekten schreiben in ihrer Stellungnahme, die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Man darf also gespannt sein, wie das Projekt weiter geführt wird. Gute Voraussetzungen sehen auf alle Fälle anders aus.

Verwendete Quellen
  • Botschaft der Gemeinde Hünenberg zur Gemeindeversammlung vom 11. Dezember 2023
  • Schriftlicher Austausch mit der Bürgi Schärer Architekten AG und Schärli Architektur
  • Artikel in der «Zuger Zeitung»
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7 Kommentare
  • Profilfoto von Ingenieur
    Ingenieur, 14.12.2023, 13:45 Uhr

    Arbeite selber in der Planungsbranche und muss sagen, dass ich mir dies nicht mehr lange antue.
    Die Bauherrschaften werden immer laienhafter, haben immer mehr Last-Minute-Wünsche und wollen trotzdem keine Mehrkosten oder Terminverzögerungen für eine saubere Abklärung von Änderungen hinnehmen. Projektmanagement auf Wish bestellt…
    Dass jedes Gebäude/Bauwerk ein Prototyp ist mit unterschiedlichen Randbedingungen wird gerne ausgeblendet. Man hat Schema X im Schulbuch (wenn überhaupt) gelernt und stülpt dieses über jedes Gebäude, als wären es Produkte aus der Massenproduktion. Die Überforderung ist oftmals fast schon riechbar.
    Zudem wird aus «Kostengründen» in frühen Projektphasen oft auf viele Vorabklärungen verzichtet oder das Projekt anschliessend noch ergänzt, was dann zu einem Flickenteppich führt.
    So resultieren dann im dümmsten Fall eben solche Mehrkosten.

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    • Profilfoto von Renate
      Renate, 14.12.2023, 19:30 Uhr

      Die Bauherrschaft darf auch laienhaft sein. Dafür hat sie Planer angestellt und Fachleute. Diese müssen die Laienbauherrschaft beraten, unterstützen, sowie die Finanzen im Griff haben! Oder haben sie das gefühl jeder Bauherr hat ein Ing.studium??

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    Baustoffhändler, 14.12.2023, 07:24 Uhr

    Ja, ja die aussergewöhnliche Bauteuerung….
    60% oder noch mehr ?? Wers glaubt (max 8%)

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  • Profilfoto von Renato
    Renato, 14.12.2023, 07:16 Uhr

    Wau! Gibt es nun zwei Schulhäuser?? Krasse Kostenexplosion.
    Wird der GP anhand den Baukosten bezahlt? Dann schaut dieser natürlich das es teuer wird.
    Gute gemacht mit dem Stop von der Gemeinde.

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 14.12.2023, 06:24 Uhr

    Hach die Architekten… Aus meiner beruflichen Erfahrung sind das die mit Abstand unumgänglichsten Kunden.

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    • Profilfoto von Rebubu
      Rebubu, 14.12.2023, 13:15 Uhr

      Der Architekt ist ein Dienstleister, kein Kunde

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      • Profilfoto von Roli Greter
        Roli Greter, 15.12.2023, 05:38 Uhr

        In meinem beruflichen Alltag berate ich unter anderem Architekten, deswegen bin ich der Dienstleister und der Architekt der Kunde. Klingt wohl für manche unvorstellbar.

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