Zuger Immobilienpreise steigen am stärksten

«Es wird in Zukunft noch schwieriger, Eigentum zu erwerben»

Patrick Schnorf sieht mehrere Gründe für die vergleichsweise hohen Immobilienpreise im Kanton Zug. (Bild: Andreas Busslinger/zvg)

Die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren nirgendwo in der Schweiz so stark gestiegen wie im Kanton Zug. Ein Experte ordnet ein.

In Unterägeri soll in den nächsten Jahren ein neues Quartier aus dem Boden gestampft werden. Es wird wohl ein «Quartier für Reiche», wie zentralplus Ende August berichtete. Auf 18’000 Quadratmetern plant die Swiss Property AG aus Zürich zwölf Gebäude mit Villen und Eigentumswohnungen. Wie zentralplus weiss, sollen die Objekte zwischen 8 und 24 Millionen Franken kosten.

Es zweifeln wohl nur wenige daran, dass die Gebäude zu diesen Preisen verkauft werden können. Denn immer wieder blättern Investoren, Firmen oder Privatpersonen horrende Summen für Immobilien hin. Kürzlich beispielsweise an einer Auktion in der Stadt Zug, als ein Käufer über acht Millionen Franken für ein sanierungsbedürftiges Mehrfamilienhaus bezahlte (zentralplus berichtete).

Wohneigentum ist nirgendwo teurer als im Kanton Zug

Und die Entwicklung werde wohl so weitergehen, wie Patrick Schnorf im Gespräch mit zentralplus sagt. Schnorf ist Partner beim Immobilienunternehmen Wüest Partner, welches die Entwicklung der Immobilienpreise im Land seit Jahrzehnten eng verfolgt und analysiert. Am kommenden Donnerstag wird er im Theater Casino Zug über Trends im Immobilienmarkt referieren. Schnorf sagt: «Der Kanton Zug verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren schweizweit den grössten Preisanstieg im Immobilienmarkt.» Nirgendwo sei Wohneigentum teurer.

Für Haushalte mit einem durchschnittlichen Einkommen sei es im Kanton jetzt schon so gut wie unmöglich, Eigentum zu erwerben. Und diese Entwicklung werde sich weiter verschärfen. «Kurzfristig ist eine Preisberuhigung sehr wahrscheinlich, weil die Wirtschaft schweizweit langsamer wächst als früher. Aber langfristig wird der Kanton Zug begehrt und attraktiv bleiben.»

2,9 Millionen Franken für eine Fünf-Zimmer-Eigentumswohnung

Schnorf hat die Entwicklung in den vergangenen Jahren mitverfolgt. Er gibt ein paar Beispiele, um zu illustrieren, in welchen Sphären sich der Zuger Immobilienmarkt bewegt. Eine Eigentumswohnung mit fünf Zimmern koste heute durchschnittlich 2,9 Millionen Franken, wobei das kein Neubau sei.

Pro Eigentumswohnung, die im Kanton Zug auf den Markt komme, gebe es 13 potenzielle Käufer. «Das ist schweizweit der höchste Wert.» Im Rest des Landes liege der Durchschnitt bei 1,5 potenziellen Interessenten pro Wohnung. Pro Einfamilienhaus gebe es im Kanton Zug 38 interessierte Parteien, der Schweizer Schnitt liege bei 3 Parteien pro Haus.

Experte: Bevölkerungswachstum treibt Preise nach oben

Der Immobilienexperte gibt mehrere Gründe für den starken Anstieg der Immobilienpreise im Kanton Zug an. Die Einführung der Personenfreizügigkeit vor rund 20 Jahren sei einer der Hauptgründe. «Die Schweiz verzeichnet seither ein konstant grosses Bevölkerungswachstum, was die Nachfrage und somit die Preise nach oben treibt.» Denn der Boden werde immer knapper. Dies unter anderem auch wegen der Revision des nationalen Raumplanungsgesetzes, welches seit 2014 einen haushälterischen Umgang mit dem Boden vorschreibe. «Es gibt also eine grosse Nachfrage, aber das Angebot kann bei Weitem nicht mehr mithalten», erklärt Patrick Schnorf.

«Eine gewisse Frustration in der Bevölkerung ist da – und diese ist auch verständlich.»

Patrick Schnorf, Immobilienexperte bei Wüest Partner

Diese Gründe gelten laut Schnorf schweizweit, im Kanton Zug würden noch einige hinzukommen. «Zug ist ein äusserst beliebter Kanton zum Wohnen und Arbeiten, weil er tiefe Steuern und viele Arbeitsplätze bietet. Er ist zentral gelegen und entsprechend schnell erreichbar. Und schliesslich ist auch die landschaftliche Qualität sehr hoch.»

Für Normalverdiener wird es noch schwieriger

Diese Kombination werde wohl noch lange erfolgreich sein. «Aber gleichzeitig heisst das eben auch, dass die Nachfrage nach Wohneigentum im Kanton Zug überproportional gross ist. Denn nicht nur Zuger wollen im Kanton leben, sondern auch viele andere Schweizer und auch Zuzüger aus dem Ausland.»

Und weil das Angebot immer knapper werde, bedeute das: «Im Kanton Zug wird es in Zukunft noch schwieriger, Wohneigentum zu erwerben.» Für Normalverdiener sieht Schnorf anhaltend grosse Schwierigkeiten, dereinst Wohneigentum erwerben zu können. «Eine gewisse Frustration in der Bevölkerung ist da – und diese ist auch verständlich.»

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Patrick Schnorf, Partner bei Wüest Partner
  • Zahlen: Wüest Partner
  • Medienarchiv zentralplus
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6 Kommentare
  • Profilfoto von P. Martinoni
    P. Martinoni, 18.11.2023, 09:16 Uhr

    Die Aussagen des zitierten Experten sind erstens voller Widersprüche und zweitens auch falsch: Wohneigentum etwa war schon immer beinahe unerschwinglich für Normalverdiener.

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  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 14.11.2023, 14:28 Uhr

    Wasser Luft und Boden gehört allen Menschen. Nur beim Boden ist die Perversion des Privatbesitzes noch immer das Mass aller Dinge. Dies sollte möglichst bald geändert werden. Der Boden muss global vergesellschaftet werden, bevor unzählige Erwerbstätige unter Brücken schlafen müssen, weil sie die Wuchermietpreise für Wohnungen nicht mehr bezahlen können.

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    Nicole, 14.11.2023, 07:42 Uhr

    Es gibt kompetentere Bewertungsunternehmen als Wüest und Partner. Einmal Wüest und Partner und nie wieder. Aufgeblasen und gierig

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    Scheitler, 13.11.2023, 16:39 Uhr

    Ach so. Ja das ist doch selbstverständlich. Die meisten Leute müssen schauen, dass sie die Miete zahlen können, während Immobiliengesellschaften Land kaufen, um teure Neuwohnungen zu bauen. Unser Wohlstand gewährt uns noch ein Existenzminimum. Die «Boomer»-zeiten sind vorbei.

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    Josy, 13.11.2023, 07:15 Uhr

    Was Herr Schnorf sagt, ist nichts Neues. Von einer namhaften Immobilienfirma erwarte ich fundiertere Assagen. W&P interessiert nur das Geld und lebt noch vom guten Ruf. Es gibt bessere Bewertungsfirmen als W&P

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    • Profilfoto von Hans
      Hans, 14.11.2023, 07:43 Uhr

      Sehe ich auch so, nur nach geplappert

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