Historischer, aber maroder Bau wird abgerissen

Bald soll in der Zuger Letzi ein neues Bauernhaus entstehen

Das ehemals denkmalgeschützte Haus Letzi 1 in Zug. (Bild: mam)

In Zug soll ein historisches Bauernhaus einem Neubau weichen. Aus gutem Grund. Die Planung des neuen Gebäudes war jedoch nicht einfach, denn die Auflagen in der schützenswerten Umgebung rund ums Letzi sind nämlich hoch.

In der Zuger Letzi, also da, wo bei schönem Wetter täglich Hunderte vorbeiflanieren, steht ein altes Bauernhaus. Hölzerne Schindeln zieren den historischen Bau, dazu grüne Fensterläden, die schon manchen Sturm überlebt zu haben scheinen.

Das Haus, dessen Kern rund 400-jährig ist, stand einst unter Denkmalschutz, wurde jedoch 2019, nach der Annahme des revidierten Denkmalschutzgesetzes und den entsprechenden Lockerungen, aus dem Inventar entlassen. Eine Beschwerde beim Verwaltungsgericht wurde abgewiesen.

Nun soll das Gebäude nahe dem Brüggliweg abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Dies mit gutem Grund (zentralplus berichtete). Das alte Bauernhaus entspricht gemäss der Familie Elsener nicht mehr den heutigen Anforderungen an alters- und behindertengerechtes Wohnen und an Energieeffizienz und soll durch ein neues Haus für heutige und zukünftige Generationen ersetzt werden.

Die Bauprofile bei der Letzi 1 verraten, dass hier bald ein Neubau entstehen soll. (Bild: wia)

Das alte Bauernhaus genügt dem heutigen Lebensstandard nicht

Darum sei man sehr froh, dass nun ein offizielles Baugesuch eingereicht werden konnte, erklärt die Familie auf Anfrage. Im Zuge dessen wurde das Haus im Vorfeld auf Schadstoffe untersucht. Dabei wurden unter anderem an mehreren Orten, etwa beim Putz im Untergeschoss, am Treppenhaus sowie beim Ofen in der Küche, Asbestvorkommnisse entdeckt, wie ein Bericht zeigt.

Mehrere Bauteile werden der Dringlichkeitsstufe 3 von 3 zugeordnet. Gewisse Schadstoffe müssen also durch eine Suva-anerkannte Asbestsanierungsfirma entfernt werden.

So viel zum Abriss. Doch was plant die Bauherrschaft stattdessen? Gemäss der Baupläne soll ein Haus entstehen, das dem heutigen durchaus ähnlich sieht und drei Wohnungen auf den insgesamt fünf Etagen beinhalten wird.

Matthias Meier, der verantwortliche Architekt von Roefs Architekten, erklärt auf Anfrage: «Bei der Planung des Hauses haben wir intensiv mit den kantonalen Behörden zusammengearbeitet – konkret mit dem Amt für Raum und Verkehr sowie mit dem Amt für Denkmalpflege. Dies insbesondere, da sich die Liegenschaft in einer schützenswerten Umgebung befindet.»

So ungefähr soll der Neubau im Letzi 1 künftig aussehen. (Bild: zvg/ Baupläne)

Es entsteht ein Zuger Bauernhaus 2.0

So galt es etwa, bei der Planung darauf zu achten, dass das bestehende Ortsbild erhalten bleibe. «Aus diesem Grund haben wir uns am alten Zuger Bauernhaus orientiert und dieses neu interpretiert. Es ist nie ganz falsch, wenn man sich auf das Bestehende bezieht», erklärt Meier.

So sei denn auch von Anfang an klar gewesen, dass auch der Neubau über ein Satteldach verfügen werde. Ebenso werden an der Fassade, wie schon am heutigen Haus, Klebdächer angebracht. Dabei handelt es sich um kleine Vordächer, welche über jeder Etage vorstehen. Die Fassade des Baus wird mit einer Holzschalung versehen werden, der Sockel des Hauses wird einen weiss-grauen Verputz erhalten.

«Etwas Zeitgemässes zu erstellen, das von Historischem inspiriert ist, ist eine sehr tolle Disziplin.»

Matthias Meier, verantwortlicher Architekt

Dennoch wird es auch zeitgemässe Abweichungen geben vom typischen Aufbau eines Zuger Bauernhauses. So entstehen neu Loggien, also Balkone. «Solche wurden früher nicht gemacht. Des Ortsbildes wegen kaschieren wir diese hinter einer Laube», sagt Meier. Daneben werde der Neubau über einen Lift verfügen und hindernisfrei zugänglich sein. Ausserdem seien die drei Wohnungen einzeln erschlossen.

Dank modernen Holzbaus ist das Gebäude schnell gebaut

«Etwas Zeitgemässes zu erstellen, das von Historischem inspiriert ist, ist eine sehr tolle Disziplin. Es entstehen Bauten, welche eine Geschichte haben, aber dennoch nicht kopiert sind.»

Das gilt auch für die Bauweise. Es entstehe zwar erneut ein Holzbau, doch eben ein moderner. Meier präzisiert: «Die Elemente, also etwa ganze Wände, werden andernorts vorfabriziert und dann vor Ort aufgebaut. Das hat mehrere Vorteile. Die Handwerker müssen nicht bei Wind und Wetter draussen arbeiten, ausserdem ist so die Bauzeit sehr schnell.»

Ein Nachteil dieser Bauweise sei, dass sie einer sehr präzisen Planung bedürfe. «Anders wie beim Massivbau lässt sich beim modernen Holzbau im Nachhinein wenig ändern.»

Wenn alles reibungslos läuft, sollen die Bauarbeiten im Letzi 1 im Januar 2024 beginnen und bis Februar 2025 andauern.

Verwendete Quellen
  • Baugesuch
  • Telefonat mit Monika Elsener
  • Telefonat mit Matthias Meier, Roefs Architekten
  • Berichterstattung in der «Zuger Zeitung»
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Rolf Oehen
    Rolf Oehen, 20.08.2023, 19:47 Uhr

    Lieber, anonymer «Zuckerschläckerli…»!

    Wenn schon – dann schon!
    Bis und mit zum ersten Satz bin ich zu 100% auf Augenhöhe mit Ihnen! Wenn ich aber den Begriff «modern bzw. fantastische, moderne Holzbauten» vor mein geistiges Auge nehme, muss ich bereits die Augenbrauen hochziehen.
    Wussten Sie, dass es auf der ganzen Welt – und ich habe einen sehr grossen Teil, während 35 Jahren davon intensiv bereist, nirgends «Neustadt-», sondern immer «nur» «Altstadtfeste» gibt? Und ich meine damit tatsächlich nicht nur La Défense (hoch modern) – bzw. le Marais, oder gar das malerische «Quartier Latin» (Altstadt), im 5. Arrondissement von Paris! Nein, diese Thematik spielt(e) auch bei uns!
    Gab es jemals ein Volksfest im Zuger Metalli, Herti oder im Baarer Lindenpark? Nein, sie finden dort, ausser hässliche «Miet-Kisten mit Löchern» – kein «Leben»!
    Altstadtfeste finden allesamt, überall und ausnahmslos an «Originalplätzen», in der jeweiligen «Altstadt» statt! Daran müssten wir uns – bzw. unsere «Architekten» endlich orientieren! Aber unsere Architekten (…) – sind eben meistens keine! Auch die Baubehörden nicht! Es zählen nur Rendite und Steuereinnahmen…
    Pikant, alle Altstädte sind meist «hochverdichtet», haben viele kleine Läden, wenig bis gar keinen Verkehrslärm, z.T. wunderbare Beizli und eben – viel Leben! Sie erfüllten also bereits sehr viele, sogar modernste Ansprüche!
    Überdies, jedes Gebäude ist (fast immer) ein Bijou! So, wie vorgenanntes Zuger-Haus!
    Das Motto müsste im vorgenannten Projekt lauten: Original-Wiedererstellung – und definitiv kein so peinlich-hässliches Plagiat!

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  • Profilfoto von Züriläckerli
    Züriläckerli, 20.08.2023, 15:19 Uhr

    Mir gefällt dieses Projekt gar nicht. Es ist ein Plagiat, sieht aus wie ein schlecht geratener, plumper Umbau des Originals. Die grosse Chance, hier etwas Neues, kreatives zu gestalten wird vertan.
    Ich denke dabei an die zahlreichen fantastischen modernen Holzbauten im Kanton Graubünden. Mit schlichten Formen und natürlichen Materialien verschmelzen sie förmlich mit der Umwelt in der sie stehen. Das würde auch, natürlich auf eine andere Art, dem Kt. Zug gut anstehen. Aber, das braucht natürlich eine architektonische Kreativität. Und keinen Heimweh – Anachronismus.

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