Corona brachte viele in Bedrängnis

Luzerner Taxifahrer: «Es wurde finanziell echt knapp»

Taxifahrer Altaf Hussain Rana erzählt von seiner düsteren Taxiunternehmer-Zeit. (Bild: Jan Rucki)

Vielen Luzerner Taxifahrern ging die Pandemie an die Substanz. Die Umsatzeinbussen waren während Corona massiv. Ein betroffener Unternehmer erzählt, wie stark er unter der letzten Zeit gelitten hat – und welche andere Entwicklung ihm Sorgen bereitet.

Tür auf, Fahrgäste rein, Tür zu – und dann geht es einmal quer durch die ganze Stadt Luzern. Genau diesen Job macht Altaf Hussain Rana seit Jahren. Er ist einer von vielen Taxifahrern in Luzern – und damit auch einer von denen, die im vergangenen Jahr mit fehlender Kundschaft zu kämpfen hatten.

Wir nehmen in seinem Taxi Platz auf dem Beifahrersitz, während er uns erzählt, wie es ihm im letzten Jahr ergangen ist. Und wie es jetzt um ihn steht, wo Reisen und Nachtleben wieder einigermassen möglich sind.

Touristen, Partygänger und Geschäftsfahrten fehlten

«Ich musste eine lange Pause machen, als in der Schweiz Lockdown war», sagt Rana als erstes. Zu tun gab es damals nicht viel. Als das Leben in der Öffentlichkeit auf Eis gelegt wurde, brauchte keiner mehr ein Taxi. Und dann, nach längeren Durststrecken, konnte er seinen privaten Taxibetrieb allmählich wieder aufnehmen.

«An den letzten beiden Wochenenden hatten wir Taxifahrer unglaublich viel zu tun. In Luzern herrschte Hochbetrieb in der Nacht.»

Altaf Hussain Rana, Luzerner Taxifahrer

Doch die Anzahl Fahrten, die Rana täglich absolvierte, liessen zu wünschen übrig: «Ich habe täglich nicht mehr als drei Fahrten machen können. Es gab schlichtweg noch immer zu wenig Personen, die von A nach B mussten.» Hauptsächlich habe es sich dabei um Fahrgäste aus Altersheimen oder dringende geschäftliche Fahrten gehandelt. «Noch vor der Pandemie habe ich oft über sieben Fahrten täglich abliefern können. Und nur so rechnet sich das finanziell wirklich», so Rana weiter.

Auf die lange Flaute folgt der Wochenend-Hochbetrieb

Während den strikten Massnahmen zur Pandemiebekämpfung des Bundes fehlten aber nicht nur Touristinnen und Personen mit geschäftlichen Terminen ausser Haus, sondern insbesondere das Partyvolk, das Rana nach einer durchzechten Nacht üblicherweise heimkutschiert. Im Gegensatz zum noch immer stark reduzierten Tourismusbetrieb in Luzern hat immerhin das Nachtleben wieder Fahrt aufgenommen..

Rana erklärt: «Gerade an den vergangenen beiden Wochenenden hatten wir Taxifahrer unglaublich viel zu tun. In Luzern herrschte Hochbetrieb in der Nacht.» Der grosse Ansturm beschränke sich derzeit aber nach wie vor auf die Wochenenden, meint er, währen wir an diesem Donnerstagmorgen bereits seit einer Viertelstunde in der Taxiwarteschlange am Luzerner Bahnhof stehen. Auf Kundschaft wartend.

Reserven: Fehlanzeige

In der Coronazeit kam der Punkt, als der Familienvater finanziell dem Abgrund bedrohlich nahe kam. «Irgendwann wurde es bei mir im Portemonnaie echt knapp. Es ist nämlich nicht so, dass ich vor der Pandemie bereits hätte viel Geld ansparen können. Mein Geld kommt rein, geht dann aber auch gleich wieder raus», sagt der Taxifahrer. Einen kurzen Moment lang habe er nicht mehr gewusst, ob und wie er seine Familie weiterhin finanzieren kann. Und dies trotz aller Unterstützungshilfe seitens der Behörden.

«Die Tarife bei Uber sind unglaublich tief. Da kann ich als Taxifahrer unmöglich mithalten.»

Altaf Hussain Rana, Luzerner Taxifahrer

Mittlerweile kommt das Geschäft wieder ins Rollen. Und so auch das Auto vor dem Bahnhof. Wir bewegen uns vor, an die Front der Warteschlange. Die nächsten Kunden, die kommen, gehören Rana.

Maximal 100 Taxikonzessionen vergibt die Stadt Luzern seit 2018. (Bild: Jan Rucki)

Uber und Nachtbusse als Konkurrenz

Die grösste Konkurrenz sind für ihn aber nicht die anderen Taxifahrer, die alle mehr oder weniger dieselben Konditionen haben. Vielmehr erachtet Rana die Entwicklung von Angeboten wie Uber als Problem. «Die Tarife dort sind unglaublich tief. Da kann ich als Taxifahrer unmöglich mithalten.» Obwohl er verstehen kann, dass gerade junge Personen mit einem beschränkten Budget auf das günstigste Angebot setzen.

Und wie steht es um das wieder in den Fahrplan aufgenommene Nachtnetz des öffentlichen Verkehrs? «Klar hat das einen Einfluss auf die Nachfrage von Taxis. Doch andererseits muss man auch sagen, dass es viele Personen gibt, die sich bereits vor dem Ausgang für eine Rückfahrt mit dem Taxi entscheiden und daher auch nicht plötzlich auf den Bus umsteigen», führt Rana aus.

In diesem Augenblick klopft jemand an die Scheibe seines Autos. Eine vierköpfige Reisegruppe aus Bern steht auf dem Trottoir. Bevor wir Ranas noch immer seltene Kundschaft wegschnappen, verlassen wir das Auto und verabschieden uns.

Grosse Umsatzeinbussen und unklare Zukunft der Luzerner Taxis

«Wir gehen von mindestens 50 Prozent Umsatzeinbussen bei den Luzerner Taxiunternehmungen aus», sagt Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen, bei der Stadt Luzern, welche die Taxikonzessionen vergibt. Ob es ähnlich wie in Zürich zu einem Rückgang an Taxiunternehmungen kommt, sei derzeit noch unklar. So sei die Entwicklung massgeblich von den weiteren Massnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise abhängig.

Und es zeichne sich derzeit auch noch keine Tendenz ab, zumindest nicht eine solche, die mit der Pandemie zu tun hat. «Auf Basis neuer Geschäftsmodelle, beziehungsweise der technologischen Entwicklungen, sieht sich das Taxiwesen bereits seit einiger Zeit massiv herausgefordert», sagt Lütolf und unterstreicht damit die Sorgen, die Taxiunternehmer Rana im Kontext mit Uber kundtut. Dass sich die Stadtluzerner Taxiunternehmen, die sich derzeit rund 100 Konzessionen teilen, in Zukunft gegenüber der Konkurrenz beweisen müssen, steht unabhängig von der Pandemie fest.

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