Tag der Zentralschweizer Weine im KKL Luzern

Hier kannst Du Dich durch 100 Weine trinken

Einer der 100 Weine, die es am Samstag im KKL zu degustieren gibt: Rafael Schachers prämierter Pinot Noir. (Bild: hae)

Aus der Zentralschweiz gibt es immer mehr erlesene Weine. Trotzdem denken viele bei Schweizer Weinen nicht an diese Region. Das will eine öffentliche Degustation diesen Samstag im KKL ändern. Einer der jungen Wilden ist der 34-jährige Rafael Schacher. Er arbeitet glücklich zwischen Hohenrain und Hanf.

«Ich möchte den Geschmack vieler Weingeniesser treffen», sagt Rafael Schacher und streicht liebevoll über seine letzten blauen Trauben. Der 34-Jährige blickt über seine Rebstöcke am Hang bei Hohenrain, ein Schwarm Stare labt sich grad an den letzten wenigen weissen Trauben, die vergangene Woche geerntet wurden. Und vom Feld nebenan weht ein euphorisierender Duft zum Weinberg: legaler Hanf.

Euphorisiert ist auch Rafael Schacher. Der Luzerner ist gelernter Gärtner, der seine Liebe zum Wein 2004 zum Beruf machte. Er sagt: «Was gibt es Schöneres, als hier arbeiten zu dürfen. Und dann das eigene Werk in Flaschen abzufüllen, die Menschen Freude bereiten.» Seine Begeisterung für edle Tropfen entdeckte er bei Schnupperaufenthalten in den Rebbergen von Malans und später in der Westschweiz in La Neuveville, wo er das Handwerk des Winzers erlernte. Es folgten ein Aufenthalt am Murtensee und eine Saison im Burgund. 

Zurück in seiner Heimat, arbeitete Schacher im Seetal auf dem Weingut Heidegg, bevor er 2011 in Hohenrain seine ersten eigenen Reben pflanzte. «Ich arbeite nur mit biologischem Dünger, das ist die Voraussetzung für einen grossartigen Wein.»

Es reicht «knapp zum Überleben»

Der Seetaler mit Wohnsitz in Hochdorf, der auch im Vorstand des Zentralschweizer Weinbauvereins ist, sucht stets nach dem Optimum und investiert deshalb viel Zeit in die Pflege seiner Reben – immer angepasst an die jeweilige Sorte. Trotz des hohen Aufwandes baut er in Hohenrain diverse Trauben an. Zwischen 10'000 bis 15'000 Flaschen sind es jedes Jahr, es reicht ihm «knapp zum Überleben». Deshalb möchte Schacher seine Produktion vergrössern. 

«Was gibt es Schöneres, als hier arbeiten zu dürfen»: Rafael Schacher in seinem Rebberg bei Hohenrain. (Bild: hae)

Rafael Schacher ist einer von 20 Zentralschweizer Winzern, die diesen Samstag im Luzerner KKL ihre Weine an einer öffentlichen Degustation präsentieren (siehe Box). Es sind Weinproduzenten in einer Boomregion: Im europäischen Verdrängungswettbewerb haben sich die Zentralschweizer Winzer in den vergangenen beiden Jahrzehnten eine schöne und erfolgreiche Marktposition geschaffen. 

Prost!

Diesen Samstag findet im KKL Luzern der Tag der Zentralschweizer Weine statt. Von 12 bis 20 Uhr lassen sich mehr als 100 Weine von 20 Winzern degustieren. Der Eintritt kostet 15 Franken.

«Den meisten Produzenten wurde der Wein aus den Händen gerissen», sagte unlängst Ivan Barbic, Master of Wine, bei einer Blinddegustation und Preisverleihung. Barbic begründete das damit, dass die Zentralschweiz eine Region mit viel Pioniergeist und Innovationskraft sei. Rafael Schachers Pinot Noir 2017 kam da auch in die Kränze.

Peter Krummenacher, Präsident des Zentralschweizer Weinbauvereins, der zusammen mit Markus Reinhard und Benno Schwager den KKL-Tag der Zentralschweizer Weine organisiert hat, erklärt: «Bei Schweizer Weinen hat man bis jetzt nicht wirklich an die Zentralschweiz gedacht. Das werden wir nun mit diesem gemeinsamen Auftritt unter einem Dach ändern. Unsere regionalen Winzer wollen zeigen, mit welchem Selbstbewusstsein wir Wein machen.»

Auch etablierte Weinmacher dabei

Am Tag der Zentralschweizer Weine nehmen auch etablierte Winzer teil wie das Haus Ottiger aus dem Horwer Kastanienbaum, das Weingut Heidegg oder die Winzer vom Megger Sitenrain, die vor ein paar Jahren mit ihrem Solaris den schönsten Schweizer Biowein kelterten.

Ist selber Weinbauer: Peter Krummenacher, Präsident des Zentralschweizer Weinbauvereins. (Bild: zvg) (Bild: zvg)

Neben diversen Winzern kleinerer Weingüter wie etwa Conny Sticher vom Rätlisbacher-Betrieb in Ebikon, deren Weisswein «Symphonie» unlängst Preise gewann, erhoffen sich vor allem die Profis wie Rafael Schacher aus Hohenrain ein neues Publikum. Schacher produziert auf 17'000 Quadratmetern, das entspricht rund zweieinhalb Fussballfeldern, drei Rotweine und drei Weissweine, darunter auch seinen mehrfach ausgezeichneten Johanniter.

Conny Sticher vom Rätlisbacher-Betrieb in Ebikon gewann mit ihrem Weisswein «Symphonie» Preise. (Bild: zvg) (Bild: zvg)

Der 2018er-Wein ist Schachers sechster Jahrgang – und einer seiner besten, wie er sagt: «Es war eine Rekordernte, auch wenn es fast zu trocken war. Die Menge, der Ertrag pro Fläche und die Zuckergehalte waren seit Einführung der Weinlesekontrolle im Jahr 1981 noch nie so hoch.» 

Diesen Donnerstag hat er mit seinem Dutzend Helfern die letzten Trauben für den 2019er-Wein geerntet. Und freut sich schon auf seine neuen Flaschen, mit denen er gemütliche Apéros und Essen begleiten darf.

Im Video von 2015 sehen wir Rafael Schacher bei der Pflege seiner Rebstöcke: 

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