Kohle im indonesischen Urwald

Zuger Konzern soll seine Minen-Anteile nur «scheinbar» verkauft haben

Der Regenwald der indonesischen Insel Borneo wird umgegraben, auf der Suche nach Kohle. Hier nahe der Stadt Samarinda. (Bild: Adobe Stock Symbolbild)

Nach breiter Kritik verkaufte ein Zuger Konzern seine Anteile an einer umstrittenen Kohlemine in Indonesien. Eine NGO sagt nun, das Manöver sei Augenwischerei.

Es klang wie eine Erfolgsgeschichte: Der Bruno-Manser-Fonds findet heraus, dass ein Zuger Rohstoffkonzern an einer Kohlemine tief im geschützten indonesischen Regenwald beteiligt ist. Und zeigt, wie die Kohleförderung nicht nur den Indigenen schadet, sondern auch der Natur.

Mittels Kampagne drängt der Verein den Schweizer Konzern zum Umdenken. Dieser hat ein Einsehen und verkauft seine Anteile an eine unbekannte Firma. Und Zug ist um eine Firma leichter, die im häufig zweifelhaften Rohstoffgeschäft mitmischt.

Nur: Neue Recherchen von Public Eye zeichnen ein anderes Bild.

Die Zürcher Nichtregierungsorganisation (NGO) schreibt in der aktuellen Ausgabe ihres Magazins, die beteiligte Firma habe «ihre Aktiven nur scheinbar abgestossen». Stattdessen seien die Anteile an der Mine an eine «undurchsichtige juristische Person in Singapur» übertragen worden, welche wiederum mit der Zuger Firma in Zusammenhang stehe. Gegenüber zentralplus streitet der zuständige Zuger Verwaltungsratspräsident die Vorwürfe ab.

150 Quadratkilometer zerstörter Regenwald, 2,3 Millionen Tonnen Kohle

Worum geht es? Im Herbst vor zwei Jahren machte der Bruno-Manser-Fonds bekannt, dass die Zuger Rohstofffirma IMR Holding AG an der Zerstörung des Regenwalds auf der indonesischen Insel Borneo beteiligt sein soll. In einem Gebiet, das die Regierung des Landes eigentlich schützen will.

150 Quadratkilometer zerstörter Regenwald, 2,3 Millionen Tonnen Kohle als jährliche Ausbeute: So lautete die Bilanz der Mine. Die Zuger IMR Holding hielt damals 49 Prozent der Aktien an der Kohlemine, 50 Prozent besass das indonesische Bergbauunternehmen PT Borneo Prima. Das letzte Prozent gehörte einem Anwalt aus Singapur.

Für den Kohleabbau wird auch Regenwald gerodet. (Bild: Adobe Stock Symbolbild)

Der IMR Holding AG steht ein Zuger Anwalt namens Hans-Rudolf Wild vor. Wild ist Partner der Zuger Anwaltskanzlei Schweiger Law und ehemaliger Präsident der FDP Stadt Zug. Bei der IMR Holding AG, einer Dachgesellschaft einer international tätigen Gruppe aus rund 25 Rohstofffirmen, amtet er als Verwaltungsratspräsident.

Der Zuger Konzern stösst seine Anteile ab

Im Februar 2022 veröffentlichte der «Sonntagsblick» einen Artikel mit dem Titel «Natur auf Borneo fällt Kohle zum Opfer» und dem Verweis, dass auch eine Zuger Rohstofffirma ihre «Finger im Spiel» hatte. Gegenüber der Zeitung machte Hans-Rudolf Wild jedoch eine überraschende Ankündigung.

Er sagte, die IMR-Gruppe sei nicht mehr an dem indonesischen Unternehmen PT Borneo Prima beteiligt. Die IMR Holding AG habe ihre Anteile an der Kohlemine verkauft. Zu den Gründen äusserte er sich nicht. Der Bruno-Manser-Fonds hatte den Konzern aber zuvor in einem Schreiben mit einer Reihe von Vorwürfen konfrontiert.

Doch nicht alles schien ins Bild zu passen. Beispielsweise fragte der «Sonntagsblick» den Zuger Anwalt, warum die IMR Metallurgical Resources AG, der Wild ebenfalls als Verwaltungsratspräsident vorsteht, die indonesische Mine auf seiner Website als Produktionsstätte aufführt. Wild habe die Frage «unbeantwortet» gelassen, schreibt die Zeitung.

Public Eye behauptet, die Mine befinde sich im IMR-Netzwerk

Dann ist rund eineinhalb Jahre Stille – bis die Menschenrechtsorganisation Public Eye auftaucht und eine andere Version der Geschichte erzählt. Die NGO mit Sitz in Zürich widmet dem Thema gar die September-Ausgabe ihres fünfmal jährlich erscheinenden Magazins.

Die September-Ausgabe des «Public Eye Magazin». (Bild: kok)

Die Autoren schreiben, die IMR Holding habe ihre Beteiligung von 49 Prozent auf eine Tochtergesellschaft der gleichen Gruppe übertragen, die IMR Asia Holding in Singapur. Dies würden Daten aus dem Handelsregister von Indonesien und Singapur zeigen, welche die NGO einsehen konnte.

«Die Käuferin ist keine Tochtergesellschaft von IMR Holding AG. Damit ist IMR Holding AG nicht mehr an PT Borneo Prima beteiligt.»

Hans-Rudolf Wild, Rechtsanwalt Schweiger Advokatur/Notariat

Gegenüber zentralplus hat Hans-Rudolf Wild die Änderung der Eigentümerschaft bestätigt, streitet aber ab, dass es sich um eine Tochtergesellschaft der IMR Holding AG handelt. «Die Käuferin ist keine Tochtergesellschaft von IMR Holding AG. Damit ist IMR Holding AG nicht mehr an PT Borneo Prima beteiligt. Weitere Informationen in diesem Zusammenhang stellen Geschäftsgeheimnisse dar und ich sehe keinen Grund, diese preiszugeben.»

Public Eye liefert Indizien

Eine ähnliche Antwort hat Public Eye von Wild erhalten, wie aus dem Artikel sichtbar wird. Doch die NGO glaubt ihm nicht. Ein Grund: Die Singapurer Holding, die neu die Minen-Aktien besitzt, gehört – gemäss «Financial Times» – zur IMR Metallurgical Resources. Ebenjener Firma, der Wild vorsteht und die schon dem «Sonntagsblick» aufgefallen war, weil sie die Mine auf Borneo als Produktionsstätte auflistet.

Ausserdem gebe es ein Stahlwerk, in dem ein Teil der Kohle des indonesischen Rohstoffkonzerns PT Borneo Prima verfeuert wird. Dieses Werk befinde sich im Besitz der IMR Holding in Zug. Weiterhin zitieren die Autoren einen Schriftwechsel mit einem hochrangigen Mitglied der IMR Holding – in welchem dieser die Firma in Singapur und die IMR Metallurgical Resources in Verbindung setzt.

Für die Nichtregierungsorganisation ist klar, dass die Mine immer noch Teil des Netzwerks des Zuger Rohstoffkonzerns ist und somit «alles in der Familie bleibt».

Verwendete Quellen
  • Artikel im «Blick»
  • Schriftlicher Austausch mit Hans-Rudolf Wild, Rechtsanwalt Schweiger Advokatur/Notariat
  • Frühere Berichterstattung von zentralplus
  • Artikel von «Public Eye»
  • Artikel auf «Financial Times»
  • Website von «IMR Metallurgical Resources AG» über die Mine auf Borneo
  • Zuger Handelsregister
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Jean-Luc Wilhelm
    Jean-Luc Wilhelm, 15.10.2023, 22:00 Uhr

    Danke für den Bericht. Bitte dranbleiben!

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  • Profilfoto von Joe Peter
    Joe Peter, 12.10.2023, 01:16 Uhr

    Das sind alles vorgeschobene Leute die diese Mandate fuer saftige Honorare verwalten, die wahren Besitzer also die kriminellen Strippenzieher machen wie gewohnt weiter und tauchen nirgends auf.

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