Isa, garantiert kompliziert

Verliebt, verbockt, verheult: Mal wieder einen Verflossenen getroffen

«Isa, garantiert kompliziert»: So heisst die neue Gesellschaftskolumne von zentralplus. (Illustration: Mike Bislin) (Bild: Mike Bislin)

Regelmässig gibt Gesellschaftsredaktorin Isabelle Dahinden in ihrer Kolumne persönliche Einblicke in ihr Leben – und in ihren komplizierten Alltag. Heute berichtet sie darüber, was man alles nicht tun sollte, wenn man einen Verflossenen trifft, der einem noch gefällt.

Ich hab Rotz und Wasser geheult. Bestimmt habe ich den vielen Wein wieder rausgeweint. Habe von Adele bis Mariah Carey alles gehört. Oder den Klassiker «How Can You Mend a Broken Heart» in Endlosschleife laufen lassen. Nicht das Original von den Bee Gees, sondern die Version von Al Green. Viel ruhiger. Sentimentaler. So zerbrechlich eben. Gerade voll mein Ding.

«And how can you mend a broken heart
How can you stop the rain from falling down
How can you stop the sun from shining
What makes the world go round»

Hach. Kurz mal eben voll aufgedreht. Langsam den Vorhang zur Seite geschoben, aus dem Fenster geguckt. «I can still feel the breeze that rustles through the trees» … Trockne gerade die Tränen mit den Vorhängen. Sind nun schwarz. Weil: Mascara.

Was soll ich sagen. Habe eben ein Oldschool-Herz. Und es tut gerade verdammt gut, mich selber deswegen zu bemitleiden. Habe ja nach einer einjährigen Pause wieder diesen bärtigen Ossobuco-Typen getroffen. Riesenfehler. Wir trafen uns ganz spontan. Nach einigen Gläsern Wein. Da fand ich es ja noch eine gute Idee. Nach all den Treffen im letzten Jahr, den intensiven Gesprächen. War auch dieses mal wieder schön. Für den Moment. Für die eine Nacht. Tags darauf dann mehr so: «Oopsie.» Ungutes Gefühl.

Weil: Oldschool-Herz. Gefühle wieder aufkommen. Und wir früher oder später wieder an demselben Punkt landen werden: Mir bedeutet's was, ihm irgendwie auch, irgendwie aber doch zu wenig.

Und so war's dann eben auch. Die Gefühle gingen ja nie weg. Hätten sie aber sollen. Und statt dann einfach mal zu chillen, und zu gucken «wie das sich dann eben so entwickelt», wie er es eben wollte, wollte ich dann eben gleich alles oder eben gar nichts mehr. Klartext. Jetzt gleich.

Und dann habe ich in etwa alles falsch gemacht, was man eben hätte nicht tun sollen. Das wäre dann in etwa meine Verbocktheitsliste:

  • Viel zu ungeduldig. Ich habe keine Zeit, Däumchen zu drehen, mit Gänseblümchen das «Er liebt mich, er liebt mich nicht»-Spielchen zu spielen.
  • Viel zu impulsiv. Und zu ehrlich. Vulkanmässig.
  • Viel zu sentimental.
  • Irgendwann wird mir dann einfach alles Wurscht.

So. Aber das ist passé. Das mit dem Liebeskummer. Alles ausgeweint. Alles wieder gut! Nun wünschte ich, ich hätte ganz gelassen reagiert. Mich zurückgelehnt und mit Strohhalm im Mund so mal eben lässig gesagt: «Alles cool. Lass ma' chillen. nEvEr ExPeCt AnYtHiNg FrOm AnYoNe» und so.

Lebe jetzt wieder mein Päpstinnending. Zö-li-ba-tär. Döner gibt's auch wieder mit Extrazwiebeln. Schaue viele Büsi-Videos auf Youtube. Gehe ein wenig Bäume umarmen.

Bin aber trotzdem wieder auf Tinder. Nur, um zu gucken. Kann ja nicht schaden. Umhauen kann mich jetzt sowieso nichts mehr. Ausser eine ordentliche Ladung Pfizer.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 26.06.2021, 11:15 Uhr

    Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
    Die hat einen andern erwählt;
    Der andre liebt eine andre,
    Und hat sich mit dieser vermählt.

    Das Mädchen nimmt aus Ärger
    Den ersten besten Mann,
    Der ihr in den Weg gelaufen;
    Der Jüngling ist übel dran.

    Es ist eine alte Geschichte,
    Doch bleibt sie immer neu;
    Und wem sie just passieret,
    Der macht im Netz ein Geschrei.

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