Zwischenfazit nach 100 Tagen

Neue E-Busse der VBL: Holprig, aber sonst gut in Fahrt

Andreas Zemp vor einem der drei neuen Elektrobusse der VBL. (Bild: ewi) (Bild: ewi)

Die neuen Elektrobusse der VBL kurven seit hundert Tagen durch die Strassen Luzerns. Das erste Fazit ist positiv. Die Fahrt in den neuen Bussen ist manchmal aber noch ziemlich ruppig.

Bestimmt sind dir die neuen Busse der VBL auch schon aufgefallen. Schliesslich ist bei den Bussen das vertraute blau-weisse Design um einige orange Farbtupfer ergänzt worden. Einer der drei neuen Busse ist sogar in lauter Kinderzeichnungen gehüllt. Das Ziel ist klar: Die Busse sollen auffallen.

Für die VBL sind sie denn auch ein Quantensprung. Es sind die ersten Elektrobusse, die auf dem VBL-Netz unterwegs sind. Im Rahmen eines Pilotprojekts verkehren sie seit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember auf der Buslinie 10 am Gütsch (zentralplus berichtete). Am Donnerstag sind die Busse genau seit hundert Tagen in Betrieb.

Positives Zwischenfazit

Für die VBL sind die drei neuen Busse offensichtlich eine grosse Sache. Die Busse wurden im Dezember mit viel Tamtam eingeweiht. Und auch um die erste Zwischenbilanz zu präsentieren, scheuten die Verkehrsbetriebe weder Kosten noch Mühen. So lud das Unternehmen Gäste aus Wirtschaft und Politik zu einem grossen Apéro ein, um über die ersten Erfahrungen mit den neuen Bussen zu berichten.

Diese seien rundum positiv, wie Andreas Zemp, Leiter für Technik und Infrastruktur bei der VBL, dem Publikum erklärte. «Wir können wirklich von einem stabilen und zuverlässigen Betrieb sprechen», sagte Zemp. Die Reichweite der Elektrobatterie sei gut, die Ladevorgänge klappen einwandfrei. Mögliche Bedenken zur Leistung und «Ausdauer» der Busse seien demnach unbegründet.

Positiv seien auch die bisherigen Rückmeldungen der Buschauffeurinnen sowie der Passagiere. «Unsere Fahrgäste sind zufrieden, der Komfort wird geschätzt», betonte Andreas Zemp.

Holprige Fahrt in den neuen Bussen

Kritische Rückmeldungen vonseiten der Passagiere seien ihm keine bekannt. Diese gibt es jedoch, wie eine kleine Umfrage auf der Redaktion zeigt. So beobachtete ein Kollege eine Reklamation eines älteren Herren, der sich vehement über das Geräusch des Elektromotors beschwerte. Während eines Selbsttests zeigt sich weiter, dass beim Fahrstil der Buschauffeure durchaus noch Luft nach oben besteht.

Nicht alle Chauffeure scheinen sich mit dem neuen Fahrzeug schon genügend vertraut gemacht zu haben. So ist die Fahrt auf der Linie 10 teilweise ziemlich ruppig. Die Chauffeure bremsen abrupt ab und fahren manchmal ebenso «sportlich» wieder los. Gerade für die stehenden Passagiere ist das nicht ganz ungefährlich.

Andreas Zemp kann diese Erfahrung nachvollziehen. Das Problem ist, dass der Bus automatisch bremst, sobald die Fahrerin den Fuss vom Gaspedal nehme. Das sei anders als bei den anderen Bussen. Zwar hätten alle Chauffeure der Linie 10 vor ihrem ersten Einsatz eine Schulung mit dem neuen Bus erhalten. Eine einmalige Schulung reiche aber noch nicht: «Die Fahrer sammeln die nötige Erfahrung auf der Strecke», sagt Zemp. Learning by Doing, ist offenbar das Motto.

Strom für vierzig Autos

Nicht nur die Fahrerinnen, sondern auch die VBL sammelt derzeit reichlich Erfahrungen mit den neuen Bussen. Zum Beispiel beim Laden der Busse. Dies ist sowohl eine technische als auch eine logistische Herausforderung. Eine technische, weil die Ladestationen viel Strom beanspruchen. Sehr viel Strom. Das Laden eines Busses braucht so viel Leistung, wie wenn rund 40 Autos gleichzeitig geladen würden. Rund drei Stunden braucht es, um die Batterie bei voller Leistung der Ladestation komplett zu laden.

Die Ladestation zeigt: hier wird der Bus mit einer geballten Leistung Energie aufgeladen. (Bild: ewi)

Für die VBL hat sich für diese Herausforderung eine praktische Lösung ergeben. Gleich vor dem VBL-Depot an der Bürgenstrasse, wo die Busse aufgeladen werden, befindet sich eine Trafostation. Über diese bezieht das Unternehmen den Strom für die Busse. Dabei handelt es sich um ökologisch zertifizierten Strom der EWL.

Logistische Herausforderung

Eine logistische Herausforderung ist das Laden, weil die Leistung der Batterie nicht für einen ganzen Tag reicht. Die Busse starten am Morgen, nachdem sie in der Nacht während vier bis fünf Stunden geladen wurden, mit voller Batterie in den Tag. Während des Tages, ausserhalb der Stosszeiten, fahren die Busse einzeln zurück ins Depot und werden dort ein zweites Mal aufgeladen.

Dieser Kniff in der Logistik sei der Grund, warum das Pilotprojekt auf der Linie 10 stattfinde, wie Andreas Zemp erklärt. Dank des gestaffelten Ladens der Busse und des Fahrplans der Linie 10 sei es möglich, den Betrieb den ganzen Tag aufrecht zu erhalten – ohne zusätzliche Dieselbusse einzusetzen oder gar einen vierten Elektrobus kaufen zu müssen.

Der neue Bus fällt mit dem vielen Orange auf. (Bild: ewi)

Das stimmt zwar nicht ganz. Denn ab 20 Uhr werden die Buslinien 10 und 11 zusammengeschlossen. Und weil die Elektrobusse mit ihren 12 Metern Länge zu gross sind für die Strassen auf der Linie 11, fahren am Abend dann doch wieder Dieselbusse auf der Strecke. Weil die Linie 10 ansonsten aber ideal geeignet sei für das Pilotprojekt, müsse die VBL diesen Makel nun mal in Kauf nehmen, wie Andreas Zemp sagt.

Vielleicht sei es mit baulichen Massnahmen an der Strasse möglich, auch die Buslinie 11 tauglich für die E-Busse zu machen. Und längerfristig müsse das Ziel sein, dass die Batterie der Busse für einen ganzen Tag ausreicht. «Doch das ist alles Zukunftsmusik», ergänzt Zemp. Zuerst wird die VBL nun weitere Erfahrungen mit den neuen Bussen sammeln – in verschiedensten Belangen.

Verwendete Quellen
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