Sieben Punkte, die du wissen musst

Vor Feiertags-Hattrick: So meidest du das Velo-Chaos in der Bahn

Damit die Reise mit dem Velo im Zug entspannt verläuft, solltest du einige Punkte beachten. (Bild: SBB / Claudia Link)

Die langen Wochenenden im Mai und Juni eignen sich bestens für eine Fahrradtour. Doch bei der Anreise mit dem Zug gibt es einiges zu beachten – sonst wirst du womöglich mit dem Velo auf dem Perron stehen gelassen.

Velofahren boomt in der Schweiz – spätestens seit der Coronapandemie so richtig (zentralplus berichtete). Hoch im Kurs stehen bei Velofahrern nebst den Sommerferien auch die langen Wochenenden im Frühsommer – sprich Auffahrt, Pfingsten und Fronleichnam. Das Wetter ist angenehm, nicht zu heiss, aber auch nicht zu kalt, und die Natur lockt mit ihrer vollen Blütenpracht.

Wer die Brücke macht und somit vier freie Tage hat, kann auch gut etwas weiter verreisen und das Velo im Zug mitnehmen: Ein Angebot, das gerne genutzt wird. Die Zahlen der SBB zeigen, dass immer mehr Personen mit dem Velo im Zug reisen. Seit 2018 ist die Anzahl der verkauften Velotageskarten von rund 300'000 auf 420'000 im Jahr 2022 angestiegen.

Die SBB-Medienstelle bestätigt auf Anfrage: «Grundsätzlich reisen unsere Kundinnen an den Feiertagswochenenden am meisten mit dem Velo im Zug.» Wer an Auffahrt oder Pfingsten mit dem Velo in der Bahn reist, ist also bestimmt nicht alleine. Das bringt auch Nachteile mit sich: volle Veloabteile, kompliziertes Ein- und Ausladen sowie Stress mit anderen Passagieren.

Damit du stressfrei mit dem Velo in die Feiertage fahren kannst, solltest du folgende sieben Punkte beachten:

1. Muss ich den Platz fürs Velo reservieren?

Grundsätzlich gilt: Erscheint im Onlinefahrplan ein Symbol «Veloreservierung», braucht es eine Reservation. Davon sind die Intercityzüge im Schweizer Zugnetz betroffen. Auf folgenden Strecken musst du zwischen 21. März und 31. Oktober einen Platz für dein Velo reservieren:

  • Falls du von Zug oder Luzern durch den neuen Gotthard-Basistunnel ins Tessin willst. Die Strecke ab Luzern ins Tessin ist gemäss Veloreservationen eine der beliebtesten Zugstrecken für Velofahrerinnen.
  • Für deinen Ausflug in die Westschweiz: Für den Zug zwischen Rorschach und Genf sowie den Intercity zwischen Basel und Biel besteht ebenfalls eine Pflicht, einen Veloplatz zu reservieren.
  • Auf allen weiteren Intercityzügen, zum Beispiel auf dem Weg in Richtung Graubünden oder ins Wallis, besteht von Freitag bis Sonntag sowie an allen Feiertagen eine Reservationspflicht. Gerade bei den Strecken nach Chur und Brig handelt es sich ebenfalls um beliebte Velo-Zug-Strecken.
  • Willst du mit dem Velo im Zug ins Ausland, musst du immer einen Platz für dein Velo reservieren. Diese Reservationspflicht gilt das gaze Jahr.

2. Wo muss ich nicht reservieren?

Im Regionalverkehr sowie auf den Interregiozügen kannst du Velos ohne Reservation transportieren. Von Luzern kommst du zum Beispiel mit dem Zug nach Bern, Basel, Zürich oder Locarno, ohne einen Platz zu reservieren. Auch von Zug gelangst du ohne Veloreservation problemlos nach Zürich oder Bellinzona.

3. Was ist, wenn mein reservierter Platz besetzt ist?

Keine schöne Vorstellung: Nach einer anstrengenden Velotour willst du nur noch nach Hause und unter die Dusche. Vorbildlich hast du einen Veloplatz im Zug reserviert – doch er ist schon besetzt. Was tun?

Die SBB raten: «Am besten suchen Sie die Person, die das Velo besitzt, und sprechen sie darauf an. Unser Personal hilft Ihnen gerne dabei, es ist jedoch gerade an Tagen mit hoher Nachfrage nicht möglich, dass die Kundenbegleiterinnen überall sein können.» Die Züge seien bis zu 400 Meter lang, doppelstöckig und würden lediglich von zwei Personen begleitet. Die entsprechende Person zu finden, dürfte unter diesen Umständen nicht ganz einfach werden.

4. Was ist, wenn ich nicht reserviert habe?

Manche dürften folgendes Szenario kennen: Man steigt nichtsahnend und ohne Veloreservation in den Zug. Darf man das? Oder macht man sich unabsichtlich sogar strafbar?

Wenn es genügend Platz hat, ist das kein Problem. Merkt es die Zugbegleiterin, ist allerdings ein Zuschlag von zehn Franken fällig. Problematisch wird es, wenn der Platz im Anschluss benötigt wird. «Sollte der Veloplatz von einer Kundin oder einem Kunden mit Velo benötigt werden, dann müssten Sie den Zug verlassen», schreibt die SBB-Medienstelle.

5. Kein Platz mehr – doch ich fahre trotzdem mit

Auch diese Variante ist nicht unwahrscheinlich: Du willst mit dem Velo in den Zug steigen, doch es hat keinen Platz mehr. Das ist dem Autor schon persönlich passiert – natürlich an einem Sonntag am Ende eines wunderschönen Auffahrtswochenendes. «Irgendwie quetsche ich mein Velo da schon rein», dachte ich mir. Damit löste ich leider einen halben Nervenzusammenbruch bei der Person aus, die den Veloplatz offiziell reserviert hatte.

Natürlich war diese Person im Recht. Irgendwie arrangierten wir uns mit unseren überzähligen Velos aber doch. Hätte ich also ernsthaft auf die Mitfahrt verzichten sollen? Ja: «Wenn der Zug ausgebucht ist respektive wenn alle Veloplätze belegt sind, können keine weiteren Kundinnen mit Velo befördert werden», heisst es bei der SBB.

6. Warum stellen die SBB nicht mehr Plätze zur Verfügung?

Die SBB haben die Problematik der teils zu wenigen Veloplätze in den Zügen erkannt und bauen die Kapazitäten sukzessive aus. Rund 500 zusätzliche Veloplätze werden so in den nächsten Jahren geschaffen. Bis 2026 gibt es allein in den Intercityzügen, in denen die Veloplätze besonders rar sind, 300 neue Plätze. Diese Züge fahren ab Luzern und Zug regelmässig ins Tessin und sind an den Feiertagswochenenden besonders ausgelastet.

Auch der Eurocityzug, der unter anderem zwischen der Zentralschweiz und dem Tessin unterwegs ist, erhält deutlich mehr Veloplätze. Und in den klassischen Doppelstockzügen, die fast auf dem ganzen Netz der SBB fahren, entstehen neu sogenannte «Multifunktionszonen». Mit diesen schaffen die SBB weitere 80 neue Veloplätze.

Zudem hat das Unternehmen 2022 zusätzliches Personal beschäftigt, um chaotische Situationen mit Velos in Zügen zu vermeiden. In rund 1'000 Zügen während der Sommermonate fuhr mehr Personal mit, um die Passagiere beim Verladen der Velos zu unterstützen. Ein Aufwand, der sich offenbar gelohnt hat: Auch 2023 wird zu diesem Zweck zusätzliches Personal beschäftigt.

7. Trick 77: Ich miete ein Velo

Wer sich nicht mit solchen Problemen rumschlagen, aber dennoch auf eine Velotour möchte, hat weitere Optionen: entweder das Velo als Gepäckstück aufgeben oder im Bahnhof am Ende der Zugreise ein Velo mieten. An über 20 SBB-Bahnhöfen können Mietvelos ausgeliehen werden. Das Beste daran: Du kannst das Velo auch an einem anderen Bahnhof abgeben, falls deine Velotour nicht am selben Ort endet, wo sie begonnen hat.

Hinweis: Dies ist ein Archiv-Artikel, der erstmals an Ostern 2022 erschienen ist. Er wurde für die erneute Publikation mit einigen Ergänzungen aktualisiert.

Verwendete Quellen
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Beat
    Beat, 17.05.2023, 15:07 Uhr

    Sehe ich das Richtig…. Velo reinstellen und so tun wie wenn es mir nicht gehört. Am ziel aussteigen und gut ists. Natürlich das velo-ticket gelöst, damit beim aussteigen nix passiert.

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  • Profilfoto von Steinhauser
    Steinhauser, 17.05.2023, 13:59 Uhr

    Leider enthält der Artikel einige Fehler in der Recherche. Die Veloreservation in den IC Zügen ist auch am Freitag Pflicht. Und, auf Eurocityzügen ist die Velomitnahme innerhalb der Schweiz nicht möglich.

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    • Profilfoto von Redaktion zentralplus
      Redaktion zentralplus, 17.05.2023, 14:59 Uhr

      Sie haben recht: Wir haben den Fehler korrigiert.

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  • Profilfoto von Alois Iten
    Alois Iten, 15.06.2022, 14:29 Uhr

    Ich habe einen spannenden Artikel über den Wohnungsmarkt in Wien gelesen: https://www.spiegel.de/ausland/bezahlbares-wohnen-wie-wien-zum-groessten-vermieter-europas-wurde-a-7b980817-c992-450f-8263-8372ccbb5dba?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

    Warum macht man das nicht in Zug? Welche Fehler wurden hier begangen und warum ist es schwierig, in Zug eine Wohnung zu finden?

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