Weniger Unfälle mit E-Bikes

Können E-Bike-Fahrer plötzlich besser Velo fahren?

Im vergangenen Jahr gab es weniger Unfälle mit E-Bikes als noch 2022. (Bild: Symbolbild zvg)

Neue Zahlen zeigen: 2023 gab es in den Kantonen Zug und Luzern weniger Unfälle mit Elektrovelos als noch im Vorjahr. Es ist das erste Mal, dass die Anzahl Unfälle in beiden Kantonen gleichzeitig abnimmt.

Unfälle mit E-Bikes haben abgenommen. Das zeigen die kürzlich veröffentlichten Statistiken der Kantonspolizei Luzern sowie von der Zuger Polizei. 2023 gab es in beiden Kantonen weniger Unfälle mit Elektrovelos als noch 2022. Ungewöhnlich dabei: Die Anzahl solcher Unglücke hat in den vergangenen Jahren fast nur zugenommen. Kann nun also von einer Trendwende gesprochen werden? Oder, provokanter gefragt: Können E-Bike-Fahrer plötzlich besser Velo fahren?

Weniger Anfänger unterwegs

Bruno Ruegge, Geschäftsleiter von Pro Velo Luzern, erklärt im Gespräch mit zentralplus den Rückgang der Unfallzahlen vor allem dadurch, dass weniger Neulenker unterwegs seien. Die immer grössere Verbreitung von E-Bikes habe es zur Folge, dass immer weniger Personen zum ersten Mal eine Runde auf einem elektrifizierten Drahtesel machen würden.

Neulenker liefen öfter Gefahr, in Unfälle verwickelt zu werden. Als besonders gefährdet für Unfälle sieht Ruegge aber jene Radler, die beispielsweise 20 Jahre lang nicht auf einem Velo gesessen sind und sich dann mit einem E-Bike überschätzen – obwohl die Feinmotorik und Gelenkigkeit vielleicht nicht mehr wie früher ist. Ruegge sagt auch klar: «Mehr Übung heisst mehr Sicherheit in Alltagssituationen.»

Ruegge schränkt seine Ausführungen aber klar ein. Die Erklärungsansätze für die Entwicklung der Unfallzahlen seien nur Hypothesen, da die Statistiken keine Aufschlüsselung zu den Umständen der Unfälle zuliessen.

In einem Punkt ist sich Ruegge dennoch sicher. An den Sicherheitskursen für E-Biker, die Pro Velo Luzern anbietet, könne der Rückgang an Unfällen nicht liegen. In diesen werden grundlegende Manöver in praktischen Übungen trainiert. Die Besucherzahlen seien unbefriedigend – jeweils vier bis fünf Personen. Und zudem würden nicht jene den Kurs besuchen, die eigentlich besonders durch Unfälle gefährdet seien.

Jene, die sich mit E-Bikes überschätzten, würden auch nicht glauben, dass ihnen ein Kurs nützen könnte. Was dazu komme: wer sich im Frühling ein E-Bike zulege, werde im Juni nicht mehr dran denken, einen Kurs zu besuchen. Da meinten die meisten ihr Gerät schon zu beherrschen, gibt Ruegge zu bedenken. Dennoch will Pro Velo Luzern die Kurse weiterhin anbieten. Insbesondere aufgrund der laut Ruegge sehr positiven Rückmeldungen der Teilnehmer.

Zuger Polizei sensibilisiert auf sozialen Medien

Auch die Zuger Polizei ist vorsichtig in der Deutung ihrer Statistik. Auf Anfrage von zentralplus sagt Melanie Merten von der Medienstelle der Zuger Polizei, die leicht tieferen Zahlen im Kanton Zug seien wahrscheinlich auf die verstärkte Präventionsarbeit zurückzuführen.

Zu dieser Präventionsarbeit zählt Mertens Kurse, die die Polizei in Zusammenarbeit mit Pro-Senectute und dem TCS anbietet. Die Sicherheitskurse finden viermal im Jahr statt, sind ein Angebot explizit für E-Bike-Fahrer und richten sich an Personen über 60 Jahren. Im Gegensatz zu den Kursen von Pro Velo Luzern sind die Kurse der Zuger Polizei laut der Pressestelle aber sehr gut besucht. Weiter nutze die Zuger Polizei die sozialen Medien aktiv, um die Bevölkerung zu Themen rund ums Velo zu sensibilisieren. Letztlich biete die Polizei auch Referate zum Thema E-Bike an, in welchen sie auf die häufigsten Unfallursachen aufmerksam machen und erklären, wie man Unfälle verhindern kann.

Auf Rückgang folgte ein Anstieg

Von einer Trendwende will Merten nicht sprechen. Die Zahlen im Kanton Zug sind in der Tat auch nicht von frappanten Unterschieden zwischen den Jahren geprägt. Waren es 2022 noch 50 Unfälle mit E-Bikes, sank die Zahl 2023 auf 48.

Doch wie die Zahlen auch ausgelegt werden wollen: Die Zuger Polizei glaubt an ihre vorbeugenden Massnahmen und will ihr Angebot für E-Biker weiter aufrechterhalten.

Auch Bruno Ruegge von Pro Velo Luzern will von keiner Trendwende sprechen. Denn bereits vor drei Jahren gab es einen minimalen Rückgang der Unfälle mit E-Bikes, woraufhin sie wieder anstiegen. Es scheint also weiterhin Vorsicht geboten zu sein, wenn unter dem Sattel zwischen den Pedalen noch eine Batterie ist.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Gespräch mit Bruno Ruegge, Geschäftsleiter Pro Velo Luzern
  • Telefonisches Gespräch mit Melanie Merten, Mediensprecherin der Zuger Polizei
  • Jahresstatistik 2023 Kantonspolizei Luzern
  • Jahresstatistik 2023 Zuger Polizei
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Jolanda
    Jolanda, 05.04.2024, 10:56 Uhr

    Ein Rückgang von Unfällen ist immer toll. Meiner Meinung nach ist dieser Rückgang eher denen zu verdanken die aufpassen das nichts passiert. Die wurden über die Jahre nämlich auch sensibilisiert. Die E-Biker sind schon ziemlich oft sehr rücksichtslos und fahren einfach, machen keinen Platz oder wissen nicht wie Geschwindigkeit und Bremsweg im Zusammenhang stehen. Wer ein 45km/h bike fährt sollte zusätzlich einen Kurs dafür machen müssen.
    Ich fahre täglich zwischen 20 und 30km ohne E-Bike und seit etwa 10 Jahren wird es vor allem in der wärmeren Zeit immer schlimmer von A nach B zu kommen ohne Zwischenfälle. Und wer keinen Velohelm oder Licht hat sollte zusätzlich so hoch gebüsst werden, dass dies sofort ein Ende nimmt. Wir alle wollen ja nur sicher zum Ziel gelangen. Nehmt doch einfach Rücksicht auf die Anderen und wenn jemand mal abbremsen muss, ist das kein Weltuntergang.

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