Neue Details zum Zimmerberg-Basistunnel 2

Baar wird bald zum 13. Kreis von Zürich

Vom Bahnhof Baar gelangt man künftig innert 15 Minuten und ohne Zwischenhalt an den HB Zürich. (Bild: Andreas Busslinger)

Die Planung für den Zimmerberg-Basistunnel 2 schreitet voran. Die SBB haben neue Details zum Projekt veröffentlicht. Der gesamten Region Zug stehen grosse Umwälzungen bevor.

Zwischen der Innerschweiz und Zürich herrscht eine ewige Rivalität. Wir alle in Zug und Luzern haben uns wohl viele Male über «Tsüri» lustig gemacht, im Wissen, dass wir trotzdem immer im Schatten der grössten Schweizer Stadt stehen werden.

Doch die Rivalität zwischen der Zentralschweiz und Zürich wird zunehmend obsolet. Spätestens mit dem Ausbauschritt 2035 der SBB rücken die beiden Regionen näher zusammen denn je (zentralplus berichtete). Denn ein Schwerpunkt dieses Ausbauschritts betrifft die Achse Luzern-Zug-Zürich. Und das Kernstück dieser Achse ist der Zimmerberg-Basistunnel 2 (ZBT 2). Am Mittwoch haben die SBB neue Details zum Projekt bekanntgegeben.

Viertlängster Tunnel der Schweiz

So ist nun die Linienführung des neuen Tunnels bekannt. Von Zürich aus kommend schliesst der neue Tunnel direkt am bestehenden ZBT 1 an, der Zürich mit Thalwil verbindet. Auf der Höhe Thalwil unterquert der ZBT 2 den Zürcher Zimmerberg und kommt im Gebiet Litti im Nordosten der Gemeinde Baar wieder aus dem Boden raus.

Der neue Tunnel hat eine Länge von 10,8 Kilometern. Gemeinsam mit dem bestehenden ZBT 1-Tunnel ergibt das eine zusammenhängende Tunnellänge von rund 19,2 Kilometern. Der viertlängste Tunnel der Schweiz. Kostenpunkt: rund 1,4 Milliarden Franken.

Wer in Zukunft von der Region Zug nach Zürich fährt, braucht keinen Umweg mehr über Thalwil zu machen. Ab Baar fahren die Passagiere nun direkt und ohne Zwischenhalt in einem rund 20 Kilometer langen Tunnel direkt in die grösste Stadt der Schweiz. Damit wollen die SBB auf der Achse Luzern-Zürich bis ins Jahr 2050 50 Prozent mehr Passagiere befördern.

So sieht die neue Verbindung zwischen Zürich und Baar aus. Der neue ZBT 2 (rot), der bestehende ZBT 1 (grün) sowie die bisherige Strecke von Baar nach Thalwil (schwarz).

Das reduziert die Fahrzeiten zwischen Baar und Zürich massiv (siehe Box am Ende des Artikels). Statt wie bisher 23 Minuten benötigt der Zug in Zukunft nur noch deren 15. Die Fahrzeit verkürzt sich also um rund ein Drittel.

Das schliesst die Gemeinde Baar ganz nahe an Zürich an. So nahe, dass der zuständige Projektstudienleiter der SBB, Christoph Fessler, Baar als den neusten Zürcher Kreis bezeichnete. Nicht zu Unrecht, zumal man von Baar mit dem ÖV künftig schneller am HB Zürich ist als von Albisrieden oder vom Höngg.

SBB planen Landschaftsgestaltung in Litti

Ein Projekt dieser Dimension ist auch immer mit riesigen Bauarbeiten verbunden. Davon ist die Wohnbevölkerung in der Regel stark betroffen. Bestes Beispiel dafür ist der Bau des Durchgangsbahnhofs Luzern. Die Bauarbeiten wurden von den SBB jüngst als «Operation am offenen Herzen» bezeichnet. Was droht nun also der Gemeinde Baar, von wo aus die Bohrarbeiten für den Tunnel beginnen?

Gar nicht so viel, wie Gesamtprojektleiter Thomas Schweizer erklärt: «Der gesamte Werkverkehr wird über die Autobahn gelenkt. Die Gemeinde selbst wird davon wenig mitbekommen.»

Allerdings trifft das nicht auf das gesamte Gemeindegebiet zu. Denn im Gebiet Litti bauen die SBB zwei Tunnelportale. Von hier aus finden die Bohrarbeiten statt. Und hier werden die Züge künftig in den beiden Tunnelröhren verschwinden, respektive daraus hervorschiessen. Dieses Gebiet steht darum vor grossen Umwälzungen.

Der Verkehr ist schon heute ein prägendes Element des Gebiets Litti. Mit den Bauarbeiten für den ZBT 2 steht das Gebiet vor weiteren, grossen Umwälzungen.

«Das Gebiet Litti wird während zwei bis drei Jahren stark durch die Bauarbeiten betroffen sein», bestätigt Projektleiter Schweizer. «Darum ist es für uns sehr wichtig, die dortige Bevölkerung früh zu informieren und ihre Bedürfnisse abzuholen.» Dies hätten die SBB im Februar gemacht. Und sie brachten dabei ein verlockendes Angebot an den Verhandlungstisch.

«Natürlich haben die Anwohner keine Freude an den Bauarbeiten. Aber sie sehen die Vorteile, die sich daraus für sie ergeben.»

Thomas Schweizer, Gesamtprojektleiter ZBT 2

Denn das Bahnunternehmen plant, das gesamte Aushubmaterial vor Ort zu deponieren. Das klingt zwar im ersten Moment so, als wolle die SBB ihren «Abfall» ohne grossen Aufwand im Litti loswerden.

Doch Thomas Schweizer bekräftigt: «Das ist wirklich eine Chance. Mit dem Material können wir die dortige Landschaft neu und für die Landwirtschaft attraktiver gestalten. Wir können die Autobahn und die Bahnlinie überdecken und so zum Lärmschutz beitragen. Und in Zusammenarbeit mit dem Kanton Zug können wir Bäche renaturieren.»

Neuer Tunnel ist für Luzern entscheidend

Die betroffenen Anwohner hätten positiv auf die Ideen des Projektteams reagiert, berichtet Schweizer weiter. «Natürlich haben sie keine Freude an den Bauarbeiten. Aber sie sehen auch die Vorteile, die sich für sie daraus ergeben.»

Das dürfte nicht zuletzt auch an unserer Kultur liegen, wie Schweizer ergänzt: «Als Eisenbahnvolk ist das Verständnis für solche Projekte in der Schweiz riesig. Wir haben sehr viel Goodwill.»

«Der Zimmerberg-Basistunnel 2 ist die Grundvoraussetzung für den Durchgangsbahnhof Luzern.»

Christoph Fessler, Studienleiter ZBT 2

Dass die SBB den ZBT 2 wie geplant bauen kann, ist nicht nur für die Region Zug von grosser Bedeutung. Auch Luzern ist auf den Bau des neuen Tunnels angewiesen.

Studienleiter Christoph Fessler sagt es so: «Der ZBT 2 ist die Grundvoraussetzung für den Durchgangsbahnhof Luzern.» Denn er behebe die Engpässe auf der Verbindung Luzern-Zürich rund um die Region Thalwil. Oder in anderen Worten: Damit der Durchgangsbahnhof Luzern (DBL) künftig überhaupt seine volle Wirkung erzielen kann, ist der Bau des Zimmerberg-Basistunnels entscheidend.

Das Tunnelprojekt ist dem DBL darum zeitlich vorgelagert. 2026 soll das Projekt öffentlich aufliegen. Mit den Bauarbeiten wollen die SBB dann 2029 beginnen. Die neue Strecke will sie 2037 und somit drei Jahre vor dem DBL in Betrieb nehmen.

So ändert sich das Angebot der SBB mit dem ZBT 2

Mit dem Bau des neuen Tunnels sind verschiedene Bahninfrastruktur-Projekte in Zug und Luzern verbunden. Die Bahnhöfe in Baar, Zug, Cham, Rotkreuz und Ebikon werden dazu ausgebaut. Zwischen Baar und Zug gibt es zudem ein drittes Gleis, um die Kapazität zu erhöhen. Das wirkt sich aufs Angebot der SBB aus:

  • Ein Regio-Express im Viertelstunden-Takt verbindet Zürich mit Rotkreuz. Der Zug hält in Baar und Zug und jede halbe Stunde in Cham. Von Rotkreuz fährt der Regio-Express halbstündlich nach Luzern weiter.
  • Der bisherige Interregio Luzern-Zürich fährt weiterhin halbstündlich, er hält allerdings nicht mehr in Baar und Rotkreuz. Das verkürzt die Reisezeit zwischen Luzern, Zug und Zürich deutlich.
  • Auch der Halt des Interregio in Thalwil entfällt. Von Zug und Luzern aus muss man künftig am Bahnhof Zürich kehren, um nach Graubünden zu fahren.
  • Die S2 zwischen Altdorf und Baar Lindenpark verkehrt künftig bis nach Baar.
  • Die neuen Verbindungen zwischen Zug, Cham und Baar werden die Zuger Stadtbahn entlasten.
Verwendete Quellen
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