Baum am Schweizerhofquai kippte einfach um

Rosskastanien-Umsturz: Ist der Klimawandel schuld?

Der Grund für den Umsturz der Rosskastanie am Schweizerhofquai ist ein Pilzbefall an den Wurzeln. (Bild: Emanuel Ammon / Aura)

Am Schweizerhofquai in Luzern ist am Samstag eine alte Rosskastanie umgestürzt. Wie konnte das passieren? zentralplus begibt sich auf Spurensuche.

An warmen Sonntagen stehen am Ufer des Vierwaldstättersees die Spaziergängerinnen am Schweizerhofquai Schlange. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn die Krone der Rosskastanie – die letzten Samstag plötzlich umkippte – an einem solchen Tag abgebrochen wäre (zentralplus berichtete).

Noch im letzten Herbst wurden alle Stadtbäume auf ihren Zustand überprüft. Die Stadt beschloss daraufhin, 128 Allee- und Parkbäume aus Sicherheitsgründen zu fällen. Besagter Kastanienbaum am Quai war nicht darunter.

Wurzeln von Pilz befallen – Stadt Luzern merkte nichts

«Massnahmen waren keine vorgesehen», räumt Fritz Bächle, stellvertretender Leiter der Stadtgärtnerei Stadtgrün, auf Anfrage ein. Zuletzt haben seine Mitarbeiter im Herbst 2020 gewisse Schnitte in der Krone vorgenommen, um den Baum von Gewicht zu entlasten.

«Aufgrund des Asphalts rundum können Wurzeln nicht gut kontrolliert werden.»

Fritz Bächle, stellvertretender Leiter der Stadtgärtnerei

Erst mit dem Vorfall von Samstagnacht trat das Problem zutage: «Das Wurzelwerk ist von einem Pilz befallen, der Wurzelballen mit den intakten Wurzeln war leider nur noch relativ klein, die Baumkrone ist sehr ausladend in Richtung See», schreibt Bächle.

Wie sicher ist ein Spaziergang am Schweizerhofquai?

Warum hat die Stadtgärtnerei dies bei der letzten Kontrolle nicht bemerkt? «Aufgrund des Asphalts rundum können Wurzeln nicht gut kontrolliert werden», erklärt Bächle. Das Freilegen der Wurzeln sei nicht so einfach, weil bei der besagten Kastanie ein kompakter Wurzelballen war, unter den man nicht habe schauen können.

Nach diesen Ausführungen stellt sich die Frage: Müsste der Quai sicherheitshalber gesperrt werden, um die Sicherheit der Passantinnen zu gewährleisten? Bächle glaubt nicht, dass das nötig sein wird. «Weitere Umstürze sind nicht absehbar», meint er. «Den Quai zu sperren, erachten wir zum jetzigen Zeitpunkt als unverhältnismässig.»

Klimawandel macht den Bäumen der Stadt Luzern zu schaffen

Könnte der Vorfall am Schweizerhofquai mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehen? Fritz Bächle verneint dies. Es ist aber bekannt, dass die hohen Temperaturen im Sommer den Bäumen zu schaffen machen. Auf Stadtgebiet müssen 24 Eschen und acht grosse Ulmen ersetzt werden, weil beide Baumarten mit Welkepilzen befallen sind. «Es ist zu vermuten, dass der heisse Sommer nun zum Absterben geführt hat», schrieb die Stadt im Herbst in einer Medienmitteilung.

Die Rosskastanien am Schweizerhofquai stehen unter Schutz. Seit 1844 säumen diese Bäume in einer Allee den Schweizerhofquai. Jeder zehnte Stadtbaum gehört zu dieser Art (zentralplus berichtete). Allerdings: Das Klima in der Stadt Luzern wird wärmer und trockener. Das geht aus dem Klimabericht 2022 klar hervor. «Bei Neupflanzungen schauen wir deshalb zwingend auf Baumarten, die mit diesem Klima zurechtkommen», sagte Bächle letzten November gegenüber der «Luzerner Zeitung». In Parkanlagen würde weiter auf einheimische Sorten gesetzt. «Exponiert in der Innenstadt setzen wir vermehrt auf südländische Arten.»

Luzern testet Methode, um Bäume vor Klimawandel zu schützen

Das Problem bei Stadtbäumen ist es oft, dass das Niederschlagswasser kaum zu den Wurzeln gelangt. Das liegt nicht nur am Klimawandel, sondern auch an den modernen Bautechniken, die Wasser sehr effektiv ableiten, anstatt es zu den Baumstandorten hinzuleiten.

Am Ende der Hertensteinstrasse – zwischen der Käserei Barmettler und der Bachmann-Filiale – testet die Stadt deshalb eine neue Methode der Anpflanzung. Verlegt wurde ein Granitsplitt-Bodenbelag, der verdichtungsstabil, wasser- sowie luftdurchlässig ist. «Weiter versuchen wir, das Wurzelwachstum rasch in die Tiefe zu lenken, wo auch Grundwasser vorhanden ist», zitierte die «LZ» dazu David Risi von der Stadtgärtnerei. Dies, indem die Stadt gezielt nährstoffreiche, sogenannt wurzellenkende Schichten dort einbaut, wo die Wurzeln hinwachsen sollen.

Verwendete Quellen
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