Der EV Zug vor Meisterschaftsbeginn

«Wir müssen am Schluss noch zulegen»

«Jetzt geht es darum, an den kleinen Dingen zu arbeiten», sagt Captain Fabian Schnyder. (links)

(Bild: zvg)

Am 11. September beginnt für den EV Zug die neue Meisterschaft. Nach dem frühen Ausscheiden in den Play-off-Viertelfinals konnte sich die Mannschaft verstärken, hat aber auch zwei gewichtige Abgänge zu beklagen. EVZ-Captain Fabian Schnyder ist aber dennoch überzeugt, dass seine Mannschaft das Potenzial dazu hat, diese Saison Meister zu werden.

Die neue Eishockeysaison hat für den EV Zug schlecht begonnen: Aus vier Spielen in der Champions Hockey League (CHL) resultierten vier Niederlagen. Die Mannschaft ist ausgeschieden. Trotzdem steigt der EVZ hoffnungsvoll in die neue Meisterschaft. Im zweiten Jahr unter Coach Harold Kreis möchte der Verein die gewonnene Stabilität ausnützen und sein Potenzial ausschöpfen. Fabian Schnyder, bereits in seiner vierten Saison als Captain, erklärt, wo seine Mannschaft noch zulegen kann und wo er sich selbst verbessern will.

zentral+: Der EVZ hat seine CHL-Spiele allesamt verloren, das erste gar mit 0:7 gegen Tampere. Ein
Schock?

Fabian Schnyder: Ja klar, das war kein positiver Einstieg. Wir hatten davor drei Testspiele, in denen es primär darum ging, die Mannschaft einzustimmen und Taktiken auszuprobieren, was gut ging. Wir hatten uns gut auf Tampere vorbereitet, doch das Spiel ging gründlich in die Hosen. Das 0:7 rüttelte uns eher wach, als dass es uns in Panik versetzte. Tampere war uns nicht um Längen voraus, spielte aber cleverer. Sie waren weder körperlich, noch läuferisch besser, standen aber immer schon dort, wo wir hin wollten. Davon wollen wir etwas mitnehmen, den Rest haben wir abgehakt.

zentral+: Vergangenes Jahr machten skandinavische Teams den CHL-Sieger unter sich aus, derweil sämtliche Schweizer Vereine bereits früh ausschieden. Haben Schweizer Teams besondere Mühe mit skandinavischen Gegnern?

Schnyder: Ich glaube schon. Skandinavisches Eishockey ist sehr kompakt und defensiv orientiert. Es fallen relativ wenige Tore, in der Verteidigung passieren kaum Fehler. Man checkt kaum vor und legt viel Wert auf das Stellungsspiel und Taktik. Läuft ein Gegner ins Messer, wird das gnadenlos ausgenutzt. Das ist clever. Auch die Schweizer Eishockeynati ist skandinavischen Teams meist ebenbürtig, aber hat Mühe, sie zu bezwingen.

zentral+: Böse Zungen sagen, Schweizer NLA-Teams sähen die CHL-Spiele bloss als Saisonvorbereitung. Wie wichtig ist für den EVZ die CHL?

Schnyder: Sie wird immer wichtiger. Das Projekt könnte wirklich gut und gross werden. Ich hoffe, dass künftig auch die Russen mitmachen. Das würde das Niveau nochmals steigern und den Wettbewerb interessanter machen.

«Immonen ist eine grosse Nummer mit viel Erfahrung in der amerikanischen und der russischen Profiliga»

Fabian Schnyder, EVZ-Captain

zentral+: Sie spielen neu an der Seite von Emanuel Peter. Funktioniert das Zusammenspiel bereits?

Schnyder: Ja, wir müssen uns zwar noch etwas finden, harmonieren aber schon recht gut und kommunizieren viel miteinander. Peter ist sehr erfahren und eher defensiv orientiert, genau wie ich. Ich rechne damit, dass unsere Linie wie bisher gegen die Top-Linien der Gegner auflaufen wird.

Urgestein und Captain

Fabian Schnyders Karriere führte ihn vom Küssnachter Schlittschuhclub zum HC Luzern und zu den EVZ-Junioren. Mittlerweile spielt er bereits seine 13. NLA-Saison beim EV Zug. Der 29-Jährige Flügelstürmer nimmt mit seinem dritten Block vor allem eine defensive Rolle ein. Das war nicht immer so: Im einstigen Paradesturm mit Damien Brunner und Josh Holden scorte der Küssnachter vor einigen Jahren regelmässig. Zwischen 2010 und 2013 spielte Schnyder zudem in der Schweizer Eishockeynationalmannschaft.

2012 löste das EVZ-Urgestein Schnyder den letzten Mai verstorbenen Duri Camichel als Captain ab (zentral+ berichtete). Ein Amt, das ihn zusätzlich anspornt, mit gutem Beispiel voranzugehen und so seine Teamkollegen mitzuziehen. «Ich kann von den anderen nicht verlangen etwas zu tun, was ich nicht selber tue», lautet Schnyders Credo. Die Nummer 57 des EVZ hat noch einen Vertrag bis 2017 mit Option auf Verlängerung um ein Jahr.

zentral+: Was bringen die anderen Neuen, insbesondere Jarkko Immonen und Nicolas Thibaudeau, ins Team?

Schnyder: Immonen ist eine grosse Nummer mit viel Erfahrung in der amerikanischen und der russischen Profiliga und Erfolgen an Weltmeisterschaften und olympischen Spielen. Im offensiven Bereich und als Persönlichkeit wird er für uns zu einer grossen Stütze. Thibaudeau ist ein junger Kämpfer, der dorthin geht, wo es weh tut und uns in gewissen Situationen sehr viel bringen kann.

zentral+: Nach neun Jahren beim EVZ ist Björn Christen zurückgetreten und nach fünf Jahren in Zug wechselte Fabian Sutter nach Biel. Fehlen die beiden stark?

Schnyder: Auf jeden Fall. Beide waren gut in die Mannschaft integriert und ergriffen auch mal das Wort. Emanuel Peter ist aber ein ebenbürtiger Ersatz für Sutter, auch was seine Rolle im Team betrifft. Björn Christen war mit seiner grossen Erfahrung unser Joker. Seinen Rücktritt müssen wir mit der Mannschaft kompensieren. Andere müssen in diese Rolle hineinwachsen.

zentral+: Was sind die markantesten Unterschiede zwischen dem EVZ der vergangenen Saison und der Version 2015/16?

Schnyder: Viel hat sich nicht geändert. Der markante Schnitt geschah ja vergangenes Jahr mit dem neuen Coach und vielen neuen, beziehungsweise zurückkehrenden, Spielern. Jetzt geht es darum, auf unserer Basis aufzubauen und an den kleinen Dingen zu arbeiten.

«wir müssen uns zwar noch etwas finden, harmonieren aber schon recht gut und kommunizieren viel miteinander», sagt Schnyder über Emanuel Peter.

«wir müssen uns zwar noch etwas finden, harmonieren aber schon recht gut und kommunizieren viel miteinander», sagt Schnyder über Emanuel Peter.

zentral+: Welche Lehren hat der EVZ aus dem frühen Playoff-Aus in der vergangenen Saison gezogen?

Schnyder: Wir hatten eine gute Saison und trafen bereits in den Viertelfinals auf einen sehr harten Gegner, den HC Davos. Zum Ende der Qualifikationsrunde waren wir fitter und stabiler als zu Beginn der Playoffs, glaube ich. Leider konnten wir dieses Level nicht mit in die Playoffs nehmen und wurden im ersten Heimspiel mit 1:6 richtig überfahren. Davos konnte in den Tagen zwischen der Qualifikation und den Playoffs nochmals einen Zacken zulegen. Das schafften wir nicht. Immerhin kamen wir dann besser in die Serie und hatten genügend Gelegenheit, die knappen Spiele zu gewinnen.

zentral+: Der EVZ war jene Mannschaft, die dem Meister aus Davos noch am stärksten die Stirn bot. Ein Indiz dafür, dass der EVZ nahe am Niveau des HCD ist?

Schnyder: Ja. Aber an der Spitze ist es so eng, dass wir lernen müssen, wie Davos am Schluss noch zulegen zu können.

zentral+: Hat der EVZ das Potenzial, diese Saison Meister zu werden?

Schnyder: Ja. Das Potenzial haben aber fast alle Mannschaften. Nun kommt es darauf an, was wir daraus machen.

zentral+: Was sind Ihre persönlichen Ziele für die kommende Saison?

Schnyder: Ich möchte eine gute Saison auf hohem Niveau spielen, gesund und fit bleiben. Dazu gehört auch viel Arbeit neben dem Eis. Ich werde zwar älter, aber das soll keine Ausrede sein. Ich möchte auf meinem Niveau der letzten Jahre weiterspielen. Ich möchte meine Chancenauswertung verbessern und defensiv stabil bleiben, um zu verhindern, dass wir wegen Fehlern von mir Tore kassieren.

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon